die Natur als gesundes Philosophiren abgiengen, und
die im Auslande deutsches Forschen einige Zeit lächerlich
und verächtlich gemacht hatte. Tr e v i r an u s
Namen wird sich daher dauernd in der Geschichte
der Anatomie und Physiologie erhalten. Das sichert
ihm sowohl die Fülle der aufgestellten neuen That-
sachen, und die Menge der gemachten Entdeckungen,
welche w'ir seinem grofsen Talent im Beobachten
und Untersuchen, und seinem unermüdlichen Fleifse
verdanken, als die Originalität, der Witz und der
Scharfsinn, die sein Genie bei der Aufstellung der
Lehren über das Leben an den Tag gelegt hat.
Seit dem Jahre 1832 befand sich Tr evi r anus
sehr oft leidend. Er wurde von lange dauerndem,
heftigen Husten und Brustbeklemmung befallen, im
Frühling des Jahrs 1832 warf er auch Blut aus. Im
Monat Juny schrieb er mir: „Ich fühle, dafs meine
„Lungen nicht mehr in gutem Stande sind; sobald
„es meine Geschäfte erlauben, will ich aufs Land zu
„meinen Eichen gehen, unter denen mir immer wohl
„w'ar.“ Im verflossenen Herbst gesellten sich zu seinen
Leiden noch Schlaflosigkeit und öfteres Aussetzen
des Pulses, was ihm sehr lästig war. In jener Zeit
theilte mir der theure Freund folgendes über seinen
Zustand mit: „Von meinem Befinden kann ich nicht
„viel rühmen. Im Frühling der beiden vorigen Jahre
„litt ich an Blutspeien, dieses trat zwar im jetzigen
„Jahre nicht wieder ein. Heftige Congestionen des
„Bluts nach der Brust machten mich aber vier Wochen
hindurch sehr unwohl. Diese kehren auch noch von
„Zeit zu Zeit zurück. Bei strenger Diät, mäfsiger
,Bewegung im Freien und einer mittleren Temperatur
„der Luft befinde ich mich leidlich. Jede starke
„körperliche Anstrengung, Hitze und scharfe Kälte
„aber verursachen mir krampfhaften Husten und erschwertes
Athemholen. Ich kann unter diesen Umständen
nicht erwarten noch lange auf Erden zu
„weilen. Indefs fühle ich mich durch meine Beschwerden
an geistiger Thätigkeit wenig gehindert,
„und deswegen haben sie auf meine Stimmung keinen
„grofsen Einflufs.“
Seiner Krankheit ohngeachtet war er im Laufe
des Winters anhaltend mit vorliegender Arbeit beschäftigt,
wozu er nicht nur die Zeichnungen gefertigt,
sondern deren Stich er sogar besorgt hat.
Letzterer kostete ihm aber viele Mühe und Anstrengung,
und mehrmals äufserte er gegen seine Tochter,
die ihm seit dem Tode der Gattin, treue liebevolle
Pflegerin w'ar, wie er bei dieser Arbeit fühle, dafs
ihm seine sonst so guten Augen den früheren Dienst
versagten. Kaum wrar der Druck der Schrift beendigt,
als die über Europa verbreitete Influenza ihn aufs
Krankenlager brachte. Hier besorgte er noch die
letzte Correctur der Kupfertafeln, die er mit den
Worten endigte, „wie freue ich mich diese Schrift
„so weit vollendet zu t haben.“ Einige Tage darauf
barst ein Lungen - Geschwür, das er schon lange mit
sich herumgetragen haben mufste, und am I 6ten Februar
entschlief er sanft und schmerzlos.