Wurzeln von Saugadern bestehen. Dagegen läfst sich
zwar einwenden, dafs es zweifelhaft sey, ob in dem
Fall, wo ich einen Uebergang der scheinbaren Canäle
eiuer Flocke in den Anfang eines Milchgefäfses zu
sehen glaubte, ein solcher wirklich statt fand. Gegen
diesen Einwurf kann ich aber andere Beobachtungen
anführen, die ich an Theilen machte, über deren Zusammenhang
mit den Saugadern für den, der sie unter
hinreichend starken Vergröfserungsgläsern genau beobachtet,
kein Zweifel seyn kann. Beim Kaninchen ist
ein grofser Theil der inwendigen Fläche des Colon
mit kleinen Gebilden dicht besetzt, die sich, ungefähr
25mal vergröfsert und von oben erlenchtet, als ziemlich
regelmäfsig gestellte, halbkugelförmige, weisse Hervor-
ragungen auf einem dunklern Grunde ausnehmen. Diese
Theile sind von Rudolphi*) als Peyersche Drüsen
beschrieben. Sie haben freilich bei jener Vergröfserung
das Ansehn von Drüsen. Untersucht man aber bei
Kaninchen, die kurz vor dem Tode gefüttert waren,
einen derselben mit einer vertikal abgeschnittenen,
dünnen Scheibe der Substanz des Darms, worauf er
sitzt, so erscheint er, ungefähr 4omal vergröfsert und
von unten erleuchtet, als zusammengesetzt aus dicht
neben einander und fast senkrecht auf der inwendigen
Fläche des Darms stehenden, walzenförmigen Körpern
mit abgerundeten äussern Enden, die einen grauen Saft
enthalten und in grader Richtung bis zur äussern Seite
des Darms fortgehen, wo sie sich zwischen den, auf
dieser Seite liegenden Blut- und Saugadern verliehren.
l) A. a. O. S. 220.
Bei einer noch stärkern Vergröfserung findet man, dafs
ihr äufseres Ende aus sehr zarten, längslaufenden Ele-
mentarcylindern besteht, die auf der Oberfläche dieses
Endes als kleine, wasserhelle Bläschen ihren Anfang
nehmen, aber nicht so weit wie die der Zotten des
dünnen Darms sind. Aehnliche Körper ragen an andern
Stellen des ganzen dicken Darms des Kaninchens, auf
der inwendigen Seite desselben, einzeln in grofser Menge
hervor, laufen zum Theil schlangenförmig gebogen eine
oft ziemlich w'eite Strecke unter der innern Darmhaut
fort, verliehren dann ihren Turgor und gehen in saftleere
Saugadern über*).
Eben diese cylindrischen Anfänge von Saugadern,
die ich S a u g a d e rz o tte n nennen werde, fand ich bei
der Schildkröte, und zwar bei ihr nicht nur in dem
Theil des Darmcanals, der dem Colon der hohem
Thiere entspricht, sondern auch in den Lungen, auf
der inwendigen Fläche der Eiergänge, und selbst in
der Substanz der Hohlvene. Von denen des Colons
waren die stumpfen Enden ganz bedeckt mit eben
solchen Papillen, wie es auf den Falten der innern
Darmhaut jenes Thiers giebt. (S. io5.) Eine dieser
Zotten setzte sich in eine Saugader fort, die so grofs
war, dafs sie sich unter einer mäfsigen Vergröfserung
beobachten und noch bis zu ihrem Uebergang in das
Gekröse verfolgen liefs. Im Zellgewebe der Hohlvene
waren sie in solcher Menge vorhanden, dafs sie einen
grofsen Theil der Substanz dieses Gefäfses ausmachten.
*) In Ij. Boelim’s Dissertation De glandularum intestinalium penitiori
structura (Rerol. 1835. p. 47) sind diese Körper unrichtig als hohle,
absondernde Röhren beschrieben.