X.
Allgemeine Resultate
Alle thierische Theile, welche irgend einen Saft enthalten,
der unmittelbar mitwirkend bei den Lebensverrichtungen
ist, bestehen aus Röhren, und die verschiedenen
Aeusserungen ihrer organischen Thätigkeit
beruhen theils auf der Art, wie diese Canäle mit einander
und den übrigen Organen verbunden sind, theils auf
der Verschiedenheit der in ihnen enthaltenen Säfte.
Die einfachsten Röhren, worauf sich alle übrige zurück--
führen lassen, sind dieElementarcylinder des Zellgewebes.
Dies sind die allgemeinen Resultate unserer sämmt-
lichen, bisherigen Untersuchungen. Man erhält von der
Richtigkeit derselben einen, in die Augen fallenden
Beweis, wenn man einen Bündel von Muskelfasern, der
mit seinen Zellulosen Scheiden umgeben ist, und worin
sich einer der letzten Nervenfäden verliehrt, die sich
unter dem Vergröfserungsglase noch verfolgen lassen,
in einem Tropfen Wasser soweit wie möglich vermittelst
feiner Messer und Nadeln in seine Elementartheile zerlegt.
Je weiter die Theilung gegangen ist, desto weniger
läfst sich mit Gewifsheit noch bestimmen, welche der
vielen einzelnen, durch einander liegenden Röhren, die
man dann erblickt, Muskelfasern, Nervenröhren und
Cylinder der Zellulosen Muskelscheiden sind. Diese
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Bestimmung wird um so schwerer, je jünger das Thier
ist, von welchem jene Theile genommen wurden, und
je zarter dieselben sind. Im frühesten Alter und bei
den Thieren der untersten Classen sieht man statt der
Röhren blos Kügelchen. Es kann seyn, dafs diese
sich an einander reihen, um die Röhren zu bilden.
Es ist aber auch möglich, dafs die Kügelchen nicht
isolirt sind, wie sie zu seyn scheinen, sondern schon
im frühesten Zustande und auf den untersten Stufen
der thierischen Bildung mit einander in Verbindung
stehen und knotige Röhren ausmachen. Aus der Analogie
der Elementarcylinder des Zellgewebes der Fische
läfst sich schliefsen, dafs dies wirklich der Fall ist. Diese
Cylinder haben im frischen Zustande meist das Ansehn
von Aggregaten einzelner, sehr zarter Bläschen. Läfst
man sie aber einige Zeit in Weingeist liegen, so verwandeln
sie sich oft in cylindrische Röhren von ähnlicher
Art, wie es bei den höhern Thieren giebt. Bei
den letztem macht umgekehrt der Weingeist viele der
Röhren knotig, die im frischen Zustande cylindrisch sind
Die Bildung der Elementartheile der niedern Thiere
liegt jenseits einer Gränze, über welche hinaus sich
nicht mit blofsen mechanischen Mitteln und dem Vergröfserungsglase
Vordringen läfst. Es ist darüber nur
von der Anwendung chemischer Mittel Aufschlufs zu
erwarten, über deren Einfhifs auf die Form und Verbindung
der organischen Elemente nur erst wenig feinere
Beobachtungen gemacht sind.