dafs die auf der auswendigen Fläche der Netzhaut
sichtbaren, feinen Fäden bündelweise zur hintern
Fläche der Papillen gehen.
Wenn man diese Papillen in den ungefärbten
Stellen der Gefäfshaut sieht, so glaubt man, die
durchsichtigen, von schwartzem Pigment umgebenen
Glaskörper eines Insectenauges, wovon die, aus
Facetten bestehende Hornhaut weggenommen ist, vor
sich zu haben. Die Papillen haben auch mit diesen
Glaskörpern in ihrer Gestalt, Festigkeit und Durchsichtigkeit
viel Aehnliches. Sie unterscheiden sich
jedoch sehr von denselben darin, dafs sie nicht mit
dem breiten, sondern mit dem schmalen Ende der
Hornhaut zugekehrt sind. Wäre dies nicht, so würde
man sie für Körper halten können, worin jeder
Strahlenbüschel nach seinem Durchgänge durch den
Glaskörper noch wieder eine neue Brechung erlitte.
Auf jeden Fall iäfst sich aus der Gröfse der Netzhautpapillen
bei vielen Fischen und Amphibien auf
ein weit weniger vollkommenes Sehen schliefsen, als
das der mehresten Säugthiere und Vögel ist, und
damit stimmet die Kugelgestalt ihres Crystallkörpers
überein, die, wie wir oben (S. 49) sahen, sich weit
weniger zum schärfern Sehen als die Linsenform
eignet.
Dies ist es, was ich bei neuern Untersuchungen
des Baues der Netzhaut entdeckte. Zur Beglaubigung
meiner Angaben kann ich mich auf die Ueber-
einstimmung derselben in den Hauptpuncten mit den
Resultaten der Beobachtungen des, als scharfsichtigen
und genauen Forschers allgemein verehrten
E. H. W e b e r’s berufen. Dieser fand nicht nur
bestätigt, was ich berichtete, sondern sähe auch noch
einiges Andere, wodurch die Meinung von einem
ursprünglich gegliederten Bau der Hirn- und Netzhautröhren
völlig widerlegt wird. Er schrieb mir im
July dieses Jahrs: „Ihre microscopischen Untersuchungen
über die Gewebe und Elementartheile
„habe ich zum Theil wiederhohlt, und mich Ihrer
„Entdeckungen gefreuet. Dieses ist namentlich der
„Fall beim Auge des Kaninchens, dem ich viel Zeit
„gewidmet habe. Ich finde wie Sie die stabartigen,
„feinsten Nervenfäden, die durchaus keinen varikösen
„Bau haben, und weiche von Ihnen nur in zwei
„Puncten ab: erstlich darin, dafs ich die weissen
„Fasern, die F o n ta n a als Fasern des Sehenerven
„beschreibt, als Bündel solcher Nervenfasern erkenne;
„zweitens, dafs ich finde, dafs die Stäbchen in Kugeln
„endigen, welche einen 3 bis 4mal gröfsern Dürch-
„messer haben als die Stäbchen*). Es scheinen sich
„auch bei einer gewissen Annäherung des Microscops
„die Nervenfäden mit kleinen kugelförmigen Enden
„zu endigen, deren Durchmesser nicht viel gröfser
„als der der Stäbchen ist. Ich glaube mich aber
,,überzeugt zu haben, dafs diese die in Verkürzung
„gesehenen, einwärts gebogenen Enden der Stäbchen
„sind. — Ich habe im menschlichen Auge, 12 Stunden
„nach dem Tode, eine sehr ähnliche Structur als beim
*) Von dieser Endigung der Nervenfäden hs.be ich mich ebeufalls beim
Kaninchen überzeugt. Die 4te Figur der 3ten Tafel des gegenwärtigen
Hefts zeigt die Papillen dar Netzhaut dieses Thiers.