Seite der Retina, gleich unter der Jacobschen Haut,
divergirend nach alleu Richtungen aus. Jeder derselben
biegt sich an einer gewissen Stelle seines Verlaufs nach
der entgegengesetzten, inwendigen Fläche der Netzhaut
um, und endigt sich auf dieser, unmittelbar unter dem
Gefäfsblatt derselben, als eine halbkugelförmige, oder
einem umgekehrten Kegel gleichende Papille. Auf der
strahlenförmigen Ausbreitung der Cylinder liegt im
Innern der Netzhaut ein feines Gefäfsnetz, welches
venöser Art zu seyn scheint, und durch dessen Maschen
die Cylinder bei ihrer Umbiegung ihren Weg nehmen.
Ein anderes Netz, das aus Zweigen der Centralarterie
des Sehenerven besteht, und sich auf der inwendigen
Fläche der Retina befindet, umgiebt die Basis der
Papillen. Bei manchen Thieren verbreiten sich die
Zweige des letztem Netzes strahlenförmig von der Insertionsstelle
nach dem Umfang der Netzhaut, und sind
nach dem Tode von weisser Farbe. Diese Zweige hat
man beim Hasen, Kaninchen u. s. w. unrichtig für die
Markfasern der Netzhaut gehalten. Sie liegen in dem
Gefäfsblatt, welches für jede der Papillen eine häutige
Scheide bildet.
38. Um diesen Bau wahrzunehmen, ist es noth-
wendig, an einem hellen Tage von der Netzhaut so
eben erst getödteter Thiere sehr kleine Stücke, deren
Ränder keilförmig abgeschnitten sind, unbefeuchtet mit
Wasser und ungesäubert von den, ihnen etwa anklebenden
Theilchen des Glaskörpers, unter das Objectivglas
eines zusammengesetzten Microscops zu bringen, das
wenigstens 3oomal im Durchmesser vergröfsert, ein Bild
von grofser Klarheit giebt, und ein sehr helles Sehefeld
hat. Man sieht auf der auswendigen Fläche solcher
Stücke den strahlenförmigen Verlauf der Markcylinder,
an ihrem keilförmigen Rand den Uebergang der
Cylinder von der äussern zur innern Seite der Netzhaut,
und auf ihrer inwendigen Fläche die regelmäfsig
neben einander stehenden Papillen. Die Gefafsnetze
und die Scheiden der Papillen lassen sich an solchen
Stücken frischer Netzhäute uicht genau beobachten.
Hierzu bedarf es sehr dünner, senkrecht von der
inwendigen zur auswendigen Fläche der Retina gemachter
Abschnitte, die aber sehr schwer von der
letztem, wenn sie nicht vorher in Weingeist erhärtet
ist, zu bekommen sind. Die Erhärtung verändert sehr
die Structur der Haut. Hat man sich indefs mit der
Art der Veränderung, die der Weingeist hervorbringt,
hinreichend bekannt gemacht, so läfst sich aus dem,
was man an dem erhärteten Organ sieht, der ursprüngliche
Bau abnehmen. Die Markcylinder und die
Papillen der Netzhaut haben nicht bei allen Thieren
einerlei Breite. Ich fand sie breiter bei Amphibien,
besonders beim Frosch, als bei den übrigen Wirbel-
thieren. Das Nähere erhellet aus den folgenden
Messungen, worin ich aber den Halbmesser der Papillen
der Netzhaut des Menschen nnr als zweifelhaft
habe aufführen können, weil ich denselben bei diesem
nur an Augen bestimmen konnte, worin sich die
Papillen schon von den Markcylindem getrennt hatten
und als Kügelchen erschienen, die schwerlich noch
von der nehmlichen Gröfse wie im Leben waren.
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