
kann, und durch die beiden Löcher einen vertikal
ausgespannten, feinen Faden gegen einen hellen
Hintergrund betrachtet, so sieht man jenen in einer
gewissen Entfernung doppelt. Die beiden Bilder
weichen um so weiter von einander ab, je näher man
den Faden dem Auge bringt, kommen hingegen zusammen
beim Wegrücken desselben, vereinigen sich
in einem gewissen Abstand zu einem einzigen, und
bleiben einfach bis sie endlich verschwinden, wenn
das Auge nicht sehr kurzsichtig ist. Im letztem Fall
trennen sie sich wieder bei einer noch weitern Entfernung
des Objects, und fliefsen dann nicht wieder
zusammen. Dies ist der Scheiner sche Versuch,
der bis soweit nichts enthält, was sich nicht auch in
einer Camera obscura beobachten läfst, wobei aber
Umstände statt finden, die zu grofsen Täuschungen
Anlafs geben können, und dessen wahrer Erfolg sich
auf einem andern, sicherem Wege beobachten läfst.
Es sey in Fig. i3 (Tab. II.) LM das Auge, AB
dessen Axe, D B F die Hornhaut, G H die Pupille.
Vor der Hornhaut befindet sich das iu a und b
durchlöcherte Blatt RN , und zwar in einer solchen
Stellung, dafs es mit der Verlängerung B C der
Augenaxe rechte Winkel macht, und dafs B C durch
die Mitte r des Zwischenraums a b beider Löcher
geht, p ist ein Punct in B C. Von diesem dringen
durch a und b zwei schmale Strahlenbüschel, deren
Axen p o , p i sind, und welche nach ihren Brechungen
die Netzhaut in d, f treffen. Da in jedem
dieser beiden Puncte d, f ein Bild des Objects p
entsteht, so erscheint es doppelt. Rückt p bis q
vom Auge weg, so nähern sich einander die elnfal-
lenden Strahlen q o, q i, und mit ihnen sowohl die
gebrochenen Strahlen o x, iz , als die Bilder x, z.
Diese vereinigen sich mit einander, sobald q soweit
vom Auge absteht, dafs die einfallenden Strahlen
qo, q i nur noch einen sehr kleinen Winkel mit
einander machen, und ihre Vereinigung wird für ein
gewöhnliches Auge immer inniger mit der Näherung
dieser Strahlen zur völlig parallelen Lage., Hingegen
in einem kurzsichtigen Auge, worin eine stärkere
Refraction statt findet, können beim weitern Fortrücken
des Objects nach t die Strahlen t o, t i
nach ihrer Brechung die Lagen o z , ix annehmen,
wobei sie sich innerhalb dem Auge bei 1 kreuzen,
und an denselben Stellen z, x, worin sie bei der
Lage des Objects in q die Netzhaut trafen und hinter
dem Auge in s zusammen kamen, wieder zwei verschiedene
Bilder hervorbringen.
Macht man von p aus p k = p h , spannt in
jedem der beiden Puncte k, h einen Faden vertikal
aus, und nimmt bei unveränderter Stellung des Auges
den Faden in p, so wie das Blatt R N weg, so erfolgt
das, was in Fig. l4 (Tab. II.) vorgestellt ist,
worin die sämmtlichen grofsen Buchstaben A, L, D, B
u. s. w. und von den kleinern p, k, h das Nehmliche
wie in Fig. l3 bezeichnen», Wenn man bei dieser
Vorrichtung die beiden Fäden in k und h bald dem
Auge nähert, bald davon wegrückt, während ihre
Entfernung von einander und ihre Stellung gegen
die Augenaxe unverändert bleiben, so beobachtet man
dasselbe, was man beim vorigen Versuch salie, nur