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unter den stärksten unserer Vergröfserungsgläser die
letzten und einfachsten zu seyn scheinen, dies auch
wirklich sind. Es ist im Gegentheil wahrscheinlich,
dafs die innere Organisation des Gehirns und der Nerven
keine Gränzen hat, und mit der zunehmenden intensiven
Ausbildung des Wirkungsvermögens dieser Organe immer
feiner werden kann.
Aeussere E n d ig u n g e n d e r Nerven in den
W irb e lth ie re n .
P a p ille n d e r N e tz h a u t des Auges und a n d e re r
N e rv en h äu te .
Bei dem innern Bau der Nerven, den wir beschrieben
haben, liesse sich vermuthen, dafs in den
letzten peripherischen Enden derselben ihre Röhren
die Scheiden, worin die Rindencylinder befindlich sind,
wieder ablegen, und dafs die letztem sich nun wieder
von einander trennen. Eine solche Auflösung der Nervenröhren
in ihre primitiven Cylinder findet zwar nicht
an allen äussern Enden der Nerven, aber allerdings an
einigen Stellen statt. Wir werden in Hinsicht auf diesen
Punct zuerst die Netzhaut des Auges untersuchen.
Von der Textur dieser Haut machten sich alle
bisherige Beobachter unrichtige Vorstellungen. Sie sahen
darin blos Kügelchen, und auch die, welche die Zusammensetzung
der Nerven aus Cylindern erkannt hatten,
nahmen doch die Retina für eine Zusammensetzung aus
Kügelchen an, ohne angeben zu können, in welcher
Verbindung dieselben mit den Cylindern des Sehenerven
ständen. Die Ursahe des Mifslingens der bisherigen
Forschungen nach diesem Punct mufs vorzüglich daran
gelegen haben, dafs man Stücke der Netzhaut unter
das Microscop brachte, die nicht ganz frisch waren,
oder die man von dem, im frischen Zustande ihnen
anklebenden Glaskörper abgesondert und dann zu lange
unter Wasser gehalten hatte. Bei dieser Präparation,
mag man auch noch so behutsam verfahren, gerathen
die äusserst zarten organischen Elemente der Netzhaut
immer in Unordnung. Ich sähe indefs doch bei mehrern
Thieren auch in Stücken, die auf solche Art zubereitet
waren, noch etwas Weiteres als Kügelchen. In der
Retina eines Huhns erblickte ich nach dem Rande hin
Gestalten, die das Ansehn sehr feiner Cylinder hatten.
In dem dickern, weniger durchsichtigen Theil zeigten
sich bei einer gewissen Lage des Objects parallele
Striche, die auf eine ähnliche, in der Netzhaut wie in
dem Hirnmark und den Nerven statt findende Zusammensetzung
aus, der Länge nach an einander liegenden
Röhren hindeuteten. Die Striche waren aber so fein,
und lagen so nahe an einander, dafs sie sich nur bei
sehr hellem Tageslichte unterscheiden liefsen. Ich sähe
nachher das Nehinliche selbst noch in der Netzhaut einer
Krähe, die schon längere Zeit in Weingeist gelegen
hatte.
Nähern Aufschlufs erhielt ich über die eigentliche
Structur dieser Haut, als ich eine abgeschnittene Scheibe
des Glaskörpers aus dem Auge eines Staars (Sturnus
vulgaris), woran ein Stück der Retina klebte, unter
dem Microscop betrachtete. Es überraschte mich sehr,
dasselbe bei 3oomaliger Vergröfserung ganz bestehend
aus dicht an einander liegenden, höchst zarten Röhren