
T i r i e ,
Diese Insel, welche mir durch einen sehmalen Sund von der Insel C o l i
getrennt w ird , ist ungefähr e ilf Meilen lang und zwey und eine halbe Meile
breit. Sie hat viele Sandlager, die jenen auf C o l i gleichen und die auch sehr verwüstend
sind. Es giebt zwar einige Berge, die zwey bis dreyhundert Fufs hoch
sind, aber der gröfsere Theil der Insel ist niedrig, mit hin und wieder vorkommenden
Felsen und häufigen kleinen Seen. Wenn man diese Insel von einer
Höhe herab überblickt, so erscheint sie im Ganzen genommen unfruchtbar,
doch soll die Menge pflugbares Land zwischen den Felsen die Hälfte der Insel
betragen; ein weit gröfseres Verliältnifs, als das auf C o li . In der Mitte der
Insel befindet sich eine grofse und sehr schöne Ebene, die 1200 Schottische
Acker enthält und ungefähr nur sechs Fufs über dem hohen Wasserspiegel erhaben
ist. Bey stürmischem Wetter überschwemmt die See nicht selten diese
Ebene und veranlafst üble Folgen.
Die Einwohner haben sich bemüht, dieses Uebel abzuwenden, und einen
Damm von Steinen und Erde an der einen Seite gebaut, indem die See
am der andern Seite eine beträchtliche Schutzwehr von Geschieben aufgeworfen
hat. Doch ist keins von beyden hinreichend gewesen, den Wollen des Atlantischen
Meeres zu widerstehen.
Es scheint, dafs diese Insel ehedem mit der Insel C o li verbunden gewesen
sey; indem die Insel G u n a , welche in dem Sunde lie g t, wahrscheinlich ein
Theil des dazwischen befindlichen Landes gewesen ist, das der Zerstörung entging.
Dieser Ursache wegen giebt es nur wenig Verschiedenheit in ihren Gebirgen,
da der gröfsere Theil von T i r i e aus Gebirgen von Hornblendgestein,
Gneis und Urgrnnstein besteht, die im Ganzen genommen sehr viel Verflachung
haben. Diese Gebirge sind in verschiedenen Theilen der Insel von
Basaltgängen durchsetzt, und in dem südwestlichen Theile der Insel bemerkte
ich einen grofsen Quarzgang mit eingemengtem Schwefelkies diese Gebirge
durchsetzen, und auch einen grofsen Gang von dichtem sandsteinartigem
Quarze, der mit Talkschichten, Feldspatlikrystallen und etwas eingesprengtem
Bleyglanz gemengt war. Wahrscheinlich würde dieser Gang bey einem Versuche
so viel Bleyglanz liefern, dafs er bauwürdig wäre. Es würde von wenig
Nutzen seynr wenn ich mich in die genauere Beschreibung der! unbeträchtlichen
Abwechselungen der Gebirge in den besondern einzelnen Theilen der Insel
einlassen wollte; ich werde defshalb meine wenigen Beobachtungen auf eine
kurze Beschreibung des Kalksteinbruchs', der diese Insel so merkwürdig gemacht
hat, einschränken.
Der Kalksteinbruch liegt unmittelbar an dem Seeufer bey einem Maier-
bofe, B e le p h e t r i c h genannt: die Küste ist hier niedrig und felsig, aber in
einer Meinen Entfernung befindet sich eine Anhöhe, die man den H i l l o f
B e l e p h e t r i c h nennt. Das Gebirge ist beynahe senkrecht geschichtet, und
besteht aus Hornblendgestein und einem Gemenge von dunkelrothem Feld-
spath und Quarz, welcher letztere bisweilen eingestreute Hornblendkrystalle
enthält. Der Kalkstein bildet ein Lager von sehr beträchtlicher Ausdehnung;
scheint auch fast senkrecht geschichtet zu seyn und wird von den so eben erwähnten
Gebirgsarten begrenzt. An einigen Stellen wird es von Meinen Gängen
von Quarz und röthlichem Hornstein durchsetzt, und ich bemerkte auch
einen Gang von Granit, der aus Quarz und Feldspath bestand, in ihm aufsetzen.
Dieses Kalksteinlager ist von verschiedenen Beisenden für einen Gang gehalten
worden; aber diefs ist offenbar ein Irrthum.
A u f der entgegengesetzten Seite des H i l l o f B e le p h e t r i c h befindet
sich ein Lager von weifsem Kalkstein, der zwischen den gewöhnlichen Gebirgsarten,
aus welchen die Insel besteht, gelagert ist. A u f diesem Lager
scheint auch gebrochen worden zu seyn, es ist aber, so wie jenes, seit langer
Zeit als nnvortheilhaft aufgegeben worden.