
bestehen. Dieser berühmte Holm ist von der grofsen Insel ungefähr 34 Klafter
getrennt und an allen Seiten vollkommen wie eine Mauer, so dafs er von
unten her gesehen einen sehr schrecklichen Anblick darbietet *). So unzugänglich
als er auch erscheint, so hat diefs dennoch die verwegenen Insulaner
nicht verhindert, seinen Gipfel zu ersteigen. Dieses Wagestück wurde vor
vielen Jahren durch einen furchtlosen Vogelsteller ausgeführt, der, soba ld er
den Gipfel erklimmt hatte, Pfähle in den Erdboden einschlug. Nachdem er
von der entgegengesetzten Seite Seile um diese Pfähle gezogen hatte, wurden
diese auf dem Ufer der Insel an andern Pfählen, welche jenen gegen über
standen, befestigt. Hierauf wurde eine hölzerne Maschine, die man eine
Wiege nennt, auf den Seilen befestigt, so dafs sie vor- und rückwärts gezogen
werden konnte, und auf diesem Wege gehen sie auf die Jagd der zahllosen
Seevögel aus, welche in diesen Klippen nisten. Der Vogelfänger, welcher
zuerst die Pfähle einschlug, aufgeblasen durch den glücklichen Erfol»-
seines Unternehmens, wollte von der Wiege keinen Gebrauch machen, sondern,
indem er jeder Hülfleistung trotzte, versuchte er herab zu steigen, und
wurde unten auf den Felsen in Stücken zerschmettert. Die Insel und der
Holm unterscheiden sich durch ihre Gebirgsarten nicht von der Insel B r a s s a y
denn sie bestehen aus plattenförmigem Sandstein und Conglomérat: aber der
Sandstein findet sich von verschiedenen Farben, indem ein beträchtlicher Umfang
der Klippen eine rotfie Farbe hat.
Die entgegengesetzte Seite des Sundes von L e r w i c k besteht aus dem
nämlichen Sandstein und Conglomérat, wie man es bey der Insel B r a s s a y
bemerkt. Das oben erwähnte Fort, welches das eine Ende des Städtchens
bildet, ist auf einem Gonglomeratfelsen-erbaut, dem bald ein horizontales
Sandsteinflötz fo lg t, welches sich bis an das entgegengesetzte Ende des Städtchens,
der N ab genannt, hinzieht. Die in der Nachbarschaft befindlichen
Berge sind nicht hoch, und bestehen aus Sandstein und Conglomérat. Dieser
Sandstein ist der nämliche, den man in allen den andern Theilen der Insel
*) D ie ie r H o lm so ll nach Hrn. P e n n a n t 48° F u fs hoch s e y n , doch is t diel» ge-
w if s etw a s z u reich lich angegeben.
bemerkt. Das Conglomérat besteht aus Stücken von rothem Granit, Glimmerschiefer,
Quarz, Feldspath und grünem Glimmer : diese Stücke sind entweder
Geschiebe oder Bruchstücke; sie sind von verschiedener Grölse, von
der eines Kornes bis zu Massen von einigen Centnern. Das Bindemittel ist
kaum kennbar, ausgenommen in grofsen Massen, wo von den kleinern Bruchstücken
ein Kitt gebildet wird. Ich bemerkte auch im Allgemeinen, dafs,
wo die Bruchstücke breit sind, die Schichtung schwer zu erkennen ist, und
dafs die Schichten horizontal laufen ; dafs aber,- so wie die Theilchen kleiner,
auch die Schichten deutlicher werden und sich verflachen.
Die Küste von L e rw i c k bis Q u a r f bestellt aus Sandstein: jedoch giebt
es an einigen Stellen grofse Felsen von Conglomérat, die wegen der ungeheuren
Gestalt ihrer Gemengtheile ein sehr sonderbares Ansehen haben.
An diesem Theile der Küste giebt es verschiedene grofse Höhlen. Wir
ruderten in eine derselben eine beträchtliche Strecke hinein, landeten hierauf
und gingen bis zu ihrem äufsersten Ende. Bey dem Eingänge befindet sich ein
natürliches Gewölbe, • welches allmählig niedriger wird, bis .es sich in Finstern
is , verliert, wo man nichts als das Tropfen des Wassers von der feuchten
schwarzen Decke hört; und hin und wieder das Stillschweigen durch das
Schnaufen der Seehunde oder das Flattern der Pelikane oder Tauben gestört
wird. Aber das ScliönsLe bey dieser Felsenscene ist die wunderbare Durchsichtigkeit
des Wassers, welches unserm Auge Felsen von den seltsamsten Figuren
entdecken liefs, die mit der schönsten Millepora rubra bedeckt und mit Fuci
von einer grofsen Mannigfaltigkeit der Farben geziert sind. Diese Juci zeigen,
wenn sie durch eine sanfte Bewegung des Wassers bewegt werden, zahlreiche
Arten von Spöngae, Actiniae und Echiniten von den ausgesuchtesten Farben,
und diefs zusammen genommen bildet ein bewundernswürdiges unter W asser
befindliches Gemählde.
Bey Q u a r f ist die Insel nur ungefähr zwey Meilen breit und bildet die
Landenge, welche die südlichen Kirchspiele mit dem M a in la n d verbindet.
Sie bildet eine Art von Th a l, welches zu beyden Seiten durch beträchtliche