
D i e O r k n e y I n s e l n .
Si ebenzehnt es Kapi tel .
K u rz e m in eralo g isch e B esch reib u n g d er O rk n e y ' Ingeln : nämlick.
von F lo tta , S o u th - R onaldsoha, B u rra , P omona, S hapinsha, Strön-
sa, S snda, E d d a, W e s tra , Papa • W e s tra y , E g lish a, R ousa und
Hoy. ' - . . • p
D a ich auf meinen ehemaligen Reisen den gröfsem Theil der S c h o t t i s c h e n
I n s e ln durchkreuzt hatte, so lag es. mir sehr am Herzen, die Orkney-
I n s e ln zu besuchen, um so meine Reise vollständiger zu machen, und in
dieser Hinsicht ergriff ich verwichenen Sommer 179;) mit beyden Händen die
Gelegenheit eines Schiffes, welches nach der Insel K o y ging, und segelte am
9. Juny von L e i t h ab. Die Witterung war stürmisch und der Wind contrair,
so dafswirdie O rk n e y In s e in nicht eher, als den mosten, herzlich ermüdet
von unserer Reise, erreichten.
Sobald als das Schiff ankerte, landeten wir an der Insel H o y , unmittelbar
unterhalb dem Hause des Hm. B r em n e r , des Geistlichen von dem Kirchspiele,
der uns sehr gütig aufnahm. Nachdem wir gef^ühstückt hatten, war
Hr. B r em n e r so gütig, uns bis an den B e r r y - h e a d zu begleiten, einer der
schauderhaftesten Felsenahgründe auf den O r k n e y I n s e ln . Das Gehen war
Anfangs ziemlich leichte; als wir aber den Berg höher hinan kamen , wurde es
ermüdend. Nachdem wir den Gipfel eines hohen Berges erreicht hatten, mußten
wir noch eine beträchtliche Höhe ersteigen, die uns bis auf den B e r r y -
h e a d brachte. Hier lag in der Thal mit einmal eine ungemein erhabene Scene
vor nnsern Augen. Unter uns und längs der w estlichen Küste der Insel, auf
einige Meilen w e it, waren schauderhafte Abgründe von rdthem Sandstein der
sich zu einer grofsen Höhe erhob. Wir krochen nach dem Bande des
Abgrundes, und sahen mit Schrecken einen senkrechten, mehr als tausend
Fufs tiefen Absturz.
Als wir unsere Aufmerksamkeit von jener Aussicht auf die ungeheuer»
Abstürze wegwenden konnten, so zeigte sich unserm Blicke eine Scene von
einer ganz verschiedenen Art. Der Himmel war hell und k la r , das Meer so
ruhig und still wie ein Landsee, das ganze weite Meer, und der P e n t la n d
F i r t h , von dem Gap -W-rath bis- D u n c a n s b a y H e ad , war vor uns:
die wilden Gebirge von S o u th e r l a n d und C a i t h n e f s in blauer Ferne vermehrten
dasjGrofse dieser Scene, indem sie sich dem Auge immer mehr und
mehr entzogen, bis sie endlich mit dem Ocean in Lins verflossen. Wir kehrten
vergnügt mit unserer Streifcrey nach unserer Wohnung zurück, fanden
aber keine Verschiedenheit in den Gebirgsarten, dä Sandstein das einzige Gebirge
war, welches wir bemerkten.
Wir blieben diese Nacht bey Hm. B r em n e r , und nahmen den nächsten
■ Tag ein Boot nach der Insel S o u th R ö n a ld s h a , aber auf unserm Wege
untersuchten wir noch die kleine Insel
F l o t t a .
Diese Insel hat einen kleinen Umfang und ist niedrig; aber an einigen
Stellen giebt es an der Küste Klippen von beträchtlicher Höhe. Sie besteht
ganz aus gewöhnlichem und plattenförmigem Sandsteine, auch ist sie sonst
nicht merkwürdig, ausgenommen wegen ihrer vormaligen Berühmtheit, da
sie der Aufenthalt des Geschichtsciirèibers war, der von der Krone von N o r w
e g e n den Auftrag erhalten hatte, Nachrichten in Hinsicht des n ö r d l i ch
en S c h o t t la n d zu sammeln. Diese Erzählungen bildeten ein Werk,
welches Codex Flotticensis betitelt ist, und dem T o r f a e u s Vieles von seiner
Geschichte der nördlichen Theile von S c h o t t l a n d verdankt.
Von hier fuhren wir hinüber nach der Insel