
Ein mäßigerer Grad von Hitze, mit Feuchtigkeit verbunden, verstauet den
Substanzen sich langsamer aufzulösen und die vegetabilische Substanz in verschiedenen
andern Zwischengraden aufzustellen, die wir in Rücksicht des
Turfs, je nachdem, er mehr öder weniger aufgelöst ist, bemerken. Ein sehr
grofses Verhältnifs von Feuchtigkeit hat einen mächtigen Einflufs auf die Verzögerung
des Processes: so sind z. B. die Bäume, welche auf der Sohle von Turflagern
gefunden werden, frischer, als die an der Oberfläche, weil sich auf der
Sohle eine gröfsere Menge Wasser befindet, und die neulich aus der Themse
gezogenen Pfosten sind ein anderes merkwürdiges Beyspiel hiervon.
Hieraus erhellt, dafsTurf eine vegetabilische Substanz ist, welche zum
Theil die so eben erwähnten Veränderungen erlitten hat und noch leidet, und
viele Thatsachen veranlassen mich zu schiiefsen, dafs der gemeine Tu rf eine
vegetabilische Substanz s e y , welcher ein beträchtlicher Theil ihres Wasserstoffs
entzogen ist. Nicht allein die Umstände, welche die [Lage und das Ansehen
des Turfs betreffen, sondern auch andere Thatsachen machen diese Meinung
wahrscheinlich.
1) Bringt man Schwefelsäure langsam zuOelen und rührt sie um, so werden
sie nach und nach braun, und nun ist das Oel in Wasser und
Weingeist auflösbar; wenn aber die Schwefelsäure in zu grofeer Menge
hinzugethan wird, so bildet sich eine schwarze unauflösliche Masse.
b.) Wenn thierisches Oel der Wirkung des Sauerstoffgases ausgesetzt wird,
so bildet sich Wasser, und Kohlenstoff wird niedergeschlagen.
Bey diesem letztem Versuche bemerkt man, dafs die Äbscheidung des
Wasserstoffs die Fällung des Kohlenstoffs verursacht: und bey dem Versuche
mit der Schwefelsäure bemerkt man, dafs in dem Verhältnisse, in welchem
der Wasserstoff zerstreut wird, der Kohlenstoff mehr oder weniger in Wasser
auflösbar wird; und wenn der ganze Wasserstoff verschwindet, bleibt .eine
■ wahre Kohle zurück. A u f ähnliche Weise wird in Rücksicht des Turfs den
holzigen oder andern vegetabilischen; Theilen langsam ein Theil ihres Wasscr-
Stoffs entzogen, .sie.werden braun, in Wasser und Weingeist etwas auflösbar, und
bilden auf diese Weise eine Art von bituminösem Wesen *). Durch eine weitere
Auflösung wird mehr Wasserstoff' abgeschieden, wodurch die vegetabilische
Substanz im Wasser unauflösbar wird, aber im Alkali noch auflösbar
bleibt; endlich wird beynahe das ganze Hydrogen abgesondert, wo dann eine
schwarze Substanz übrig bleibt,; die man T u r f e r d e nennt. Diese letztere
verbindet sich, wenn sie der Luft ausgesetzt ist, mit einem Theil Sauerstoff,
bildet Korltsäure, und scheint dasjenige zu seyn, was L o r d D u n d o n
a ld gesäuerten T u r f (Oxygenated Peat) nennt.
Wenn diese Erklärung für wahrscheinlich gehalten werden sollte, so kann
man einige andere Thatsachen auf eine ziemlich befriedigende Weise erklären.
So bemerkt z. B. der grofse K a p i t ä n C o o k , dafs die Küste von Tierra de!
Fuego mit Tu r f bedeckt is t , und dafs das Wasser, welches aus selbigem läuft,
ein braunes, trübes Ansehen hat. Er war einstmals genöthigt, an diesem
schrecklichen Orte Wasser zu nehmen, und konnte kein anderes Wasser erhalten,,
als das aus dem Turflager. Da, ihm diefs in Absicht seiner guten Eigenschaften
sehr verdächtig vorkam, so wurde es anfänglich nur sehr'spärlich gebraucht.
Als sie bald nachher in die wärmern Himmelsstriche des S t i l l e n
M e e r e s gekommen waren, fand er, dafs dieses Wasser, nar.hdem'es einen
kleinen Bodensatz abgesetzt hatte, durchsichtiger wurde und unter dem ganzen
an Bord befindlichen Wasservorrath das gesündeste und von Fäülnifs am
meisten befreyte war. E s ist wahrscheinlich, dafs die Beymischung. von Turf
in diesem Falle auf eine ähnliche Weise wirkt, als Holzkohle (von welcher er
nur wenig verschieden ist), indem er die faulende Substanz absondert. Eine
andere merkwürdige Thatsache wird von Dr. P l o t t erwähnt, dafs nämlich
in der Nachbarschaft von Turflagern niemals Wechselfleber Vorkommen. Dieses
scheint entweder von der langsamem Zersetzung der organischen Theile
in den Turflagern als in den Sümpfen — durch welche ein kleinerer Theil von
*) Man vergleiche Hrn. H a tch e tt’s vortreffliche Abhandlung über bituminöse Substan-
sen, welche in dem 4* Bande der Linacan Transactions eingerückt ist.