
Ursprung Zugaben, wichen blos in der Erklärung der Mittel ab, deren sich
die Natur bedient, um d ievegetab ilischen Ueberbleibsel zu erhalten.
Endlich hat man die Veraiuthung gehabt, dafs er eine l e b e n d e P f la n z e ,
siii generis, sey.
Der vegetabilische Ursprung dieser Substanz leidet keinen Zweifel, alle
andere Meinungen waren leere Hypothesen: auch stimmt cs nicht mit der,
AVirklichkeit uberein, wenn man behaupten wollte, dafs entweder Holz oder
Moos allein die einzigen Bestandteile wären, die den Tu rf bilden, denn es
ist hinlänglich bekannt, dafs in den meisten Fällen beyde zu seiner Bildung
beytragen. Betrachten wir den eigentümlichen Zustand von Erhaltung der
vegetabilischen Bestandteile des Turfs, so ist man sehr gewöhnlich der Mei-
nung, dafs umgefallenns H o lz , wenn es zu verfaulen anfängt, einen Extract
von der Natur des Gerbestoffs hervorbringt, der das Moos, welches zwischen
den Bäumen aufwächst, erhält und in T u r f verwandelt. Diese Meinung gründet
sich.auf die bekannte AA irkung der adstringirenden Substanzen, die t i e r i schen
Theile vor Fäulnifs zu verwahren; es wird daher n ö t i g seyn, diesen
ProceEä zu untersuchen, um zu entdecken, ob er uns bey Erklärung der bey
dem Turfe vorkommenden Erscheinungen unterstützen wird. Nur neuerdin°s
haben wir eine wahrscheinliche Erklärung des Gerbeprocesses erhalten, und
wir verdanken einem vortrefflichen Chemisten, Hm. S e g u in , einige interessante
Versuche und Beobachtungen über diesen Gegenstand *). Er zeigt, dafs
Eichenrinde u. s. w. zwey Stoffe entludt: den Gerbestoff, der eine grofse Verwandschaft
mit dem Kleber hat, und die Galläpfelsäure, die eine starke Verwandschaft
gegen den Sauerstoff hat. AVenn man eine Auflösung der Rinde
bey Thierhäuten anwendet, so nimmt er an, dafs die Galläpfelsäure den Sauerstoff
aus der muskulösen Fiber zieht und in einen Zustand von Kleber verwandelt,
der sich sogleich mit dem Gerbestoff verbindet und ein Gemische
bildet, welches die Ursache von der Unzerstörbarkeit des Leders ist. w i r
haben bereits gezeigt, dafs T u r f keine Galläpfelsäure enthält; aber auch zugegeben,
er enthalte sie, so ist es unmöglich, zu begreifen, dafs eine solche
') Journal of the Polytechnic School of France.
"Wirkung in Rücksicht vegetabilischer Theile, besonders bey dem Tnrfe, bey
welchem ich durch Versuche fand, dafs er keinen Gerbestoff enthält, statt
finden könne. Es wird daher nöthig seyn, den Einflufs vegetabilischer Säuren,
li. a. m. äuf, vegetabilische Theile zu untersuchen, ehe irgend eine wahrscheinliche
Meinung von -dieser Art aufgestellt werden kann.
Jetzt w ill ich versuchen, den eigentümlichen Zustand der vegetabilischen
Körper, wenn sie in der Gestalt des Turfs Vorkommen, nach chemischen Grundsätzen
zu bestimmen. — Wenn w ir die verschiedenen Erscheinungen bey v e r wesenden
Vegetabiliën betrachten, so kann man zwey deutliche Stufen bemerken
— die s a u r e und die f a u l e n d e G ä h r u n g . Diese Processe werden
sehr durch Umstände verändert, indem sie von dem Grade der Hitze, der
Feuchtigkeit und fler Gegenwart der Luft und der gröfsern und langem Dauer
der AVirkung dieser Kräfte- abhängen. Die foulende Gährung ist die einzige,
welche hier unser Hauptaugenmerk erfordert; denn richten wir unsere Aufmerksamkeit
auf die Erscheinungen, welch«; sie darbietet, so -wird uns
diefs in den Stand setzen, besser über den Zustand der vegetabilischen
Theile in dëm Turfe zu urtheilen.
Bey dem faulenden Processe wird die Zerstörung der vegetabilischen
Theile, wenn die Hitze beträchtlich is t, bald vollendet: das Ganze wird als
Kohlensäure, kohlenstoffhaltiger Wasserstoffgas und bisweilen als Ammoniak
verflüchtigt, und ein geringer Theil von Kohle und Asche bleibt zurück *).
Es ist klar, dafs überhaupt, wo auch nur kohlensaures Gas und kohlenstoffhaltiges
Wasserstoffgas gebildet wird, sowohl erdige als salzige Theile zurückgelassen werden;
denn Kohlenstoff, "welcher Verbindungen mit diesen Gasarteu eingeht, enthält
weder erdige noch salzartige Theile. Dieses zugegebenkönnen wir auf die Gegenwart
salzartiger Theile in den Pflanzen ohne eine grofse Hypothese rechnen. Herr
Lampadius, P r o fe s s o r der Chemie -zu F re y berg, hat entdeckt, dafs die
Kohle das Wasser bey gewöhnlicher Temperatur zersetzt: da nun alle Dammerde Kohlenstoff
enthält, so ist es offenbar, dafs während der Bildung dieser Gase durch die
Wirkung der Sonnenstrahlen eine Menge von salzartigen Theilen in der Dammerde
zum Nutzen der Vegetabiliën übrig bleibe.