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152 g^ortpflanjung ititb ajermeijntiig buvd) {gvitrfjte.
(gerieft unb bitbeu nun fünf ben Viütenmnnb nnujebenbe Knäuel, welcße bei ftücßtigem
Slnfeßen glauben ntacßen, bie Vlütegeit fei fcßon oorüber (f. Slbbilbung, ©. 150). Slber fobalb
ber Slbeub ßeranrüift, oerfdjwinben bie kungeln, bie Kronenblätter glätten fidj, rollen
fidj auf, breiten fid; wieber fiernförmig aug unb fdjlageu fid; neuerbiugg gurüd. Eine
Eigentümlidjfeit, weldje biefen Vlüten gufommt, befießt oud; barin, baff bie innere ©eite
ber Kronenbiätter weiff, bie Siüdfeite fdjmuffig gefb, grünlidj ober braun, aucß trübrot ober
faft afdjgrau, immer aber non einer unauggefprodjenen, nnfdjeinbaren, wenig in bte Singen
fallenben Barbe ift. SBäßrenb bie fteruförmig ouggebreiteten nnb gurüdgefcßlagenen Kronenblätter,
weidje bie Bauenfeite nadj auffeu feßren, mit ißrer weiffen Barbe in ber Dämmerung
beg Slbenbg feßr auffallen, finb bie eingerollten oerfnitterten Kronenblätter, oon
weldjen nur bie Siüdfeite gu feßen ift, bei Dage nidjtg weniger alg in bie Singen faHenb
unb madjen oielmeßr ben Eiubrud, alg feien fie bereitg oerwelft nnb babei gebräunt, wie
bag audj in ber Slbbilbung auf ©. 150 gu feßen ift. Bafolgebeffen werben fie aucß am Dage
oon ben Bafefien nidjt beadjtet nnb nicßt befndjt.
Dag ift eg aber gerabe, wag ßier augeftrebt erfdjeiut. Bene Bafeften, weldje im Banfe
beg Dageg gu ben Vlüten fommen, um bort Honig gu fangen, wären für bag Beimfraut
nidjtg weniger afg willfommene ©äfte. Die fabenförmigen Dräger ber Sintßeren finb gurüd-
gefrümmt, bie Sintßeren finb gufammengefcßrumpft unb leer ober abgefallen, unb eg tft jefft
fein Tollen in ben Vlüten abguftreifen. Ein Ijonigfaugenbeg BafoH mürbe um biefe ¿od
weber Toden auflaben nodj ablaben fönnen, nnb ber Honig wäre baßer ben Dagtieren um-
fonft geopfert. Bn bie Viüien ßätteu nocß bagu ben Siadjted, baff fie, beg Henigg beraubt,
in ber barauffolgenben Siacßt ein Slnlodunggmittef weniger befiffen würben. Um eg furg gu
fagen, bie Vlüten biefer nelfenartigen Tdnngen bteiben taggüber oon ben Vefucßern aug
ber Bnfeftenwelt oerfdjout, weil gu biefer Beü ißre Vlumenblätter bie fcßmuffige nnfhein-
bare Siüdjeite nadß auffeu feßren, feinen Duft in bie Büfte ftreuen unb bie Dänfcßung ßer-
oorbringen, afg mären fie oerwelft unb in ißnen niht^ Vraucßbareg meßr gu finben. ©o-
balb aber bie Siadjt ßeranrüdt, ba fteßen bie podenbefabenen Sintßeren unb bie famtigen
Siarben oor bem Eingänge gum ßonigfüßrenben Viütengrunbe, ber Duft unb bie weiffe Barbe
Der Vlumen loirfen alg Slnlodunggmütel für bte Bnfeften, unb jefft finb biefe alg Vefticßer
widfommen nnb gern anfgenommen, freilidj nur folcße, weldje gufolge ißreg Körpermaffeg
bei ©eiegenßeit ißrer Vefticße ben Toden ober bie Siarben ftreifen unb rafdj oon Vlüte gu
Vlüte fdjwärmen. Die anbern, welcße gu flein finb ober ber BÜTel entbeßren, finb aucß
jefft nocß fern geßalteu nnb gwar burh Einricßtungen, auf weldße fpäter nocß bie kebe fommen
wirb. Von ben widfommenen Vefudjern finb aber wieber burcß ißre ©röffe, Körperform,
Siüffellänge unb oerfcßiebeue anbre Eigentümfidjfeiten beg Vaueg bie fieinen Eulen
am beften geeignet unb unter biefen ingbefonbere bie Slrten aug ber ©attung Diantlioecia,
oon weldjen eine olg Vefuherin an ber Vlüte beg uidenben Beimfrauteg in ber Slbbilbung
auf ©. 151 bargeftedt ift. Diefe fleinen Siahtfdjmetterlinge fommen aucß fteiffig angefio-
gen, foiigen Honig, unb bie SBeibcßen fegen ißre Eier in bie Vlüten. Eg fommt attdj oor,
baff bie SBeibdjen oon einer Vlüte, an ber fie ficß faugenb aufgeßalten ßaben, Toden auflaben,
bonn gu anbern Vlüten fliegen, on biefen, oßne wieber Honig gn fangen, bie Eier
oblegen tmb bei biefer ©eiegenßeit ben mitgebradjten Toden an bie Siarben abftreifen. Dag
Ergebnig oder biefer Vorgänge ift aber folgenbeg. Die Viüien beg nidenben Beimfrauteg
fowie ber onbern oben erwäßnten nelfenartigen ©ewäcßfe finb für bie fteinen Eiden aus
ber ©attung Diantlioecia unb Mamestra berecßnet unb werben ougfcßUefflih ober oor-
waltenb oon biefen Dteren befucßt. Die fieinen Eulen gewinnen bort unb bie
SBeibhen finben bie für fie eingig unb odein geeigneten Vrutftätten für ißre Eier. Der
©egenbienft, welcßen bie ©djmetterlinge ben Sielfengewädjfen erweifen, befteßt barin, baff
iitertragung be§ iffoKenS burdf; eieriegenbe Qniefteii.
fie ben Toden oon Viüie gu Vlüte übertrogen unb baburcß bag Entfteßen oon ©amen oer-
anlaffen, wetdße fonft gewiff nidjt gu ftanbe fommen würben.
Die ßier gefdjiiberten Vegießungen gwifdjen ben ffeinen Eufen aug ben ©attungen
Dianthoecia unb Mamestra unb ben keffengewäcßfen aug ben ©attungen Silene, Lychnis
unb Saponaria wieberßolen ficß aucß nodß in meßrereu anbern ©ruppen ber ©cßmetter-
Unge unb Tdongen. ©o fteßen meßrere Slrten ber fieinen blauen Dagfalter aug ber ©attung
Lycaena gu ben Hüffengewädßfen unb Siofifforeen in einem gang äßntidjen Verßäitniffe.
Die fcßöne Lycaena Hylas befudßt bie Vlüten beg SBunbffeeg (Anthyllis Vulneraria) unb
überträgt bei biefen Vefucßen ben Toden oon einem ©tode gum anbern. Dag SBeibcßen
legt bie Eier in ben Brudßtfnoten ber befucßten Vlüten, unb oug ben Eiern fcßlüpfen kaupen,
bie fidß oon bem jungen ©amen ernäßren. Qm auggewacßfenen Buftanbe oerloffen bie kau!
pen ben Brucßtfnoten unb geßen unter bie Erbe, um ficß bafelbft gu oerpuppen. Dagfelbe
Verßäitnig befteßt gwtfdßen ber fübeuropäifcßen Lycaena Baltica unb bem Vlafenftroudße
(Colutea arborescens), ber Lycaena Areas unb bem SBiefenfnopfe (Sanguisorba officinalis)
unb nocß fo mancßen anbern; nur fommen gu ben Vlüten biefer Tdangen neben
ben genannten ©dßmetterlingen aucß nocß anbre mit Toden belabene Bnfeften angeffogen,
wefdße feine Eier in bie Binidßtfnoten fegen unb afg Boßn für bie Übertragung beg Todeng
nur Honig erßaften, fo baff biefe Böde woßf nur teilweife ßierßer geßören.
Dagegen würbe bie Bebenggefcßicßte einer auf ben fapfettragenben Slrten ber
©attung Yucca lebeubeu Skotte, Siameng Pronuba yuccasella, befonnt, weldje
eing ber merfwürbigften Veifpiele für bie Übertragung beg Tolteng burdj
eierlegenbe Bnfeften bilbet unb ßier etwag augfüßrlicßer befprocßen werben fod. Die
Vlüten aller Slrten ber ©attung Yucca fteßen in umfangreicßen «kifpen beifammen (f. Slb-
biibung, Vanb I , ©. 619), finb glodenförmig unb ßängen an grünen glatten ©itelen. Die
Vlumenbiätter, fedßg an ber Baßl, ßaben eine gelblicßweiffe Barbe unb finb bemgufolge in
ber Dämmerung unb in monb- unb fternenßeden käcßten auf giemlicße Entfernung ficßtbar.
Siadj bem Sluffpringen ber Vlüienfnofpen, wog regefmäffig am Slbenb erfolgt, bilben bie
Vlumenblätter eine weit offene ©lode (f. Slbbilbung, ©. 154, Big. 1). ©leidßgeitig mit bem
Slugeinanbergeßen ber Vlumenblätter öffnen ficß aucß bie fieinen Sintßeren, welcße auf biden
papidöfen, augwärtg gefrümmten Drägern rußen, unb eg wirb in ben fcßraubenförmig
gebreßteu kiffen berfelben ein golbgelber fiebriger Toden fidjtbar. Qtbo Vlüte ift nur eine
kacßt ßiuburdß weit geöffnet, fcßon am anbern Dage neigen bie freien Enben ber fecßg
Viumeublätter gufammen, nnb bie Vlüte ßat jefft bie Borm eineg Vadong ober einer Viafe
mit fecßg fhmalen feitiicßen Öffnungen (f. ©. 154, Big. 1). Bm Broieiidßte beg Slbenbg nnb
in ber kacßt flattern um bie Vlüten ber 3)uffa gaßlreicße fieine gelblicßweiffe, im Skonbfcßeine
metadtfcß fcßimmernbe Skotten (Pronuba yuccasclla; f. ©. 154, Big. 4) ßerum. Die SBeib-
dßen berfelben fommen in bag Bnuere ber weit geöffneten ©loden unb fudjen ficß bori gu-
nädßft beg Todeng gu bemädßitgen, aber uidßt um ißn gu oergeßren, fonbern um ißn fort-
gufdßleppen. ©ie finb gu biefem Broede mit einer eignen VorriMnng auggeftattet. Dag erfte
©iieb ber Kiefertofter ift aufferorbentlidß oerlängert, an ber Bnueufeite mit fteifen Vorften
befefft unb fann wte ein küffel eiugerodt werben (f. ©. 154, Big. 5). Eg bient gum Ergreifen,
Bufammenbaden unb Beftßalten beg Todeng. Bn fürgefter Beü ßaben bie Skotien mittelg
biefeg ©reiforganeg einen Vaden aug Toden gefammelt, ber an ber untern ©eite beg Kopfeg
burcß bie eingerodten Kiefertafter feftgeßalteu wirb unb ben Einbrud eineg groffen Kropfeg
madßt. Velaben mit biefem Vollen aug Toden, ber mitunter breimal fo groff ift olg ber
Kopf, oerläfft bie SSiotte bie eine Viüie, um fofort eine gweite aufgufucßen. Hioi^ angelangi,
rennt fie fünf im Kreife ßerum, macht ab unb gu einen plöffühen ©prung unb nimmt
eublih ©tedung auf je gwei ber biden nah augwärtg gebogenen Dräger ber Sintßeren,