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8 Einleitung.
Uuteriitcìiimacn über bie Vermehrunggroeifeu ber ^fianjeii haben jn bcin Ergebniffe geführt,
bah in ben meiften, mahrfd^einlid; fogar in allen Slbteilnngen beg ©emäd^greidjeg eine gmeu
fadie Sirt ber Sortpfianzmig vorfommt. Buuner finb eg jmar einzelne ^rotoplaften, meld)e
bie Stngganggpnnfte für bie neuen Bnbimbuen bilben, aber in bem einen Sude bebnrfen
fie zu ihi'cr meitern Entmidelung feiner befonbern Slnregung burd) Verbinbung mit anberu
Vrotoplaften, unb bann fprid)t man von ungefd)fed)tlid)er Sortpffanznng, in benianbern
Dade bagegen muh eine materiede Vereinigung von zwei an räumlid) getrennten _;Punften
entftanbenen Vrotopfaften, affo eine «Paarung, ftattfinben, ivenn ein neueg Sßefen, ein neueg
Bubivibuum hervorgehen fod, unb bann fprid)t man von gefd)Ied)tÌid)er SoJtpfiai¥‘uS-
Side auf bie erfte Slrt gebifbeten Bubivibnen werben unter bem Vanien Sibleger, ade auf
bie zweite Slrt entftanbenen Bubivibnen unter bem Slamen S^üchte zufammengefaht.
Die «)lbleger erfd)einen in aden möglichen Sibftufungen, von ber einzelnen Bede bm
zum «IPflanzenftocfe. Einzellige Slbleger werben ©poren, mel)rzedige D l)a llib ien unb
iene weld)e ©prohanlagen barfteden, Sfnofpen genannt. Die fnofpenformigen Slbleger
löfen fid) entweber von ber lebenbigen ©tammpflanze ab, ober, wag häufiger vorfommt jie
werben babnrd) felbftänbig, bah ©tammpflanze, aug weld)er fie l)ervorgegangen Jnb,
abftirbt Bui lefetern Sude erhalten fid) bie Slbleger in nächfter Väl)e beg ©tanborteg ihrer
etammpflanze. Sin Vänmen unb ©tränchern trennen fid) bie 5Xnofpen nid)t von bem ©tode
an bem fie auggebilbet wnrben, wachfen im Verbanbe mit biefem zu ©proffen heran, unb
cg entftehen auf biefe SBeife bie oben erwähnten zufammengefehten Bubivibnen. «Sbeit feU
teuer foinint e§ uor, ba^ fidj auSßCiuadjfeue ©profle uon ber ©iammpfianje ablöfeu unb
¡¡,11 Slbletjern luerben. r r. • r o rr.,.
^lud) bieS'Tüdjte eridjeineu in allen möglidjen SCbftufungen, balb einzelne
balb dg Bedenverbänbe, balb aig fleine «pflanzenftöde. ©ewöhnlid) trennt fich bie reife
Srucht ober bod) ber wid)tigfte Deil berfelben, weld)er bag befrud)tete E i oberben aiig
biefem hervorgegangenen Enibrpo enthält, uon ber ©tammpflanze ab; in mand)en ®ruppen
beg «Pflanzenreicheg aber, wie z- S3. bei ben Sarnen, Dioofen, Sied)ten unb Sloribeen bleibt
bie ^rndit au ber ©teile, luo fie erzeugt iinirbe, unb luäc^ft im 33erbanbe mit ber SJtutter-
pflaiue zu einer neuen ©eneration heran, welche aber feine Stüd)te, fonbern ©poren aug=
bilbet. äßenn an einem ©ewäd)fe bie Sortpflanzung burd) Slbleger unb bie Soutpflanzung
burd) Snid)te in beftimmter SBeife abwed)fetn, fo fprid)t man von einem Sortpflanzungg=
wedifel ober ©enerationgwed)fel. Vigl)er waren ber ©enerationgwed)fel fowie bie
Vefruchtung in it)ren testen ©rünben unb in it)rer Vebeutung für bie ©efchichte ber «Pflan=
Zenwelt unerfannt unb rätfeihaft. Bu einem ber folgenben Slbfd)iiitte biefeg Vucheg fod
ber Verfud) gemacht werben, bag grohe «Jiätfel zu löfen.
L Ittripfliin^ung unii fvrmeljning imrtlj
©poren unb Dßniiibien. — SBurjelftänbige itnofpen. — ©tammftänbige Enofpen. —
ftiinbige Stnofpen.
StatP
©poren nnb Dijattlbictu
Die alten £räuterbüd)er enthalten in bem Kapitel, bag von ben Surnen hanbelt, ftetg
ben ^inweig auf bie merfwürbige Erfi^einung, bah bie genannten ©ewächfe zwar nid)t
blühen unb frud)ten, fid) aber bennod) reid)lid) fortpflanzen unb vermehren, bah fie häufig
ganz unerwartet in ber Eluft einer S^i^wanb ober in ber Sii^e einer alten SHauer auf;
tand)en, ohne bah man bort früher ©amen zu fehen ©elegenheit l)utte- Bu Deutfd)lanb
fabulierte man bavon, bah bie ©amen ber SuJufräuter nur zur B^d ber ©onnenwenbe
auf eine geheimnigvode SBeife auggebilbet werben, unb bah biefe ©amen nur von Einge=
weihten unter Slnwenbung gewiffer Buuberfprüihe in ber Bohuunignacht gefammelt werben
fönnten. §ieroni)inng Vod, 1532 «prebiger unb Slrzt in ^ornbad), ber nach ber ©itte
bamaliger Bed feinen Vamen ing ©ried)ifche überfehte unb fich Dragug nannte, war ber
erfte, weld)er biefem abergläubifchen Sdlefanz entgegentrat unb fich überzeugte, bah wan
aiuh ohne Vefchwörnnggformeln ben „Sarnfrautfamen^' zu gewinnen im ftanbe fei. Bu bem
1539 hejuuggegebenen Uräiiterbuche erzäl)lt er feine in mehrfacher Veziehung intereffanten
Verfud)e beim Sliiffammeln ber SuJutrautfamen in nad)folgenber SBeife. „Sille fiehrer
fd)reiben Sujuiraut trag weber blumen nod) famen, jeboch fo l)ab ich jum vierbtenmal auff
©. Bohuunig nacht bem famen nai^gangen, unb morgeng früh ehe ber tag anbrad), fi^warhen
fleinen famen wie SHagfamen auff Düd)ern unb breittem SBudfrautblettern auffgel)aben,
unter einem ftod mehr bann unberm anbern . . . . Bu folchem hanbel l)ab ich iei’.i fegen,
fein befchwerung nod) Eharacter gebraud)t, fonber ol)n ade fuperftition bem famen nach=
gangen unb funben, bod) ein BuJ uiel)r bann bag anbere, binn etwann auch vergebeng l)innauh
gangen. SBann ich ^ßu famen hub wöden hodu, bin ich nii^t adein gangen, etwann zwen
ZU mir genommen, unb nad)tg in berfelben gegne (ba nid)t vil überlauffeng war) ein groh
Sewr gemacht, unb über nad)t alfo laffen brennen. Sßie nun fold)eg zugel)e, ober wag für
ein geheimnuh bie Vatnr bamit gemein, ift mir verborgen. Dag hub ich wöden anzeigen,
fintemal ade fiel)rer ben Suju ohne ©amen befchreiben."
Dah ^ieronpmug Vod mit ben braunen ©amen jene ©ebilbe gemeint l)ut, weld)e
fiinne um zwei Buh^hunberte fpäter ©poren nonnte, unterliegt wohl feinem Bweifel.
Slber au(h zurBedfiinneg heJJfchte über bie ©poren, ingbefonbere über bie Veziel)ungen
berfelben zu ben S^üchten, vodftänbigeg Dunfel. Dag aug bem ©riechifchen entlehnte Söort