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SBenn fie fid; oom knnbe ber fhnffeiförmig auggebreiteten Blumenbiätter gegen bie oben
gefhilberteu Honigbeßäiter beioegen, fo finben fie bafelbft eine ©h«önfe in gorm eineg
©itterg, toeldjeg oon ben ftraßlenförmig anglanfenben granfen ber ßonigfüßrenben Blätter
gebitbet loirb. Diefeg ©itter ift aber niht unüberfteiglid;; bie granfen, toelhe bag ©itter
biiöen, fheiben leinen Klebeftoff aug, enbigen and; niht mit ftehenben ©piffen, fonbern finb
burd; Ingelige gelbe Knöpfhen abgefhloffeu unb erinnern infofern an ©tednabeln ober ond;
einigermaffen an bie geßen eineg grofhfuffeg (f. Slbbilbung, ©. 249, gig. 5). Die oom
Sionbc ber Biumenblätter ßerfhreitenben gnfeiten überliettern biefeg ©itter mit Seihtigfeit
nnb oßne jebtoeben kahteil nnb gelongen fo an bie bem Sliitielpunlte ber Blüte gugeioen=
bete ©eite ber gefronfien Honigblätter, too fie bag finben, mag fie fitdjen, nämlih ben Honig.
Slber bei bem Überliettern beg ©itterg näßern fte fid; fo feßr ber Skitte ber Btüte, baff fie
bort bte Slntßere ftreifen, toelhe gerabe Dienft ßat, b. ß. roelhe ffh an bem betreffenben
Dage öffnete nnb nun, ben Tollen augbieienb, burd; bie entfprehenbe Beroegung beg ©taub=
fabeng an bie ©eite beg gugangeg gum Sieltar geftellt rourbe. @g liegt ßier einer jener
merlioürbigen gälle oor, roo bie Blüte für oerfhiebene Befuher gugieih angepafft ift, für
gnfeiten, roeldje oon obeußer gum Sieltar Iommen, unb foldje, toeldje oon ber Tanbungg=
fteHe am Sionbe ber Blumenblätter oorbringen. Stuf bem einen roie auf bem anberen SBege
ffnb ffe gegroungen, bte in ber Skitte ber Blüte fteßeube Slitißere gn ffreifen unb ffdj ntit
bem Toden berfetben gu belabeit.
gtt aden biefen gäden ift ber Toden oug ben Slntßerenfähern ftarl ßeroorgeguoden
nnb bilbet entroeber gebunfene kiaffen, roelhe ben roeit geöffneten gähern auflageru, ober
er nmßidit alg fiebriger Beleg bte fdjlanlen ©riffel, oon roethen er ang ben Slnlßerenrößreit
ßeroorgebürftet rourbe. Die gnfefien, roethe bie betreffenben Blüten befnhen, Iommen
ttitntiiielbar ntit ißm in Kontalt, er ift tu feiner SBeife oerbedt unb oerßüdt unb fo biht
att ben SBeg geftedt, baff ein Slbfireifen begfelbeu unoermeiblih roirb. Bei ben nun gu be=
fpredjenben Tffangen ift bag teilioeife anberg. Da ift ber abguftreifenbe T o llen niht
unmittelbar gngänglidj, fonbern in kößren unb k ifh e n oerftedt, unb eg muff
bte Hülle oorßer entfernt roerben, roenn bag bie B tü te befuhenbe g nfelt mit
Tollen beloben roerben foll. gn ben gu Köpfdjen oereinigten Blumen ber Korbbtütler
üitg ben ©attungen Krebgbiftel unb glodenblume (Onopordon unb Oentaurea), gu roelhen
unter onberen ondj bie befannte Kornblume (Centaurea Cyanus) geßört, bilben bie oon
garten ©taubfäben getragenen Slnißeren, roie bei allen anberen Korbblütlern, eine kößre, in
roeldjer ber obere Deit beg ©riffelg ffedt. Die Slnißeren öffnen unb entteeren ffdj nah innen,
nnb ber Toden ift nun bem in ber kößre ftedenben ©riffel aufgelagert. Bei ber Skeßrgaßl
ber Korbblütler roädjff ßierouf ber ©riffel in bie Sänge unb prefft unb fhiebt ben Toden
über bie Skünbung ber kößre empor, kiht fo in ben Blüten ber Krebgbiftel (Onopordon)
unb ber glodenblume (Oentaurea). Da ffnbet leine Berlängernng beg ©riffelg ftatt, unb
ber Toden bleibt in ber kößre oerftedt. Betritt aber ein gnfelt bag Skittelfelb beg Köpf=
heng unb berüßrt, auf ben ©djeibenblüten ßerumlletternb, bie ©taubfäben, oon benen bie
Slntßerenrößre getragen roirb, fo gießen ffh biefe fofort gufammen unb oertürgeu ffh, bte
kößre roirb roie ein guiterat ßinabgegogen, ber auf bem ©riffeteube lagernbe Toden roirb
babnrd; entblöfft, unb jeneg gnfelt, roelheg btefen Borgang burh We Berüßrung ber reig=
baren ©taubfäben oeraniaffte, ftreift ben entbtöfften Toden an bie untere ©eite feineg Seibeg
an. Derfelbe ©rfolg, roenn auh mit anberen SJiitteln, roirb an geroiffen ©hmetierlinggblüt=
lent ergielt. Sin einer ©ruppe berfelben, für roethe ber ©eiffflee unb ©teinllee, ber geroößm
lihe Klee nnb bie ©fparfette (Cytisus, Melilotus, Trifolium, Onobrycliis) aig befannte
Beifpiete bieneit Iönnen, ftedt bag unter bem kamen ©djiffhen befannte unb ben gnfeiten
alg Slnffuggplaff bienenbe untere Blumenblattpaar eine Slifhe bar, roelhe nah oben eine
feßr fhmale ©palte geigt, gn biefer kifdje ftnb bie geßn fteifen, teilioeife miteinanber oer=
roahfenen ©taubfäben unb bie oon ißnen getragenen, mit Toden bebedteu Sintßeren gebor;
gen. SBenn nun eine Hammel anfftegi, ffh auf bag ©hiffhen nieberläffi nnb ben küffel
tu ben ßonigfüßrenben Blütengrimb einfhiebt, fo roirb baburh bag ©djiffdjen ßerabgebrüdt,
bie in bem ©hiffhen geborgenen Sintßeren roerben eutblöfft, unb ber oon ißnen getragene
Toden roirb an bie untere ©eite beg einfaßrenben gnfelteg unb groar gnmetff an bte un=
teren Deile beg Kopfeg unb ber Brnft angeftrihen. ©obalb bag gnfelt bie Blüte oerläfft,
leßrt bag ©hiffhen in feine früßere Sage gurüd unb birgt roieber bie Sintßeren, roelhe ge=
roößnlih nur einen Deil ißreg Todeng abgegeben ßaben. Kommt ein neuerlidjer gnfeltem
befuh, fo roieberßolt ffh ber eben gefhilberte Borgang, unb eg Iönnen groei, brei, oier
oerfhiebene gnfeiten naheinanber mit bem Tollen ang berfelben Blüte belaben roerben.
Bei ben TíoHerbfen unb SBalberbfen, ben geroößnlidjen ©rbfen nnb ben SBiden (Lathyrus,
Orohus, Pisum, Vicia) ift ber Borgang ber Hauptfadje nah ber gleihe, bodj roirb
ßier ber innerßalb beg ©hiffdjeng ang ben Sintßeren entbunbene Toden burh ein eigen;
tümliheg, am ©riffefenbe beffnbliheg Drgan, bag man ©riffelbürfte genannt ßat, in bem;
felben Slugenbltde aug ber ktfhe beg ©hiffheni gefegt, alg ffdj bag gnfelt auf bie Blüte
fefft. Dabei tfi eg unoermetblth, baff ber ToHen auf bte untere ©eite beg angeffogenen
gnfelteg übertragen, begießentlih angeftreift ober angebrüdt roirb.
©in felifamer Borgang fpieit ffh auh Wi bem Sluflaben beg Todeng in ben Blüten
beg Hoßlgaßneg (Galeopsis) unb ber Skaglenbtnme (Mimulns) ab, oon roelh leffterer ein
Todenblatt auf ©. 89, gig. 19 abgebilbet ift. Die Blumenlrone biefer Btüte tfi groeiltpptg,
nnb unter bem Dadje ber Dberlippe befinben ffh oorn bie groetlapptge, infolge oon Berüß;
rung gufammenlloppenbe karbe unb baßinter groei Toare oon Todenblättern. Die Sintßeren
ber leffteren ßaben bie ©eftalt oon Bühfen, roelhe burdj eine Duerroanb in groei gäher ge=
teilt ffnb, unb roo jebeg gah burh einen Dedel oerfcßloffen iff. SBenn man eine kabel
in bie Blüte einfüßrt unb babei bte Sintßeren ftreift, fo roerben bie Dedel aufgellappt, ber
Toden roirb baburh eutblöfft unb Hebt an bie oorbeiftreihenbe kabel an. Dagfelbe gefhießt
auh ^ann, roenn gnfeiten in bie Blüte einfaßren, roobei übrigeng auh noh bag bei fpäterer
©eiegenßeit gu befpreheube gufammcnHappen ber karbe erfolgt.
kiht roeniger merlroürbig alg btefe gäde, roo ber Toden burh ba§> ©ingreifen btüten;
befuhenber gnfeiten erft eutblöfft roerben muff, beoor er abgeftreift unb aufgelaben roerben
lann, ffnb jene, roo bie in k ifh e n geborgenen Tollenmaffen burh Bermittelung
eineg befonberen Drgang an bte Körper ber befuhenben gnfeiten geliebt unb
fobann aug ißren Berffeden ßeroorgegogen roerben. Diefe Slrt beg Sliiflabeng oon
Toden, roelhe oorguggroeife bei ben Drhibeeu oorlommt, ift überoug merlroürbig. ©g oer;
loßnt ffh, biefelbe etroag näßer ing Sluge gu faffen unb an einigen belannten Borbtlbern
gu fhdbern, roogu freilih notroenbig ift, baff ßier gunähff eine überffhtlidje Darffedung
beg eigentümlihen Baueg ber Drhtbeenblüte eingefhaltet roirb. Belanntlih ßaben ade
Drhibeeu einen nnterftänbigen griidjíínoten, roelher gur Biütegeit ben ©inbrud eineg Blü=
tenftieleg maht. Da an bem Slufbaue beg gruhtinoteng bie Sidjfe einen roefentlidjen Slnteil
nimmt (f. ©. 73), fo ift eg etgenilidj auh oom morpßologifhen ©tanbpunlte aug niht«
roeniger alg ungereimt, ben gruhHnoten alg ©tiel ber Blüte gu begeihueu. gn aden gäden
trägt berfelbe auf feinem ©heitel groei bidjl übereinauber fteßeube breigltebertge SBirtel aug
Blumenblättern, ge groei Blätter etneg SBirtelg ffnb glethgefíalíeí, roäßrenb bag brüte uro
paarige Blatt oon tßnen abroeiht. Befouberg ouffadenb tritt biefe Slbroeihung an bem mi;
paarigen Blatte beg innern SBirtelg ßeroor, bag man Sippe ober Sipphen (labellum) genannt
ßat. Skanhmal äßnelt biefeg Blatt roirltih einer Sippe, oielfah nimmt eg aber auh bie gorm
etneg Holgfhuffeg, etneg Kaßneg ober Bedeng an, ober eg äßnelt einer oorgeftredten gunge,