
versehen und an jedem Stationsort, wo ein längerer Aufenthalt Dies gestattet, die
Horizontal-Intensität und vertikale Richtung der erdmagnetischen Kraft zu bestimmen,
die magnetische Abweichung aber nebenbei überall da, wo Azimute
irdischer Gegenstände gemessen werden, oder besser noch, wie Jo rd a n es in der
libyschen Wüste gethan, am Halteplatz eines jeden Abends, mit einem Zeitaufwand
von etwa einer Viertelstunde. Die Einwendungen, welche man gegen derartige
Beobachtungen oft machen hört, sind durchaus nicht stichhaltig; die hierzu
erforderliche Zeit und Mühe steht in gar keinem Verhältniss zur Wichtigkeit der
zu erlangenden Ergebnisse, und die Kosten der Instrumente sind verschwindend
gegen die Summen, welche die sonstige Ausrüstung oder die Reise selbst verschlingt.
Die zu magnetischen Beobachtungen erforderliche Müsse wird demEinzel-
reisenden, welcher die nachfolgend benannten einfachen Apparate mit sich führt,
nur allzu häufig gegen seinen Willen geboten; wo aber zwei Europäer zusammen
reisen, was dringend anzurathen ist, wenn überhaupt auf wissenschaftliehe Beobachtungen
einiger Werth gelegt wird, ist sie stets vorhanden, weil zwei, von denen
ja der Eine der mühevollen Karawanenleitung enthoben ist, bei geringen Mehrkosten
reichlich dreifach soviel leisten können, als e in geplagter Mann, auf dessen
Haupt allein alle Last und Sorge für Unterhalt und Weiterkommen ruht.
j Vorausgesetzt wird, dass der wissenschaftliche Reisende, welcher nicht blos
nach Seemannsart handwerksmässig -seine Breiten nehmen will, einen k le in e n
T h eo d o lit (Universal-Instrument) bei sich führt, weil der Sextant und andere
Reflexionsinstrumente auf Landreisen nur .ein Nothbehelf sind, vermittelst deren
man die so wichtigen Horizontalwinkel nur auf sehr unbequeme und zeitraubende
Weise messen kann.*) Hat man nun auf irgend eine Weise die Lage des Meridians
auf dem Horizontalkreis bestimmt,**) so braucht man nur einige terrestrische
Winkel mit dem Instrument zu messen und dann dieselben Punkte mit einer Bussole
anzuvisiren, um die m ag n e tisch e Abweichung oder Deklination zu erhalten.
Man kann letztere Messung entweder nach Wegnahme des Theodoliten mit einem
kleinen, auf denselben Platz gestellten Prismenkompass vornehmen, wie ich es
..., j So sehr auch einzelne Reisende und Gelehrte für den ausschliesslichen Gebrauch von Sextant
und Prismen kreis sich ereifern, so muss ich doch festhalten an der auf lange Erfahrung gegründeten Empfehlung
des Theodoliten, für Wehen neuerdings auch ein so tüchtiger Vermessungskundiger wie Prof.
Jordan (siehe Phys. Geogr. und Meteorologie der libyschen Wüste, p. IX) mit grosser Wärme Antritt,
zumal der Gebrauch eines feststehenden Instrumentes weit sicherer, bequemer, rascher zum Ziele führend
und weniger iermüdend ist, als der eines in der Hand gehaltenen Kreises mit beschränkter Winkelweite,
für welchen ein künstlicher Horizont unentbehrlich ist. Der Hauptgrund, wegen dessen.die Reflexionsinstrumente
noch immer von Manchem für unentbehrlich gehalten werden, die Längenhestimmung (durch
Monddistanzen), hat ohnehin kein Gewicht für denjenigen, weloher weiss, wieviel besser und bequemer die
geographische Länge durch die sogenannten Möiidstorne mittelst eines kleinen Universalinstrumentes
gemessen werden kann, und in niederen Breiten besonders durch Mondhöhen (s. astfon. Abth. S. 7 £),
ganz abgesehen von der unübertrefflichen Methode der Sternbedeckungen, von denen eine einzige
mehr werth ist als alle in einer oder mehreren Rächten zu erlangenden Monddistanzen,
**) Bei bekanntem Uhrstand yisirt man ein Gestirn (bei Tage die Sohne) mit dem Vertikalfaden
des Fernrohrs an, notirt die Zeit und rechnet nach der S. 49 der astron. Abth. gegebenen Formel;
andernfalls muss man gleichzeitig die Höhe des Gestirns mit bestimmen und findet dann A, (das Azimut
vom iSüdpunkt aus) nach der Formel sinlA, = 1/008~ , worin s *•= J r " cos <p cos h (<p +■ h. -f- d) und
d = <90 — 6 = Polardistanz des Gestirns, oder, wenn der Stern nahe im Norden steht, das vom Nordpunkt
gemessene A..z.i mu.t aus s!i n 4, A* « = l1//s in (s—h) sin\(—s—2 wz), ’ cos 50 cosh
seiner Zeit gethan, öder besser mit einer auf dem Instrument selbst fest aufzusetzenden
Diopterbussole, deren Berichtigung dann sehr leicht ansgeführt werden
frorm, zumal wenn der Bussolenkreis eine besondere Drehung um seine Axe zulässt*)
Zur Bestimmung der H o riz o n ta l-In te n s itä t lässt sich dieselbe oder eine
andere geeignete Bussole benutzen, wenn man quer über dieselbe in der Richtung
von Ost nach West eine messingne Schiene legt, an deren Enden leichte messingne
Röhren festgeschraubt werden können als Träger des in bestimmten Entfernungen
(200, 300 oder 400 mm) vom Bussolenmittelpunkte anfznlegenden Ablenkungsmagneten,
weloher vortheilhaft ans dem den Magnetismus am besten haltenden
Wolframstahl gefertigt wird. Man bestimmt, indem man diesen Magneten in den
genannten Entfernungen dem Ost- und Westarm der Ablenkungssehiene mit seinem
Nordende einmal nach Osten und dann nach Westen gerichtet auf legt, auf Zehntelgrade
genau die bei jeder dieser Einwirkungen stattfindende Ablenkung der in der
Richtung des Meridians aufgestellten Bussole und berechnet dann die Beobachtungen
nach der weiter unten gegebenen Vorschrift. Der zur Intensitätsmessung
gehörige Sehwingungsversucb wird in einem besonderen, sehr einfachen Holz-
kästehen**) angestellt, in welchem der Ablenkungsmagnet vor Luftzug geschützt
an einem Seidenfaden aufgehängt wird; man beobachtet mit blossem Auge, ohne
Fernrohr, die Dauer einer grösseren Anzahl von fünfzig oder hundert Schwingungen,
notirt sich die Grösse des Sohwingungsbogens zu Anfang und Ende der Operation
und verfährt dann weiter wie unten angegeben. Die Ergebnisse sind überraschend
genau und das ganze Verfahren nimmt nur wenig Zeit in Anspruch.
Noch einfacher sind die Beobachtungen zur Bestimmung der In k lin a tio n
oder Neigung (dip) der Magnetnadel. Hierfür empfehle ich vor Allem ein sehr
handliches kleines Inklinatorium, welches C. Bamberg in Berlin für den Preis von
180 Rm. fertigt. Man beobachtet die Abweichung der Nadel von der Vertikallinie
in acht verschiedenen Lagen derselben, nachdem man den Inklinationskreis in der
Richtung des magnetischen Meridians aufgestellt hat, und zwar entweder durch
Einlegen einer gewöhnlichen Bussolennadel und Drehen des Kreises, bis dieselbe
parajlel mit ihm zur Ruhe kommt, oder indem man hei aufgelegter Inklinationsnadel
die Kreisfläche nach Norden und Süden wendet, bis die Nadel genau vertikal
steht, bei diesen Lagen den Horizontalkreis abliest und dann den Kreis auf das
Mittel beider Ablesungen einstellt. Nunmehr legt man eine der Inklinationsnadeln
behutsam, auf das Achatlager des aus einem Glasspiegel bestehenden Vertikalkreises
und liest beide Enden derselben auf der Kreistheilung ab, wendet dann die Nadel,
sodass die mit einer Marke (X) versehene Vorderseite nach hinten kommt, und
liest wieder an beiden Nadelspitzen ab; dann dreht man das Inklinatorium um
180 ® und stellt dieselben Beobachtungen an, worauf man durch Umstreichen mittelst
eines kräftigen Magneten die Pole der Nadel umkehrt und nun alle genannten
Beobachtungen in entgegengesetzter Reihenfolge noch einmal vomimmt Eine Vorrichtung
zur in d ire k te n Bestimmung der In k lin a tio n nach Lamont möchte
ioh nur als allerdings nützliche Reserve empfehlen; sie lässt sich für wenige Mark
an der oben erwähnten Theodolitbussole von jedem geschickten Mechaniker anbringen.
,/,♦) Sehr geeignete Meine Univexsal-Ins touren te. mit aufeusetzender Bussole liefert der Mechaniker
A. Bonsaok in Berlin (so., Engelufer 17) in vorxflglioher Ausführung zu sehr massigem Preise.
**) Die, hier, b<««-hriftbmfln magnetischen Apparate sind, zu, beziehen vom Mechaniker C, Bamberg in
Berlin NW., Linienstrasse ISS H.