
4 Vorbemerkung.
lästige Vorbereitungsrechnungen überflüssig macht, welche es einem oft verleidet,
das auf der Reise so nothwendige vorläufige Ausrechnen an Ort und Ste lle
rechtzeitig vorzunehmen. Von Uhren benutzte ich ein Taschen-Chronometer von
Hauth und ein Box-Chronometer von T iede, beide nach mittlerer Zeit gebend; von
diesen und anderen Instrumenten wird weiter -unten ausführlicher die Bede sein.
Mein kleines U n iv e rsa lin strum en t, um noch etwas Näheres über dasselbe
zu sagen, hatte zwei etwa vierzöllige, in halbe Grade getheilte und direkt auf halbe
Minuten abzulesende Kreise, von denen der eine horizontal befestigt war, der andere
vertikal zur Seite der Drehungsaxe. Neben letzterem, also noch weiter ausserhalb
des Mittelpunktes der Drehung,’ befand sich das kleine Beobachtungsfernrohr mit
einem Kreuz aus drei senkrechten und drei wagereohten Fäden', und an dessen
Okular anzusetzen war ein Prisma zur Beobachtung geringer Zenithdistanzen, sowie
demselben gegenüber, am Objektivende, ein innen mit weissem Papier überzogener
Metallring zur Beleuchtung der Fäden bei Nacht. Das N iv e au war auf der anderen
Seite des Vertikalkreises fest angebracht und gab 25" für jeden Theilstrioh
(p oder pars) an, zuzurechnen zur gemessenen Höhe, wenn bei der Stellung „Kreis
rechts' vom Fernrohre“ (Kr. R.) der rechte; Theil der Blase (vom Mittelpunkt des
Libellenrohres aus gerechnet und nach der Vertikalachse hin gesehen), bei „Kreis
links-* der linke Theil länger war , und abzuziehen in den umgekehrten Fällen.
Der Co llim atiö n sfeh le r (0) betrug meistens 8' bis 10*, bei Kr. B., - bei
Kr. L., und wurde, der Bequemlichkeit wegen, bei. Breitenbeobachtungen für den
Mittelfaden allein gerechnet, bei Zeitbeobaohtungen im ersten Vertikal für das Mittel
aus allen drei Horizontalfäden, an denen ich die Durchgänge beobachtete;, da jedoch
bei Kr R. der obefe Faden 10' 48", der untere 10' 36". vom Mittelfaden entfernt
war so ergibt .das Mittel der drei Fäden eine um ls/3 Bogensekunden grössere
Höhe als die Beobachtung am Mittelfaden allein, bei Kr. L. aber eine um 4 " kleinere
Höhe und es ist, nach dem oben über das Vorzeichen von C: Gesagten, in beiden
Fällen der aus dem Mittel der drei Horizontalfäden , erhaltene Werth um 4 " zu verkleinern,
um dem aus Beobachtungen am Mittelfaden allein g e fu n d e n e n z u entsprechen.
Ausserdem zeigte der Vertikalkreis noch einen In strum e n tfe h le r (J). im
Betrage von — 40" bis —70"; auf diesen werde ich weiter unten ,(S; 1% zurttck-
.kommen. j | . ,
Die von mir für die Rechnung b e n u tz ten F o rm e ln sind^ unter Zugrundelegung
der allgemein üblichen Buchstabenbezeichnung, in -dem sphärischen Dreieck
Pol, Zenith und Stern, die nachfolgenden:
1) f ü r B re ite n :
n = J & i - und c o s ( y— N) = sinN bei Beobachtungen in einer
^ cos t. h sm o
Entfernung von mehr als 10—15 Zeitminuten vom Meridian,
bei geringerer Entfernung vom Meridian aber
I ’ , , , .. \ COS (p COS 4 ., . fj
A y = Verbesserung der Breitel sjn 2 Bin8 11
Num. log. 0,293019. cosq> cos d 8 /worin n = Zeitminuten vor oderV
w&Ä h-t-j ■ i i L n \ nach der Culmination. .
Ich habe immer, wo Dies anging, eine grössere Anzahl von Aussermeridian-
breiten beobachtet und jede einzeln berechnet, oder eine beträchtliche Anzahl in
Grüppen von zwei bis höchstens drei, um bessere Mittel und ein Urtheil über den
Werth der einzelnen Beobachtungen zu erhalten.
2) für Z eitb estimmungen: 1
. k V , 1 / SnWlz -4- z0) sin $ (z—Zp), worin z0 -» y—d => Culminations-
sm T t = ± ^du jä .ib io o sy cos d ' ti wt Zenitdisianz;
bei einer grösseren Anzahl von Beobachtungen desselben. Sternes an demselben
Orte hingegen vortheilhafter die Formel
ftOS + = rin h—sin y sin welche die Rechnung insofern erleichtert, als der Bruch
. t > cos ( f cos ? ’ .,
sin y sin d ^ « einzelnen Aufgaben unverändert bleibt.
COS ( f cos Q .* ' ’
Ausserdem beobachtete ich auch einige Male zur Regelung des Uhrganges
gleiche Höhen desselben Sternes (Kr. R. und Kr. L.) an mehreren aiifemander-
folgenden Abenden, eine Art Passage-Beobachtung, durch welche, die Rechnung fast
ganz vermieden wird, da man weiss, dass, abgesehen von den Aenderungen in der
Position des Gestirns,, genau 24* 3m .56»,56 nach mittlerer Zeit zwischen zwei
soloheil Beobachtungen vergangen sein müssen, wenn die Uhr richtig geht, ein
grössere? Zeitraum beim Voreilen, ein kleinerer beim Nachbleiben' der Wh?. ■
Alle anderen zur Anwendung gebrachten Formeln und Methoden werden im
Texte selbst Erwähnung finden.
Die Re chnungen sind, der grösseren Zuverlässigkeit wegen ,säm m tlich'zwe i-
od e r mehrmals d u rch g e fü h rt Worden, j die meisten von mir selbst, einige auch,
durohjdie gütige Vermittelung des Herrn ProftDr. <3, Bruhns in L e ip z ig , von den
Herren A. Amthor und J. Helm.ert, damals Stadirende an der dortigen Sternwarte1
Um Solchen, die sich üben wollen, das Nachrechneü zu erleichtern, 'habe
ich alle nöthigen Angaben in grösster Ausführliehkeit wiedergegeben. Beim Rechnen
wurde zumeist eine D e cim alste lle mehr benutzt, als in den Tabellen abgedruckt ist.
I. Sansibar und die gegenüberliegende Küste zwischen Mombas
und Pangani.
Astronomische Messungen.
Die Stadt Sansibar, der wichtigste Platz am westlichen Gestade des Indischen
Ooeans zwischen Aden und der Kapstadt, war der natürliche Ausgangspunkt der
v. d. Decken’sehen Expedition und diente mir gewissermassen als sekundärer Meridian,
wenigstens für meine Messungen am Festlande schräg gegenüber zwischen
3° und 5° S. Br.
Nach den neuesten Bestimmungen des'M. Germaan von der französ. Marine
(vom 6. Oktbr. his 14. Novbr. 1867; s. Annalen der Hydrographie etc. 1875,
Heft. 15 q. 1 6 /S. 282 f.) liegt das F o r t v o n S a n s ib a r in 6° 9* 44" S. Br. und
2h 36m 46s,9 Oestl. L. Gr. (32° 11* 44"), während Owen für denselben Punkt die
weniger zuverlässigen Werthe von 6° 9' 36" und 2h 36m 5 8 s , 1 (39° 14' 32") gefunden
hatte. Die Beobachtungen Germains gelten als fundamentale. Geht man von seinem
Observatorium in derNähe desMinarets im Norden der Stadt, (Nr, f desPlanes in ebengenannter
Doppelnummer der Hydrographischen Annalen) aus, so findet udari für das
von Unserer Expedition innegehabte Haus (ein wenig nördlich yom damaligen hanseatischen
Consulate) $ine um 13" grössere Breite und 20" =? l s ,3 geringere Länge,5 also
Observatorium Germain 6° 9' 30" S. Br. u. 2h 36m48s,1 L. ÖSÜ. von Greenwich
13 — 1,3 (Paris-Greenw. «- 2° 20' 9,",45)
Kersten's Beobaohtungsplatz
imHause der v. d, Decken’sehen Expedition — 6° 9' 43" S. Br. u. 2h 36m 46 s,8 östl. L. Gr,