
von George Latimer in Porto Rico während des Sommers und Herbstes häufig
beobachtet (s. Ztsehr. der östorr. Met. Ges. IX,'S. 304),
.Eine Erscheinung der unangenehmsten Art fällt die vorletzte Spalte von Tar
belle XXII. unter dem Titel Gestank vom Strande. Von ihr sagt L iv in g s to n e
am 2. März 1866 in seinen „Last Journals“ vól. L S. 6 the stench.arising
from a mile and a half or two square miles of exposed sea beach, which is the
general depository of the filth o f the town, is quite horrible. At night it is so
gross or.crass one.might cut out a slice and manure a garden with it: it might
be called/, S t in k ib a r “ rather than Zanzibar. /Ho one can long enjoy, good health
here“. Dr. S ew a rd unterscheidet in seinem sehr gewissenhaft geführten „Weather-
Book“ die Abstufungen „Stench, bad, fecal und horrible stench from the beach“ Jede
einzelne dieser Beobachtungen habe ich in meine tabellarische pfijschreibungdes-
selben aufgenommen, und so gefunden, dass in Sansibar im J. 1864_, ungerechnet
die Zeit von Mitternacht bis 411 Morgens, an 71fx % Stunden/ und insgesämmt an
58 Tagen mehr oder minder schlechte Gerüche vom Strande her aufgestiegen sind,
also im Durchschnitt aller sechs bis sieben Tage einmal auf die Dauer von. etwa
2x/a Stunden. Die schlechte Strandausdünstung ist also, durchaus nicht permanent,
wié man nach Dr. Livingstone’s Notiz vermuthen könnte, wohl aber kann sfe,
wie Tabelle Xi. zeigt, z u r Z e it d e s 'N b rd o s tm o n s u n s und kurz vorher überaus
lästig werden, da von den 71 „stenches“ 58 allein auf dié’fünf Monate Oktober bis
Februar fallen.
Zur E n ts te h u n g d i e s e r G e rü c h e wirken verschiedene Ursachen' mit.
Zunächst ist der Strand — wie jeder Sansibariäner, der einigermassen früh auf
steht, Sieh täglich überzeugen kann — ^die allgemeine* Kloake ’ der Stadt, deren
Reinigung einzig dem Wechsel der Gezeiten überlassen bleibt. Bei Hochflut ist
diese Naturräumung eine gründliche,, weil dann' das Wasser gegen T6 Fuss hoch
steigt*); bei Nippfluth;aber vermögen! die.trägeren Wogen der sich,.nur,.Um 6 Fuss
über den Ebbestand erhebenden See-: nicht allen Unrath hinwegzuspülen; Hierzu
kommt noch, dass vom Oktober an das Meer oft vollkommen spiegelglatt und'ohne
Bewegung ist; Bemerkungen, wie „surface off the sea like oil.“, -oder'„sea like a
sheet af glass“, häufen sieh in Dr. S ew a rd ’s Journal,, und die Windstillen erreichen,
namentlich in dem Hauptstinkmonat November, - einen hohen Procentsatz (s. dié
betr. Spalten auf Tab. XXH.). In der warmen Jahreszeit, vom Oktober bis März,
ist ferner jdie Verwesungsfähigkeit der liegen gebliebenen Reste eine erhöhte, und
vom November an auch ihre Menge eine vermehrte, weil dann von Norden her
viele Schiffer kommen, welche gleichfalls für gewisse Bedürfnisse auf den Strand
angewiesen sind und ausserdem die von. den gesitteten Einwohnern beobachteten
Vorsichtsmassregeln zumeist vernachlässigen, indem sie die für anständig geltende
Flutlinie nicht genau inne halten. Im December wird es noch, schlimmer, denn
nun stellen sich auch die Schiffer von Indien und Arabien ein mit ihien duftenden
Ladungen von durchweichten Fellen und halbverfaulten Haifischen, welche hier als
I *) Eine gründliche. Darstellung der Fluter scheinungen am Westrand des indischen Oceans
bleibt noch ein Bedürfnisse die für die Schifffahrt wichtigsten Angaben sind allerdings vorhanden
(s,Hydrog. Annale®/DI, ferner African Pilotiund die beiden India.Direc tory von
T aylor Horsboufgh- und Rösser, Imray), aber vollständige Beobachtungsreihen sind .meines
Wissens bisher nicht veröffentlicht worden. In Sansibar will man bemerkt haben, dass die Springflut
am Vormittag immer höher steigt als Nachmittags. Die wenigen Bemerkungen hier (auf Tab. XXH.)
Aber besonders hohe und niedrige Wasserstände sind nur der Volls t an digkeit wegen aufgenommen wordengrosse
Delikatesse ‘gelten, Treten dann die geradewegs yom Strande her wehenden
Nordwestwinde häufiger auf, was nach den Tafeln über die Vertheilung der Winde
I ebenfalls vom November an geschieht, so können in der That jene fürchterlichen
I Gerüche eine fast unerträgliche Plage werden.
Trotz alledem ist- das Klima von Sansibar k e in e sw e g s g e s u n d h e its -
I g e f ä h r bi ah '(vgl. Band' L •<'§? 21’ und S.'4l3Ö f£), sondern vielmehr eines dér zu-
I träglichsten im Gebiete der Tropen, Was wahrscheinlich nicht zum geringsten Theile
I dem Einfluss ■dér (Monsune zuzuschreiben ist. Pemiciöse, in wenig Tagen tödten de
I Fieber- die in Westafrika u. a. 0. fso häufig Sind, fehlen hier gänzlich, und wenn
I früherobéi Seeleuten) "die im Innern der Insel übernachteten* einige Fälle von
I raschem iTode vorgekbmmen sind, so liegt es viel näher, den Grund hiervon in
I vorhergegangener-Unmässigkeitoder Erkältung, oder auch in fehlerhafter Behand-
I lung-des Erkrankten (durch Aderlässe u. dergl.) zu suchen, als in irgend etwas I Anderem. Dié s ü d l i c h e n T h e ile d e r K ü s te , von Kiloa an, stehen übrigens
I noch heute im Rufe grosser Ungesundheit, allein sie liegen auch bereits an der I Grenze des Monsungebietes; von; der weiter nordwärts gelegenem G a lla - und
I S om a lik ü s te hingegen weiss man nichts Nachtheiliges zu sagen.
% j ' m sfc
Dié zu Anfang dieses AbschnittsfTab. XXI) gegebene allgemeine Uebersicht der in I Sansibar-herrschenden Luftströmungen/ s. auch graphische DarsteRung auf Tafel IV.;
I obenan^-'-giebt nur ein -unvollkommenes Bild, weil die tageszeitliche Vertheilung
I der Winde keinen Ausdruck darin findet. Die erforderliche Auskunft hierüber I gewährt beifolgénde Tabelle (XX^$),nim Welcher für jeden Monat des Jahres 1864
■ allé Beobachtungen der 8 Hauptwinde zu den geraden Stunden zwischen 6 Uhr
■ Morgens und 10 Uhr Abends zusammengestellt sind. Die Zahlen der Querreihen I sind - Procente der in der zweiten Spälte jeder Tabelle angeführten Gesammtzahl
I der Windbeobaéhtungen 'in der betr. Stunde* jedes Mónatè;1 die daneben in
I Klammer geschlossenen Zahlen: geben an, "Wie "fiel Gesämmt-Procente f r i s c h e und
■ staÿ k e^W in de beobachtet wurdèri-, sodass man also die Menge der l e i c h te n
■ un'fljjg hm ä ,ss ig teh W in d e dufch Abzug dieser Zahlen vöh den unmittelbar dävor-
■ stehenden grösseren1 erhalten würdé.'' Die jedesmaligen letzten Reihen (MonatsmitteI);
I lieferten das Material zu der dbfenfetehenden Tabelle XXI. ïÿ in dès Eigenthüinliché
I der?so gefundenen Windvertheilung mit Einem Blick übersehen- zu können, habe ich
■ diese Zahlenwerthe, unter Berücksichtigung der Windstärken, auf den zwei Tafeln IV.
I ^Qd’ V. aufgetragen, deren eine die W i n d ro s e n a l ie r R é d b à c h tu n g s s tu n d e n
I jedes Monats darstellt, während die andere zeigt, wie im Laufe des Jahres j e d e r ein-
■ zehne W in d 's ie h d e n g a n z e n T a g üh 'è r "Verhält; efstefe: entspricht also
■ den Horizontalreihen, letztere den Vertikalspalten jener Tabellen. Die Ergebnisse,
■ welcheädiese Darstellungen ohne Weiteres- liefern, sind vornehmlich folgende:
I ^ r * tu n g s ch 1 i e s s’t s i c h a u c h im Laufe!. d*6s T a g e s
■ der B ew e g u n g d e r S o n n e an.Am'auffälligsten tritt Dies in den Stidmonsun-
■ Monaten, l(bei; nördlicher; Sonnendeklination) hervor, wo '. Morgens Süd Westwinde,
■ Mittags Südwinde und Nachmittags Südostwinde herrschen, im Nordostmonsun aber
I ^ fi. südlicher Stellung der Sonne), nur insofern, als der Nordost -in den Mittags-
■ stunden durch vorwiégend -reih m&dttihdi Uid! Nachmittags dufeh -östliche Winde
■ ersetzt wird. Man köphte versucht sein, hierin eine Art L a n d - und- Seewin d -
■ zu erblicken; Dem widerspricht jedoch die ganze Richtung dieses Windsystems)