
Die Abweichungen rühren theils daher, dass Thornton die Deklination von
Ä Scorpii zu — 36° 59' 48", also 12" zu klein angenommen hatte, theils (bei Kilema)
von kleinen Rechnungsfehlem und namentlich von ungerechtfertigter Benutzung der
am 14. August entschieden zu niedrig gemessenen Höhe von « Trianguli australis.
.Bei Konstruktion der K a rte d e sK Ilim a n d s c h a ro g e h ie te s hatte,Hassenste
in nur die Thomton’schen Breiten zur Verfügung;' es muss also auf derselben,
wenn man meine Rechnung berücksichtigen will, w en ig sten s die Lago van
Kilema um 20" sü d lich e r g e s e tz t werden. Die sonstigen Aonderungen sind
nicht .so bedeutend, weil nicht Thornton’s Breiten, sondern meine im folgenden
Abschnitt behandelten Messungen die Grundlage jener neukonstruirten Karte Hassenstein
s oder den festen Rahmen bilden, in welchen Thornton’s Messungen nur eingefügt
wurden, wie es in Abtheilung b. des folgenden Abschnittes näher erläutert ist.
B. Geodäsische Messungen.
a. -G ru n d la g e d e r K a r te d e s K ilim a n d s c h a ro g e b ie te s .
(Karte I. in Band II.) .«
Als Basis seiner Aufnahme des Kilimandscharo benützte T h o rn to n die Brëi-
tenunterschiede zwischen seinen Stationen in Madschäme, Kilema und Dafeta, uÜft
die von diesen aus nach den Gipfeln des Schneebergs und anderen gut kenntlichen
Höhenpunkten gemessenen Richtungswinkel. Die hiernach von T h o rn to n theils
an Ort und Stelle, theils am Sambesi ,(s. Band II, S. 439) konstruirte Karte, welche
im Journal der Geogr.■ Soc. vol. 34 S. 1 veröffentlicht worden ist,, wollte indessen
mit meinen eigenen Messungen nicht genügend ttbereinstimmen, weswegen der
rübmlichst bekannte Kartograph dieses Reisewerkes, Bruno- H a s s e n s te in , und
ich uns der Mühe einer Neukonstruktion jener Winkel unterzogen. Es wurden zu
diesem Behufe die von den 51 Stationen der ersten Reise aus unit grosser Sorgfalt
und bewundemswerther Ausdauer gemessenen Tausende-Von Winkeln aus., den
Tagebüchern T h o r n to n ’s, welche uns sein Bruder mit grösser Bereitwilligkeit
zur Verfügung gestellt hatte, ausgezogen und Stationen weise, unter, besonderer
Kennzeichnung des Wichtigsten, auf Pauspapier aufgetragen, wodurch diese Masse
von Winkeln eine grosse UcbersichÜichkeit und Beweglichkeit erhielt. Doch -trotz
wochenlanger Bemühungen, und obwol T h o rn to n die anvisirteü Ôbjekté, die
ihm erst allmählich bekannt wurden* jnait vielem Scharfsinn und sehr conséquent
benannt hatte, liess sich keine befriedigende Uebereinstimmung erzielen, und manche
Beöbaehtungsreihe musste unverwerthet bleiben, weil es an einem gehörigen Anschluss
fehlte oder wichtige Punkte nicht identificirt werden konnten. Unter den
Ursachen, welche diese Uebelstände veranlassten, nenne ich vor Allem folgende:.
: 1. M a n g e lh a fte a s tro n om is c h e G r u n d la g e , denn ohne gute.Bestimmungen
der Lage des Meridians schweben auch Magnettheodolit-Winkel, wie diejenige
T h o r n to n ’s es waren, oft in der Luft, zumal in einem vulkanischen' Gebiete;
2. u n g e n ttg e n d e .V e rb in d u n g d e r W in k e ls ta tio n e n , m it d en d u r c h
B r e ite n b e o b a e h tu n g e n f e s f g e le g te n L a g e rp lä tz e n ,.u n d Mangel e in e s
g e s c h lo s s e n e n N e tz e s von D re ie c k e n e r s t e r O rd n u n g ;
3, h ä u f ig e s F e h le n von g e n a u e n S k iz z e n der anvisirten Punkte, und
von Angaben, welche darthun, dass bei späteren Beobachtungen g e n a u d ie s e lb en
Pu n k te w ie d e r a n v is irt wu rd en ,, sowie;'von E n tf e rn u n g s a n g a b e n , die
oft' sehr werthvoll sind, so roh sie'auch geschätzt sein mögen. ^ ,
Ein besonderer Zufall machte .es mir indessen ■ möglich, ein festes Netz-für
dieses Gebiet zu erhalten, in. welches dann alle anderen Beobachtungen sich em-
fügen müssten, 'loh'hatte, obschon ich damals unbedingtes Vertrauen in; die Beobachtungen
der.ersten Dschaggareise setzte,, an einigen von- mir un Jahre löbi
berührten Orten desselben Gebietes genaue- Breitenbestimmungen gemacht und zugleich
astronomisch festgelegte Winkel nach sorgfältig skizzirten ?un ten er ei_®n
Hauptgipfel des Kilimandscharo gemessen und fand, bei späterem Nachsinnen über ;
die Möglichkeit einer?zweckentsprechenden Verwerthung dieser Beobachtungen, eme
einfache,Methode, weichenden gèsüchtèn fë.èjlen R a hm e n f f lr d ie K a rte des
K ilim a n d s c h a r o-Gebie*tes mitvLeichtigkert lieferte. Da diese Methode, welche
man- das Pr.ob.Jem der d r e i Bx-öiten, nennen könnte^ in .ähnlichen Fällen gleich
gute Dienste zu leisten vermag und gewiss einer, (weiteren Ausbildung fähig ist»
lasse ich sie in, Nachstehendem ausführlich i folgen. ,
. Es seien in beifolgender Figur x und y'“u<ïië béiden Berggipfelpnnjs,j;e, wel^i|
von den Stationen a, b und c aus, deren Breiten genau bestimmt sind, im Vergleich-
mit einem Himmelspbjekt anvisirt wurden, sodass ihre wahren. Azimute)von jenen
Stationen aus gegeben sind; und-somit auch die Winkel % und «a, ß i und ft
und y8. Aus diesen Winkeln .und den Breitenunterschieden ajc' = a"c" und b * ||
= h'((h" hat man zu berechnen:
1. Die B r e ite n k a th e tp n c'x u n h -W d e r beiden Berggipfel,
.-2. ih r e n L än g e .n ü n te rsQ h ied av'a"|^(i5'b" ^ pV 'iU n d .
3. die L ä n g e n u n td r s c h ie d e d e r l e i S t a tio n e n unter einander-oder
gegen den westlichsten Meridian a' b.' c' x des Systems.