
V orbemerkung.
Im Herbste des Jahres Î861 kam ich nach Berlin, tim mir durch ein erneutes
Studium von einigen Semestern alle diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen;
die einem Reisenden im Dienste der Wissenschaft erforderlich sind. Ich
hatte-' meine Vorbereitungen auf breitester Grundlage begonnen, als mir ganz unerwartet'von
Dr. H e in rich B a rth das Anerbieten gemacht wurde, mich dçm seit
anderthalb Jahren in GstaMka reisenden Baron C a rl Claus von d er Decken
als wissenschaftlicher 'Reisebegleiter anzuschliessen. Obwol ich mich lebhaft
weigerte; weil ich selbst fühlte, dass meine Ausbildung noch allzu mangelhaft war,
wurde ich doeh so mit Zureden bestürmt und gleichzeitig von Herrn Professor
Dr. A. Erman, bei welchen ich damals „Physik der Erde“ nnd „Anleitung zu
geographischen GrtshestiÄiöungen^ hörte; derartig ermutigt, dass ich mich endlich
entschloss, dein in vieler Beziehung äusserst verlockenden Rufe zu folgen. Selbstverständlich
gab ich nun sogleich alle allgemeinen Collégien auf und beschäftigte
mich fortan ausschliesslich mit solchen Dingen, die von unmittelbarem Nutzen für
mein© künftige Stellung waren. Wenn es mir gelang, in der mir zur Verfügung
stehenden Zeit von wenigen Monaten meine Vorbereitungen soweit zu - vollenden,
dass ich- hoffen dürfte, den übernommenen Pflichten wenigstens einigermaasseü genügen
zn können, so habe ich ÖiCs ausschliesslich den aufopfernden und liebenswürdigen
Bemühungen meines hochverehrten Lehrers Prof. E rm an zu verdanken,
welcher,; als unübertroffener Meister in der Kunst des Beobaehtens auf Reisen, es
übernahm, mich« zu unterrichten und zu sehulen in denjenigen Dingeü, in welchen
J er selbst auf seiner berühmten dreijährigen Reise durch Sibirien und um die Welt
so Grosses geleistet h a t Ihm verdanke ich auch die Auswahl der von mir benutzten
Messgeräthe und namentlich die Anempfehlung des Meinen Pistor & Martins’-
schen U n iv e rsa lin strum en fe s an Stelle des vön Anderen bevorzugten Sextanten.
Durch die. Bequemlichkeit, mit welcher dieser sog. „K a te r’sehe K r e is “ selbst
stundenlang ohne Anstrengung und Ermüdung zu benutzen ist, wurde mir das Beobachten
der Gestirne zum Zweck astronomischer Messungen sehr bald eine angenehme
Beschäftigung auf der Reise, besonders Abends, wenn andere Arbeiten
ruhen mussten und weder das'Geräusch des Tages noch die Glut der tropischen
Sonne störend wirkten. Da ausserdem ein kleines Höhen- und Azimutinstrument
dieser Art vielerlei andere Verwendungen zulässt, möchte ich jüngeren Reisenden
die Benutzung eines solchen angelegentlich empfehlen, und ebenso das Beobachten
d e r F ix s te rn e zu r N a c h tz e it, letzteres auch aus dem Grunde mit, weit es
ein schärferes Aüvisiren mit so schwachem Fernrohr gestattet und eine Menge kleine.
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