
ihnen gestattete, auch diesen Berg, oder gar einen Gipfel der nördlichen Usambara-
Anslänfer, bisweilen in Sieht“ zu bekommen und bei gut bestimmter Meridian-
nchtung anzuvisiren. Dasselbe Versehen wurde auf dem Rückwege begangen,
sowie auch bei der zweiten Dschaggareise auf dem Hinmarsch, denn auch hier
hätte sich wahrscheinlich eine Route finden lassen, auf welcher öfters gleichzeitige
Beobachtungen von gut charakterisirten • Usambaragipfeln und ■ den mehr nördlich
gelegenen Kadiaro, Kilibassi und Jombo erhalten werden konnten. Namentlich
zwischen Station 51 (auf dem Jerewi-Htigel)' und der Küste hätte, trotz aller Ermüdung
und der Sehnsucht nach Erreichung der gastlichen Küste, noch eine oder
die andere Messstation eingeschaltet werden müssen. Hiermit soll indessen kein
Vorwurf für die Reisenden ausgesprochen werden, welche gewiss ihre guten Gründe
für. die eingeschlagene Richtung hätten oder durch uns unbekannte Hindernisse von
einer Aenderung derselben abgehalten wurden; es söll das Gesagte nup ein Wink
sein für Andere, welche aus den Decken’sehen Reisen vollen Nutzen, ziehen und bei
ihren eigenen Unternehmungen die damals zumeist unwissentlich begangenen Fehler
thunlichst vermeiden wollen. Der Hauptübelstand für uns war der, dass nicht vor
der zweiten Reise alles frühere Beobachtungsmaterial herbeigeschafft und gründlich
durchgearbeitet werden konnte; ein vorher ausgearbeiteter Plan für die1 Vermessungsarbeiten
hätte die meisten Lücken der früheren Aufnahme ohne besonderen . 2 #
anfwandr auszufüllen gestattet. Viel Nützliches hätte sieh auch schon dann erreichen
lassen, wenn wir im Oktober 1862 von Mombas aus, anstatt des ergebnisslösen
Küsten marsch es, einen Weg auf der Höhe der Sehimbakette gesucht'hätten und
von da, den Rand .des Hochlandes entlang am Jomboberg vorbei, nach Wanga.
Als ich selbst in Gesellschaft Alfred Grandidier’s im November 1863 diesen Berg
bestieg (Bd. H S. 70 f.), habe ich es leider unterlassen, den Gipfel auch nach Norden
und Osten hin' zu untersuchen, und mich mit Messung der vom westlichen
Hange ans sichtbaren Höhen zwischen West und Nordwest begnügt, wed der Hauptzweck
dieses Ausflugs, das Azimut des Kilimandscharo oder wenigstens des Kadiaro
zu bestimmen, meine Aufmerksamkeit allzusehr gefesselt hatte und ausserdem ein
schmerzhaftes Fussübel nrir einen längeren Aufenthalt bei dem damals herrschenden
schlechten Wetter verleidete.
Die von mir auf dem Jomboberg mit der Prismenbussole nach hervorragenden
Berg- oder Hügelkuppen gemessenen Azimute sind in magnetischen, von Süd nach
West gerechneten Winkeln, von denen man 9°,2 ' abziehen muss, um wahre Azimute
zu erhalten:
1) Berg mit zwei konischen Gipfeln 86°,5 und 88° p
2 ) Hauptberg einer kleinen Kette 93°—96«,k;;
3) grösserer Berg mit drei Gipfeln, vor 2 : 101°,5;
4) rechtes Ende der kleinen Kette 1 0 7 °
5) kleiner . Hügel jn der Ebene 117°;
6) ferner Berg 148 °; '
ifl 7) näherer Berg 151 ff;;,; ;
8) .Berg in dér Entfernung zwischen 6) und 7): 153°,5.
Dieselben lassen sich mit völliger Sicherheit auf keinen der mir bekannten Gipfel
beziehen, denn 6) bis 8), fallen Zwischen Kadiaro und Kiflbasfp, bis 4) aber
würden sowol auf die Jerëwi- als auf die Mbaramukette passen, doch ha«m auf
so wenig bekanntem Gebiete, bei dem Mangel bestimmter Entfernungsangaben keine
Entscheidung hierüber gefällt werden, und es muss sogar dahingestellt bleiben, ob
die betreffenden Höhen nieht etwa noch östlich von den Jerewihügeln liegen. Die
Messung 5) indessen scheint sieh auf den kleinen Hügel Bo mb u i südlich vom
Kilibassi zu beziehen.
Aus all Diesem erhellt, dass unsere Bekanntschaft selbst mit der K ü s te des
auf Karte III des ersten Bandes dargestellten Gebietes nur an wenigen Stellen eine
befriedigende ist, und dass der künftigen Forschung auch hier noch viele Aufgaben
bleifeen. Alles bis 'jetzt Geschehene kann mir als V o f ä r b e i f gelten. Öier und da
sind einzelne Strecken rehognoscirt worden; ein fester trigonometrischer Zusammenhang
der einzelnen Aufnahmen aber fehlt noch, wenn wir absehen von der indirekten
und keineswegs vollkommenen Verbindung zwischen Mombas und Wanga öder dem
jomboberg (s. Sr 5$). Die Zeit fflr ^ l ^ jSpecialforschungen ; hält;,vielleicht Mancher
für noch nicht gekommen, so lange es noch weite, ganz unbetretene Länder
im Herzen Afrikas gibt; indess bahnbrechende Reisen durehzufiihren, ist nicht Jedermann
vergönnt, und Viele, denen Glück und Mittel hierzu fehlen; könnten sich besser
I durch sorgfältige Arbeiten an der so wenig bekannten Küste ein hoh^. Verdienst
| erwerben. Rekognos’c k u n g und Exnzelforschung müssen sich gegenseitig in
I die Hand arbeiten, und wie erstere der letzteren^oft die Wege bahnt, so ersehliesst
[ in vielen Fällen erst letzteFedie G'elegenlieif zu eiffölgrmÖhen Vorstössen ins Innere.
Für Förderung der Erdkünde ist die Thätigkeit in beiden Richtungen gleich noth- I wendig; für Humänitäts- und Kulturzwecke aber, und zur Erzielung' anhaltender
I Wirkungen auf die örtlichen Verhältnisse, erscheint die oben vorgeschlagene Art der
| FofSctfung naturgemässer zu sein und Sicherem Erfolg zu versprechen.
. e. Sp e z ia lau fn ahm en . !
7D|e'Grundlagen der drei kleinen Kartons am rechten Rande von Karte HI
Bandfl (Bai von Malin(di, Wanga und Pan g an i) sind so einfacher Art, dass eine
besondere Auseinandersetzung dtëserhalb überflüssig erscheint. Dagegen verdienen
zwei jkle^e .Aufnahmen d urch Dep ressio n sw in k e l noch kurze Erwähnung,
weil das hierbei angewandte Verfahren geeignet ist, in besonderen Fällen sehr
gute Dienste zü leisten. Dasselbe ermöglicht die Aufnahme einer Küstenstrecke-
oder- eines Sees1 von einem Standpunkt aus, nüter Öeriutzüüg einer so zu sagen
v e rtik a le n Basis, der relativengflöhe des Vermessungs-Instrumentes über jenem
Wasserspiegel. 1
. Wié schon Band IT 8:^58f. gesagt, bestimmte 3mich bei einem Ausflug zur
Vermessung des J.ipe,sees (im Dec. 1862) die Unwahrscheinlichkeit, alle auf der
ersten Station (Hügel I) anvisirten Uierp unktë auch auf der zweiten (Hügel II)
wiederzufinden, zur Aufnotärung der Neigungswinkel, unter denen jeder dieser Punkte
von beiden Stationen aus sieh zeigte. Ich erhielt auf diese Weise zwei Nebenaufnahmen,
welehe vortrefflich mit def'auf gewöhnlicheiWeise von den Endpunkten
einer horizontalen Basis aus bewirkten Hauptaufhahme tibereinstimmten. Bei meiner
Küstentour tnit Grandidier im Nov. 1863-benutzte ich dieselbe Methode der Depressionswinkel,
um in-Wenigen Stunden die Umrisse der Bucht von Muoa von dem
Kilüluhügel als einziger Station aus zu feestimmen, indem ié t die Neigungs- und
Richtungswinkel charakteristischer Punkte des Umfangs mass, während Grandidier
dieselben auftiotirte.