man sich nicht entsohliesst, die einheimischen F ü r s te n , welche es doch zunächst
angeht, mit ins Interesse zu ziehen: einem Einzelreisenden ist es ja nicht zuzumuten,
dass er ausser seiner physischen und geistigen Kraft noch ein Vermögen
einsetzt, um fremder Herren Länder zu vermessen und hierfür als einzigen Lohn
die bescheidenen' Lorbeeren zu gewärtigen, welche derartigen Pionieren winken;
die afrikanischen Gesellschaften aber fühlen sich naturgemäss vor Allem von dem
fernen Innern angezogen und können so nahen Punkten nicht genügende Aufmerksamkeit
widmen, so gross auch das damit verbundene Interesse in geographischer
und naturhistorischer Beziehung sein mag. Eine Aufopferung, wie sieder „Palestine
Exploration Fund“ für das gelobte' Land bewiesen, wäre übrigens hier für Afrika
nicht empfehlenswerth, da es viel richtiger erscheint, die Herrscher der einzelnen
Gebiete selbst mit allen nur möglichen Mitteln für Erforschung ihres Gebietes nach
Art des Vioekönigs von Egypten zu begeistern und so eine segensreiche Wirkung
zu erzielen, die grossartiger und dauernder ist, als sie je durch Private oder fremde
Gesellschaften hervorgebracht werden kann. Ein dortiger Landesherr brauchte nur
für Sicherheit, Lebensunterhalt und Geleitung der Reisenden zu sorgen, um die
Ausführung manches grossen Planes zu ermöglichen; soviel aber müsste man mindestens
von ihm zu erlangen suchen. Gewiss würde mancher dieser kleinen
Könige dann noch ein Uebriges thun und diejenigen, die auf solche Art seine
Herrschaft befestigt und erweitert und seine Hülfsquellen vermehrt haben, aus besonderer
Dankbarkeit mit einem anständigen Landsitz belehnen; um sie zu längerem
Bleiben zu veranlassen. Wir würden derartige Ansiedelungen nach Art von Ladislaus
Magyar oder James Brooke, wobei allerdings der Betreffende seine ganze Existenz
einsetzt, für sehr zeitgemäss halten, nur müsste dabei vor Allem auf sichere and
regelmässige Verbindung mit der Küste gehalten werden. Sollen unsere Reisenden
sich zu solchen Unternehmungen ermutigt fühlen, so müsste freilich eine erleuchtete
Regierung sie nachdrücklich unterstützen und begünstigen, etwa durch Verleihung
des Nimbus einer „mission seientifique“ ; und ihnen vorkommenden Falles allen
Schutz und Beistand gewähren, den ihre schwierige Stellung in fremden Landen
erforderlich machen könnte.
'd. Aufnahmen an d e r Küste im Zusammenhang mit der L ä n g e n bestimmung.
Thomton’s Messungen b e i Mombas sind von Bruno Hassenstein mit grosser
Sorgfalt konstruirt worden und haben als Ergebniss den schon erwähnten Karton
zu Band I Karte III geliefert; sie dienten für die Küste in ähnlicher Weise .als
trigonometrische Basis wie meine Messungen im Kilimandscharogebiete für das Innere,
und werden auch späteren Reisenden von Nutzen sein bei Aufnahme der jetzt -nur
lückenhaft bekannten Küstenstrecke zwischen Usambara und Malindi in der Breite
von 40 bis 60 Seemeilen landeinwärts.
Als G ru n d lin ie der Aufnahme diente die 2,26 Seemeilen betragende - Entfernung
zwischen dem F o rt von Mombas (Stat. I unseres Kartons) und den
Ruinefi des portugiesischen W ach tth u rm s von Makupa (Stat, H). Dieselbe wurde
dem Blatte „Island and Ports of Mombaza“ , Nr. 666 der englischen Admiraltäts-
karten, entnommen und nicht, wie es entschieden genauer gewesen wäre, noch
einmal direkt nachgemessen. Noch mehr beeinträchtigt wird die Sicherheit jener
Basis dadurch, dass Thornton im Fort Mombas „vom* Dach eines Eckhauses aus“
und in Makupa „ein wenig rechts vom Fort“ gemessen hat ohne für seine Theo-
dolitstände Richtungswinkel und Entfernungen nach den Mittelpunkten der betreffenden
Gebäude anzugeben. Der hierdurch entstandene Fehler beträgt etwa
1 o/ der Basislänge von 2',26 oder 135",6, wenn der erwähnte Eckthurm vom Fort
Mittelpunkt um nur 136 engl. Fuss in der Basisrichtung entfernt ist und wahrscheinlich
weniger für Station II bei Makupa, hätte also nicht vernachlässigt werden
dürfen; da sich indessen in Thornton’s nachgelassenen Papieren keine Andeutung
findet die eine Korrektion in dieser Hinsicht ermöglichte, so musste Hassenstein
die Mittelpunkte jener beiden Forts als Endpunkte der Basislinie annehmen.
Den dritten Punkt (Stat. III) des ersten Dreiecks bildet der mittelste einer
10 Seemeilen nordwärts gelegenen Gruppe von drei Hügeln, die von den Eingeborenen
Ngu sa Mombaza, auf der Seekarte Coroa Mombaza genannt werden.
Durch Magnettheodolitwinkel von und nach diesen drei Fixpunkten wurden
Thornton’s übrige Stationen bestimmt, deren Mehrzahl zwischen Maweni und dem
Isokunihügel liegt; am wichtigsten sind Station VII, VIII und X auf dem Be a h -,
Kisoludini- und Isokunihügel, weil von ihnen aus der K ad iaro angeschnitten
wurde, sowie Station VI bei den Antimongruben von Maweni im Dorumagebiete,
von welcher aus, neben Stat. VII und VIII, die gleichfalls schon erwähnten Winkel
nach dem Kilibassi gemessen sind. . . . a„
Sehr vortheilhaft wäre es gewesen, wenn Thornton seine Vermessungsausflüge
mehr n o rdw ä rts , bis zur Missionsstation Ribe und weiter, ausgedehnt hätte, weil
dann eine breitere Basis für die* jetzt ziemlich spitzen Winkel nach dem Kadiaro
erlangt worden wäre; es hätte dann auch mancher andere weithin sichtbare Punkt
bestimmt werden i können, welcher, wie z. B. der Jaru- oder Toadiberg nordöstheh
vom Kilibassi, durch die bisherigen Winkel nicht genügend fixirt wurde. Ich selbst
habe bei meiner Anwesenheit in Mombas keine terrestrischen Winkel gemessen,
denn ich war damals noch vollständig Neuling auf afrikanischem Boden und hatte
weder eine Ahnung von Thornton’s früheren Aufnahmen, noch von der Wichtigkeit
neuer, ergänzender Messungen in diesem Gebiete; anderenfalls würde ich Herrn
v d Decken, der mich auf Jagd- und Sammelausflügen nur mit der nächsten Umgebung'von
Mombas bekannt machte, unter allen Umständen um Ausdehnung dieser
Exkursionen bis auf den Rand des Hochlandes ersucht haben, von welchem aus
man sowol Küste wie Inneres überblicken kann. Leider aber waren Thornton s
Winkel die mir erst nach dem Untergang der Expedition bekannt wurden, m
seinen am Sambesi befindlichen Tagebüchern versteckt, und Baron v. d Decken
hielt eine Ergänzung oder Verbesserung .dieser so sorgsam gemachten Aufnahmen
jedenfalls für überflüssig. ; . ,
Im Süden v o n Mofmbas hat Thornton nur auf seinen R e is e s ta tio n e n gemessen,
und zwar bis Station 4; (s. HaupbKarte III Band I), wo er zum letzten
Male einen BÜck auf den Hafen von Mombas hatte, dem Anscheine nach zur Festlegung
seiner Route; zur Ausfüllung der Lücke.in der Terrainzeichnung zwischen
dem Mtaweberg und Maweni tragen, seine Winkel, die allerdings nur flüchtig
während des Marsches genommen werden konnten, sehr wenig bei; Ebenso wurde
keine Verbindung nachiSüden hin erzielt, vermutlich weil die Aufmerksamkeit
immer tour nach vorwärts,'nach dem als Wegweiser dienenden Kadiaro gerichtet
war; denn hätten’die Reisenden gewusst, wie wichtig die öftere Beobachtung einer
südlich: gelegenen Landmarke, etwa des Jomboberges, war, so hätten sie gewiss
ohne grosse Schwierigkeiten eine mehr südliche Route einschlagen können,-welche