
Von meinem hochverehrten Lehrer, dem nunmehr dahingeschiedenen Professor
Dr. Adolf Er man, auf die Wichtigkeit magnetischer Beobachtungen in Ostafrika
aufmerksam gemacht, habe ich schon von Anfang meiner Reisen an versucht, einige
Beiträge >zur Kenntniss des Erdmagnetismus in jenen Gegenden zu liefern. Leider
wurde? mein© Ausrüstung hierfür erst ziemlich spät eine vollständige, weil hei der
Kürze meiner Vorbereitungen in Berlin und hei der Menge der anderen vorliegenden
Arbeiten Prof. Er man wahrscheinlich gemeint hatte, dass die [Inklinationsbeobachtungen
mir zuviel werden könnten. Auf Erman’s Rath hatte ich im Jahre 1862 nur
ganz einfache Instrumente mitgenommen, nämlich
1- eine kleine S h hm a lk a lte r’sch e Bussole (prismatischer Kompass), vermittelst
welcher ich öfters die von mir astronomisch bestimmten Azimute irdischer
Gegenstände nachmass und so die Abweichung des magnetisehen Meridians vom
astronomischen erhielt, d. i. die magnetische Deklination oder Variation;
2. einen kleinen Meyerstein’schen A p p a ra t zur Bestimmung d e r Ho riz
o n ta l-In te n s itä t des Erdmag n etism u s durch Schwingungs- und Ablenkungsversuche;
welcher damals nur 40 bis 50 Mark kostete. Schon im folgenden Jahre,
hei einem längeren Aufenthalt auf den Seschellen, vermisste ich den mir noch fehlenden
I n k lin a tio n s a p p a r a t sehr und suchte mir vorläufig dadurch zu helfen, dass
ich an den Seiten der auf Spiegelglas getheilten Meyerstein’schen Intensitäts-Bussole
zwei verstellbare Stäbchen von starkem Eisendraht anbrachte, um so nach Lamont’s
Methode -auf indirektem Wege die Neigung der Vertikal-Komponente des Erdmagnetismus
zu erhalten — Beobachtungen, welche mir indess bei der Unvollkommenheit
des Apparates nicht zuverlässig genug erscheinen, um sie hier zur
Veröffentlichung zu bringen. Eine treffliche Gelegenheit, vollständige magnetische
Ortsbestimmungen bis herab zum südlichen Wendekreis zu erhalten (auf den
Seschellen, Réunion, Nossi-Be, den Komoren, Mafia u. a. 0.), war somit verloren,
doch hatte mein Interesse für diese Beobachtungen wenigstens den Erfolg, dass
Baron von d er De ck en bei seinem Aufenthalt in Europa im Sommer 1863 bis Ende
1864 ein vorzügliches Meyerstein’sches Inklinatorium mit Kreistheilung auf einer
Spiegelplatte erwarb und bei seiner Rückkehr im Februar 1865 mit nach Sansibar
brachte. Es wurden dort sogleich von mir und später von den Herren von S c h ick h ,
Dr. L in k und Feuerwerker Deppe Inklinationsbestimmungen angestellt und diese
später fortgesetzt bis zum Untergang der Expedition hei Bardera.
Besondere Schwierigkeiten haben sich keinem von uns bei diesen so einfachen
Beobachtungen geboten. Im Hinblick hierauf und auf die ausserordentliche Wichtigkeit
guter und vollständiger magnetischer Ortsbestimmungen in fast noch allen
Tbeilen Afrika’s möchte ich es jedem Reisenden, welcher fortan den Ehrgeiz hat,
die praktische Geographie wirklich wissenschaftlich zu betreiben, aufs Dringendste
empfehlen, sich von vom herein mit einer genügenden magnetischen Ausrüstung zu