
oft zu kurz sind, und der Anhang meist zu zart ist, um diese Arbeit leisten zu können, und dass zweitens
beide bei mehreren Arten ganz oder doch in einem Masse verkümmert oder so gestellt sind, dass ihnen
ein Erfassen der Spermatophore absolut unmöglich wäre.1) Diese Arbeit wird vielmehr von dem ganzen,
zangenartigen Fusse, d. h von dem Aussen- und Innenaste desselben, ausgeführt. Beide Ä ste bilden die Schenkel
einer Zange, einen deutlichen Greifapparat, dessen Bedeutung bisher nur von S ie b o ld in einer fast vergessenen
Schrift erwähnt Worden ist.2) An der Innenseite des äusseren Astes befinden sich zu die'sem Zwecke
zwei mit sehr zarten (Sinnes-?) Haaren besetzte Polster,3) zwischen welche der Hals der Spermatophore
zu liegen kommt und durch einen Druck des genäherten Innenastes festgehalten wird. Von der Richtigkeit
dieser Deutung habe ich mich oft durch Untersuchung des in der Begattung gestörten Männchens überzeugt.
Auch trifft man ab und zu männliche Individuen, bei welchen die Spermatophore durch zu schnelles Aus-
fliessen des Klebstoffes an dieser Stelle haften geblieben ist.
Ein H e r z 4) ist vorhanden; es liegt unter der Rückenfläche an der Grenze des zweiten und dritten
Cephalothoraxsegments.
*) Belege für die beiden ersten Fälle finden sich bei den deutschen Arten in genügender Anzahl. Als Beispiele
zu den beiden letzten Fällen führe ich an D. löbatus Lillj., D. minutus Lillj., D. siciloides Lillj., D. franciscams Lillj., D. signi-
cauda Lillj., D. eiseni Lillj., D. amblyodon Marenzeller, D. roubatii Rieh, und D. denticomis Wierzejski. Die bezüglichen Abbildungen
finden sich bei de Guerne u. R ich a rd , Révis. des Calanid. d’eau douce.
2) S ie b o ld , Über das Begattungsgeschäft des Cyclops castor, p. 46: „Das Männchen hält den Schlauch anfangs
mit dem rauhen Polster seines Fussstummels fest.“ Bemerkt sei bei dieser Gelegenheit, dass S ieb o ld den Begattungsakt
im ganzen richtig, wenn auch nicht ohne Lücken geschildert hat.
Der erwähnte Greifapparat findet sich bei allen bekannt gewordenen Arten bis auf die folgenden : bei D. alluaudi
ist nach den Darstellungen von Rich a rd (Copép. recueillis par M. le Dr. Th. B a r ro i s en Egypte, en Syrie et en Palestine,
big. 37) und v. Daday (Consp. Diapt. — D. unguiculatus, Taf. IV Fig. 4) der Innenast ganz in Wegfall gekommen und der
Aussenast nur eingliedrig.
Bei D. chevreuxi de Guerne u. Richard (D. chevreuxi, Copép. nouv. d’Algérie) ist der linke männliche Fuss höchst
sonderbar modifiziert, der Innenast desselben aber wohl imstande, die Spermatophore gegen den Aussenast zu drücken.
Bei D. stuhlmanni Mrazek (Copepoden der Tierwelt Ost-Afrikas) ist der Innenast des linken Fusses sehr kurz.
Ein Ergreifen der Spermatophore dürfte aber auch hier dem Fusse noch möglich sein.
3) Diese Polster sind zwar von einigen Forschern richtig abgebildet; ihre Bedeutung ist aber — abgesehen von
Siebold, wie soeben bemerkt worden ist — von keinem derselben erkannt resp. erwähnt worden. In einer beträchtlichen
Anzahl von Zeichnungen (vgl. besonders das Revisionswerk von de G u e rn e u. R ic h a rd ) ist entweder nur ein, oder auch
gar kein Polster angegeben. Dass diese Angaben immer richtig wären, möchte ich bezweifeln. Vgl. hierzu die Bemerkung
zu D. serricornis Lillj. in der Charakteristik von D. wie rzejsk ii.
4) Selbst auf die Gefahr hin, dass Clau s aus den wenigen anatomischen Andeutungen, welche ich in den Charakteristiken
der deutschen Centropagiden-Genera gebe, vielleicht wieder herauslesen wird, dass meine Studien immer noch nicht
„über die äusseren Charaktere und die Nomenklatur“ hinausgekommen seien (C lau s, Neue Beobachtungen über die Organfs.
u. Entwicklung von Cyclops, p. 9 Anm.), wage ich doch auch hier wieder, aus dem weiten Gebiete der Anatomie nur das
Wenige zu bieten, das in den Rahmen der mir gesteckten Aufgabe, nämlich „ e in e r R e v is io n u n s e r e r h e im is c h e n
Copepoden-b a u n a “, gehört. Wie ich im 1. Teile „n u r das W e n ig e a n g e f ü h r t h a b e , was z u r A b g re n z u n g
d e r G a ttu n g Cyclops von den ü b rig e n das S ü ssw a sse r b ewohnenden d eu tsc h en C o p e p o d e n -G e n e ra bea
c h te n sw e r t i s t,“ so will ich es auch bezüglich der drei Centropagiden-Gattungen thun; denn mir liegt in der That
weniger an dem Urteile des Herrn Claus, dass meine Arbeiten sich nur in der bemängelten Richtung erstreckt hätten,
als vielmehr daran, mein Werk b rau ch b a r zu g e s ta lte n . Wollte ich eine Monographie der Süsswasser-Copepoden'
schreiben wann und wo hätte ich das aber jemals ausgesprochen? — dann würde ich auch ohne Claus’ Belehrung wissen
dass hierzu eine genaue Berücksichtigung der anatomischen Verhältnisse gehört, so aber habe ich in meiner „Oberflächlichkeit“
gedacht, dass ein stärkeres Heranziehen derselben in eintm Werke, das in erster Linie praktischen Zwecken dienen soll,
vollkommen überflüssig sei.
Das A u g e liegt median.
Die S p e rm a to p h o r e n *) sind gross und flaschenförmig und bleiben nach ihrer Entleerung noch
längere Zeit an dem weiblichen Genitalsegmente kleben (Taf. II Fig. 7), so dass man oft Weibchen mit
einem ganzen Büschel derselben — in einigen von mir beobachteten Fällen waren es deren mehr denn
zehn — antriflft.
Da die beiden weiblichen Genitalöflfnungen eng neben einander liegen, so kommt es nur zur Bildung
eines einzigen E i b a l l e n s , welcher ventral getragen wird. Im allgemeinen gilt es als Regel, dass die
grosse Wasserbecken bewohnenden Tiere nur wenig Eier (Taf. IV Fig. 1) erzeugen, dass aber der Ballen
derjenigen Individuen, welche Tümpel und Teiche bewohnen, aus einer grossen Zahl von Eiern (in einigen
Fällen zählte ich deren mehr denn 80) bestehen (Taf. VI Fig. 1). Und zwar tritt diese Erscheinung genau
wie bei den Cyclopiden2) nicht nur bei verschiedenen Arten, sondern bei ein- und derselben Form auf,
je nachdem sie Bewohnerin eines grösseren oder kleineren Gewässers ist.
Wie die Anzahl der Eier, so ist auch die G rö s s e der Individuen der Nahrungsmenge, welche
denselben zu Gebote steht, und damit auch der Grösse ihrer Wohngewässer proportional.
Bezüglich der N a h r u n g sei bemerkt, dass dieselbe wohl in erster Linie nicht aus fein zerteiltem
Detritus sondern aus Diatomeen und anderen niederen Algen besteht.3) Sehr oft fand ich den ganzen Darm
Genau ebenso wie ich hat in diesem Punkt — Claus selbst in mehreren seiner systematischen Arbeiten gehandelt.
So nehmen z. B. in seinen „Peltidien“ (Copepodenstudien, Heft I) die Angaben über die innere Organisation im allgemeinen
Teile nur wenig mehr denn — e in e Seite ein, und nur hier und da tritt gelegentlich der Charakteristik der einzelnen Arten
ab und zu eine kurze Bemerkung auf; über d^Le postembryonale Entwicklung enthält der allgemeine Teil nicht ein Wort, und
nur bei der Beschreibung der einzelnen Arten wird über irgend eine Jugendform ab und zu eine Bemerkung gemacht. Ich
glaube, dass durch diese kurzen Bemerkungen der innere Bau und die Entwicklungsgeschichte der Peltidien nicht erschöpft
ist, und dass ein tieferes Eingehen auf diese Punkto hier wohl am Platze gewesen wäre: für meine Bearbeitung der
Cyclopiden trifft alles dies nicht zu; denn erstens sind sowohl der innere Bau als auch die Entwicklungsgeschichte derselben
genügend, wenn auch nicht in allen Punkten, bekannt, und zweitens wäre für die Zwecke m e in er A rb e it eine
W ie d e rg a b e d ie s e r R e s u lta te ganz w e rtlo s gewesen.
Ich lege auch nicht den Hauptwert des I. Teiles meiner Arbeit auf die Charakteristik von Cyclops, sondern auf
die nachfolgenden Beschreibungen und Ausführungen, in welchen ich gerade C la u s , der sich immer und überall so geberdet,
als hätte er alles das, was neuere Forscher gefunden; schon vor 30 Jahren gekannt — warum hat er das alles nur der Wissenschaft
so lange vorenthalten 1 — eine so grosse Zahl von Fehlern nachweisen musste. —
Im übrigen erdreiste ich mich, zu behaupten, manches beobachtet zu haben, was selbst Claus übersehen hat!
Um jeder Missdeutung vorzubeugen, will ich bemerken, dass sich dieses „Mehr“ nicht auf die Anzahl der Arten bezieht,
sondern auf die Genauigkeit und Sorgfalt, die — wie eine Anzahl bewährter Forscher längst vor mir naohgewiesen hat —
in mehreren Claus’schen Arbeiten oft gar zu arg vernachlässigt worden sind. Dass ich in einer Anzahl von Punkten geirrt
habe, bestreite ich nicht, ist doch selbst — ein Claus, durchaus nicht unfehlbar! Sicher aber weiss ich auch, dass die
Irrtümer dieses Forschers, dessen Verdienste ich durchaus anerkenne und an mehreren Punkten auch anerkannt habe, hinsichtlich
der Cyclopiden viel z a h lre ic h e r sind als die meinigen. Im übrigen tröste ich mich mit Claus selbst, der in
seinem „Genus Cyclops“, p. 2 sagt: „Jedenfalls ist die Menge der Fehler, die auf diesem Gebiete untergelaufen sind, ein
Zeichen, dass die Möglichkeit des Irrens hier eine ziemlich grosse ist.“
’) Dass die Spermatophoren von mehreren der älteren Forscher für parasitäre Würmer gehalten wurden, ist
allgemein bekannt, nicht so aber die Meinung 0 u c h a k o ffs , dass sie Eier säck e seien, welche später durch die austretenden
Eier gefüllt und aufgebläht würden (O u ch a k o ff, Pontie de Wacarino, p. 248).
2) Vgl. Teil I, p. 46 u. p. 67.
8) Ap.qtein giebt gleichfalls als Hauptnahrung der pelagischen Copepoden die. Diatomeen an. (Quantitative
Plankton-Studien, p. 502). Dasselbe geschieht von Z a ch aria s (Forschungsber. aus d. Biol> Station zu Plön. T. II, p. 102 u. 103),
— Vergl. dagegen die Angabe Claus’, p. 29 Anm. 4.