vorn, gleichwie die Anschwellung des ersten weiblichen Abdominalsegments (s. unten) einem Abgleiten nach
hinten Vorbeugen dürfte. Hiermit würde auch das Auftreten von Sinnesdornen an diesen Stellen erklärlich
sein, gleichwie die erwähnte Erscheinung, dass die Sinnesdornen des weiblichen Körpers stets diejenigen des
männlichen an Grösse und Stärke übertreffen. In den Dornen des Männchens hätten wir es — falls diese
Erklärung richtig ist — dann nur mit rudimentären Organen zu thun, ähnlich wie dies z. B. für die Brust-
resp. Bauchwarzen der männlichen Säugetiere gilt.
Erwähnt mag hier noch sein, dass das letzte Cephalothoraxsegment in der Regel asymmetrisch
gebaut ist, eine Erscheinung, welche bei den Diaptonms-Arten und vielen anderen Centropagiden-Formen
durchaus nichts Auffallendes ist (erstes Antennen- und fünftes Fusspaar des Männchens u. s. w.). Der
rechte Flügel ist meist stärker ausgebildet als der linke,1) und die rechtsseitigen Sinnesdornen übertreffen
die linksseitigen regelmässig an Grösse und Stärke.
Eine besondere Ornamentik der Cephalothoraxsegmente tritt niemals auf.
Das A b d om e n des Weibchens besteht aus drei Segmenten und der Furka.2) Das erste Segment,
das durch Verschmelzung dreier Ringe entstanden ist, ist das grösste und breiteste. Das zweite ist stets
am kürzesten, oft in das erste hineingezogen oder von demselben undeutlich geschieden. Das letzte, welches
auf seiner Dorsalseite den grossen, bis auf die Furkalzweige sich erstreckenden Afterausschnitt aufweist, ist
demnach von mittlerer Länge.
Das erste Segment ist in seiner oberen Partie in der Regel verbreitert und daselbst jederseits mit
einem Sinnesdorn ausgerüstet (Vgl. hierzu p. 11). Bei der ausserdeutschen Art D. spinosus v. Daday8)
ist noch jederseits ein weiteres Sinneshaar zu Sinnesdornen umgewandelt. Da die Form dieses Segments
und die Grösse der Dornen bei den einzelnen Arten mannigfachen Schwankungen unterliegen (Taf. II I Fig. 8,
Taf. VI Fig. 7), so geben dieselben oft wichtige systematische Merkmale ab, zumal wenn Asymmetrie
auftritt (Taf. I Fig. 1). In der ventralen Mitte münden die beiden von meist lebhaft rot pigmentierten
Chitinverdickungen umgebenen Geschlechtsöffnungen. Da dieselben eng beieinander liegen, so kommt es
nur zur Bildung e in e s Eiballens.
Das schlanke Abdomen des Männchens (Taf. IV Fig. 2) ist nahezu cylindrisch und oft in hohem
Grade asymmetrisch gebaut. Das erste der fünf Segmente ist meist etwas aufgeschwollen. Die Geschlechtsöffnung
liegt nicht median, sondern an der linken distalen Ecke desselben als ein einfacher Spalt. Ein
Sinneshaar der rechten Seite ist ebenso wie an den folgenden Segmenten oft zu einem Sinnesdorne umgebildet.
Der vierte Ring zeigt häufig sehr unregelmässige Bildung, da sein dorsaler Hinterrand schräg nach
Bei D. alluaudi de Guerne et Richard (Descript. da D. alluaudi and Documents nouveaux Taf. V Fig. 3) ist
das umgekehrte Verhältnis zu beobachten.
2) Das Abdomen des Männchens giebt Claus („Zur Anatomie und Entwicklungsgesch.“) richtig als aus sechs Segmenten
(inkl. der Furka) bestehend an. Seine Angabe aber: „Bei dem Weibe verwachsen im Laufe der Entwicklung die zwei ersten
Abdominalsegmente . . . daher scheint auch bei Oyclopsine (Diaptomus) der Körper des Weibchens aus ein em Ringe weniger
zu bestehen als der Leib des Männchens“ ist unrichtig. In der daselbst gegebenen Abbildung (Taf. II Fig. 50) zeichnet er nur
drei gesonderte Abdominalringe (excl. der Furka); die dargestellten Einkerbungen am letzten Segmente sollen wahrscheinlich
den angenommenen vierten Ring andeuten. Später scheint Claus die Angabe selbst zweifelhaft richtig vorgekommen zu sein,
denn in seinen „freil. Copep.“ sagt er, dass das weibliche Abdomen „aus drei oder (!) vier Segmenten“ (excl. der Furka) besteht.
Letzteres giebt auch v. Daday in seiner sehr lückenhaften Diagnose an (Monogr. Eucopop. p. 298),
8) v. Daday . . Conspect. Diapt. p. 130 (Taf. VI Fig. 1).
rechts unten (hinten) gerichtet ist. Während dem weiblichen Abdomen jede Ornamentik fehlt, ist eine
Bolohe beim Männohen mehrerer Arten zu finden. Sie wird gebildet durch Reihen oder Haufen feiner
Chitindornen, die am zweiten bis vierten Segmente und zwar besonders an der rechten Hälfte der dorsalen
Fläohe auftreten (Taf. IV Fig. 2, Taf. V Fig. 9). Die ventrale Seite bleibt stets davon frei.
Aüoh der Afterausschnitt des Männchens ist (meist) asymmetrisch j an der reohten Seite fehlt ein
grösserer Teil der Furkalbedeckung als an der linken.
Die Verteilung der Sinneshaare am Abdomen (ebenso wie am Cephalothorax) ist artlich konstant
und weicht bei den einzelnen Species nickt unwesentlich von einander ab. Die Berücksichtigung dieser
Erscheinung für systematische Zwecke ist aber wegen der ausserordentlichen Kleinheit dieser Organe nicht
angebracht. Als Beispiele mögen Tat. IV Fig. 2, Taf. V Fig. 9 genügen, aus welchen die Verteilungsverhältnisse
derselben bei D. scilinus und D. wiei'zejskii zu ersehen sind.1)
Die b u r k a lzw e ig e bilden breite Platten, die sich nach dem apikalen Ende zu meist etwas erweitern.
Da die Länge derselben, welche durchschnittlich der des letzten Abdominalsegments gleichkommt und das
Doppelte der Breite nur ausnahmsweise überschreitet, bei den einzelnen Arten nur sehr geringen Schwankungen
unterliegt, so ist dieselbe nur als sehr untergeordnetes systematisches Merkmal zu benutzen. Beim Männchen
(Taf. V Fig. 9) ist die Furka in der Regel schlanker und länger als beim Weibchen. Innen- und Ausscn-
rand sind häufig mit je einer Reihe zarter2) Haare versehen, und zwar scheint bei den deutschen Arten
im männlichen Geschlechte nur der Innenrand, beim Weibchen aber Innen- und Aussenrand diesen
Haarbesatz aufzuweisen. Das Ende jedes Furkalzweiges trägt vier gleichlange, relativ kurze und mit
dichten und langen Fiedern besetzte Borsten. Eine ebensolche Borste ist in einem Einschnitte des Aussen-
randes nahe dem distalen Furkalende eingelenkt. Beim Weibchen werden diese Borsten stark gespreizt,
fächerförmig gehalten (Taf. I Fig. 1) und sind samt der Furka und dem letzten Abdominalsegmente nach
der ventralen Seite umgebogen,8) um als Hilfsmittel zum Halten des Eiballens verwendet zu werden. Da
sie beim Männchen eine solche Arbeit nicht zu leisten haben, so sind sie, ebenso wie die Furka und das
gesamte Abdomen, gestreckt und liegen eng aneinander (Taf. IV Fig. 2, Taf. V Fig. 1 u. 9).
Uber der innersten Apikalborste entspringt auf der dorsalen Furkalfläche eine unbefiederto1), kurze
und zarte Borste von eigentümlichem Baue (Taf. V Fig. 10). Es lassen sich an derselben drei scharf von
einander geschiedene Teile unterscheiden: ein stark chitinisierter Basalabschnitt, eine zartwandige, hyaline
mittlere Region und ein Endabschnitt, dessen Wandung, anfangs von der Stärke des Basalteils, allmählich
an Dicke abnimmt. Die relativen Längen der einzelnen Abschnitte sind ebenso wie die Länge der gesamten
Borste bei den einzelnen Arten verschieden. Man wird wohl nicht fehlgreifen, wenn man diese modifizierte
Borste, gleich wie viele ähnlich gebaute besonders der Vorderantennen, als zur Perception von Sinnes-
eindrücken im höheren Masse als die übrigen geeignet betrachtet.5)
*) Das männlich© Abdomen hat von keinem Forscher die notwendige Beachtung gefunden. Abgesehen von einigen
Bemerkungen über das Vorhandensein von Dornen (Sinnesdornen) an bestimmten Stellen, finden sich in der Litteratur keine
Angaben über die oben erwähnten Einzelheiten.
2) Nur bei D. »linutus Lilljeborg aus Grönland sind die Fiedern der Furkalborsten kurze, entferntstehendo Dornen
(cf. de G u ern e e t R ic h a rd , R6vision Taf. III Fig. 25).
8) Eine sehr gute Abbildung hiervon giebt N o rd q u is t (D. Calanid. Finlands Taf. IX Fig. 1).
4) In mehreren Abbildungen des Revisionswerkes von de Guerne u. R ichard ist diese Borste als gefiedert angegeben. Ob dies
den thatsächlichen Verhältnissen entspricht, kann ich nicht entscheiden, da sich diese Zeichnungen auf ausserdeutsclie Arten beziehen.
’’) Die charakteristischen Verhältnisse der dorsalen Borste sind bisher so gut wie unbeachtet geblieben,