Dass der rechte Fuss das Erfassen und Ankleben der Spermatophore an die weibliche Geschlechtsöffnung
zu verrichten hat, ist schon aus seiner Ähnlichkeit mit dem linken von Diaptomus (s. das.) zu
schliessen, welcher s ic h e r diese Arbeiten zu leisten hat. Zwischen das zweite Basalsegment und den Aussen-
ast, welcher gegen ersteres zurückschlagbar ist, scheint der Hals der Spermatophore zu liegen zu kommen.
A u g e : Der Pigmentkörper des dem Stirnrande stark genäherten Auges, ist weit grösser als bei
Diaptomus.
Die S p e rm a to p h o r e ist wie bei jener Gattung g e b ild e ts ie fällt aber bald nach ihrer Entleerung
ab; denn Weibchen mit anhaftenden Spermatophoren werden nur sehr selten beobachtet.
E i b a l l e n : Obwohl bisher von keinem Forscher Eiballen tragende Weibchen beobachtet worden
sind, so ist doch sicher anzunehmen||§ass wie bei allen anderen Süsswasser-Centropagiden auch bei Heterocope
solche gebildet werden. Für die Richtigkeit dieser Annahme spricht besonders eine Beobachtung, welche Sars
gemacht hat; er sah nämlich bei einem auf dem Objektträger unter dem Mikroskope liegenden Weibchen Eier
aus der Genitalöffnung heraustreten, die s ic h zu e in em k l e in e n B a l l e n v e r e i n i g t e n , welcher aber
durch die gewaltsamen Bewegungen des Tieres sofort wieder zerstört wurde. Bei ruhig itn Wasser schwimmenden
Tieren wird — so meint S a r s —..die Bildung der Eibaüen ungestört vonstatten gehen. Denn obgleich
die Ballen mit dem mütterlichen Körper ähnlich wie die Spermatophoren (s. oben) wahrscheinlich nur in sehr
lockerer Verbindung stehen, so wird — so lange die Tiere unbelästigt bleiben — ein Abfallen derselben nicht
stattfinden. Die Tiere schwimmen ruhig ohne Hilfe der Schwimmfüsse, allein durch schwingende Bewegungen
der zweiten Antennen, des Mandipularpalpus und der Maxillen durch das Wasser (genau wie dies p. 22
für Diaptomus erwähnt worden ist). Erst wenn sie genötigt sind, einem Gegenstände auszuweichen, vielleicht
auch einem Feinde zu entfliehen etc., so treten die Schwimmfüsse in Thätigkeit. Durch einen kräftigen
Schlag der Füsse nach hinten schnellt sich das Tier ein beträchtliches Stück vorwärts. Geschieht ein
solch heftiges Fortschnellen öfter, so dürfte der nur lose anhaftende Eiballen durch den entstehenden Ruck
leicht abgerissen werden. Da nun solche Bewegungen bei denjenigen Tieren, welche sich gefangen fühlen
und zu befreien suchen, sicher am heftigsten sein werden, so ist das konstante Fehlen von Eibällen an gefangenen
Tieren wohl erklärlich. Bei Tieren, welche sich in der Gefangenschaft befinden, werden sich infolge
der durch den beschränkten Raum veranlassten Unruhe wahrscheinlich überhaupt keine Eiballon bilden.
N o r d q u i s t vermutet,2) dass bei Heterocope noch eine zweite Art von Eiern vorkommt. Da er
nämlich während des Winters und Frühjahrs niemals Individuen unseres Genus angetroffen hat, so glaubt
er annehmen zu müssen, dass Heterocope vor ihrem Aussterben im Herbste Daüereier erzeuge, aus welchen
sich im Sommer des nächsten Jahres die neue Generation entwickele. Auch von Z a c h a r i a s 8) ist Heterocope
— es handelt sich hier um die Art H. appendicülata — während der kälteren Jahreszeit im Plönersee
niemals beobachtet worden.
Im h o f 4) dagegen fand während mehrerer Jahre im Dezember und Januar im Zürichersee noch
Exemplare von H. saliens und führte somit den Nachweis, dass ein Aussterben während eines grossen Teiles
des Winters nicht stattfindet. Ob die von Im h o f gefundenen Exemplare nur überlebende Individuen ge*)
Nach einer mir durch Herrn Po p p e zugänglich gewordenen Übersetzung der schwedisch geschriebenen Bemerkungen
der S a rs ’sehen Arbeit.
2) N o rd q u is t, Die Calaniden Finlands, p. 68 ü. 70.
3) Nach freundlichen brieflichen Notizen und den monatlichen Tabellen im „Zool. Anzeiger“ 1894/95.
4) Im h o f, Über das Calaniden-Genus Heterocope.
wesen sind (während das Gros schon mit Eintritt niedriger Temperatur zu Grunde gegangen war) oder
nicht, vermag ich ebensowenig wie die Frage nach der Bildung von Dauereiern zu entscheiden.1)
A u f e n th a l t : Heterocope ist ein durchaus pelagisches Genus, das nur in grösseren Wasserbecken
und zwar entfernt von den Ufern angetroffen wird. Nach einer Mitteilung N o r d q u i s t s (1. c.), welche sich
auf H. appendicülata bezieht, brauchen aber die Seen nicht eine besondere Tiefe zu haben. Er fand diese
Art unter anderem im See Kiitämä in Finland, welcher nur eine grösste Tiefe von vier Metern besitzt.
Im h o f (1. c.) fand H saliens bis zu Tiefen von 133 m. Nach W e i sm a n n s 2) und G ru b e r s Beobachtungen
lebt Heterocope „bei Tage in einer Tiefe von einigen Metern, des Nachts aber an der Oberfläche.“
Tabelle zum Bestimmen der Heterocope-Arten.
A. Weibchen.
/. Über den Genitalöffnungen ein Deckel.
( m it zwei seitlichen Z ä h n e n .............................................................. H. weismanni
Deckel | 0 h n e Z ä h n e .......................................................................................H. saliens.
II. Über den Genitalöffnungen fünf gespaltene A n h ä n g e H. appendicülata.
B. Männchen.
/. Aussenast des rechten fünften Fusses nur wenig länger als das zweite Basalsegment.
Bewehrung der rechten Füsse des 2. bis | abweiciend . . . . g ¿eismmni
4. Paares von der der entsprechenden linken <
T ,.. 1 nicht Jb usse i abweichend . . H. saliens.
II. Aussenast des rechten fünften Fusses mehr denn doppelt so lang
a/s das zweite B a s a ls e gm e n t H. appendicülata.
*) Vgl. hierzu die Bemerkungen über die Wiederbelebung von Copepoden aus getrocknetem Schlamme, p. 43 Anm. 3.
2) W e ism an n , Das Tierleben im Bodensee.