fast ausschliesslich an Küstenplätzen untersucht sind, so dass die Gäste von der hohen See und
die eigentlichen Küstenformen nicht auseinandergehalten werden konnten.
3. Die Arten.
I. Gattung T i n t i n n u s (Schrank).
In dem Material von Dr. V a n h ö f f e n sind folgende Arten von Tintinnus v e rtre te n : aus
dem K a tte g a tt T. subulatus Ehrbg. und T. quadrilineatus Clap. Lachm., aus der Davis-Strasse oder
dem Karajak-Fjord T. secatus n. sp., T. bottnicus Nordqvist, T. vitreus n. sp., T. gradlis n. sp. und
T. minutus n. sp.
1—3. F o rm e n k r e i s v o n T. a c um in a tu s .
Eine von V a n h ö f f e n im Karajak-Fjord am 15. Oktober 1892 in mehreren Exemplaren
erbeutete Tintinnus-Art gehört in den Eormenkreis von T. acuminatus, der eine Anzahl von Arten
umfasst. So ähnlich dieselben auch in der allgemeinen Gestaltung und in den Dimensionen sind,
so lassen sich doch unter Berücksichtigung der A rt des Vorkommens mehrere Arten scharf unterscheiden.
Im ganzen haben fünf Forscher T. acuminatus beschrieben und meist auch abgebildet
von folgenden Fundorten: C l a p a r e d e und L a c hm a n n 1858 norwegische Küste bei
Bergen, E n t z 1885 Neapel, D a d a y 1887 Neapel, M ö b iu s 1887 Ost- und Nordsee, B i e d e r m
a n n 1892 Labradorstrom (Fundort war nicht angegeben). Keins der Bilder stimmt mit einem
der anderen überein. Ich kann ausser dem Typus der Spezies jetzt nur die beiden Formen
näher berücksichtigen, die ich seihst untersucht habe. Die übrigen werde ich zunächst nur als
Varietäten der nächststehenden Arten anführen.
1. T. acuminatus Clap. u. Lachm. Nach C l a p a r e d e und L a c h m a n n , die die Spezies
aufgestellt haben, is t das Gehäuse cylindrisch, an der Mündung krempenartig erweitert, nach
der Spitze hin allmählich verjüngt und in einem Punkte endigend, also unten geschlossen. Der
Spitzenteil wird von einer P y r a m i d e mit vollkommen ebenen Flächen gebildet. Länge 0,30 mm.
Norwegische Küste hei Bergen. (Clap. u. L a c hm . S. 199 T. 8, F. 4).
Von E n t z werden (1885 S. 291 F. 13) zu T. acuminatus bei Neapel gefundene Gehäuse
gestellt, bei denen das adorale Hülsenende ebenfalls fein zugespitzt und geschlossen ist. Die Gehäuse
sind schlanker und länger als die norwegischen (Länge 0,32—0,4 mm). Nach der Abbildung
von E n t z is t ferner die Spitze konisch und nicht prismatisch. Ausserdem sind nach E n t z
z w e i leistenartig vorspringende Randstreifen vorhanden, die etwas unterhalb der Mitte am
deutlichsten hervortreten und nach vorn und hinten sich allmählich verlieren. Endlich hebt
E n t z ausdrücklich hervor, dass das Gehäuse an der krempenartigen Mündung s ta rk verdickt
ist. Sollten sich bei näherer Vergleichung von norwegischen und neapler Exemplaren alle diese
Unterschiede als zutreffend und zugleich durchgreifend erweisen, woran ich nach meinen anderen
Befunden nicht zweifle, so muss fü r die Form von E n t z unbedingt eine neue Spezies errichtet werden.
2. Tintinnus Möbii n. sp. (Abbildung bei M ö b iu s T. 8, F. 37). Zu der Skizze, die Möb
iu s von seinem T. acuminatus giebt, erwähnt er im Text nur, dass die Hülse nicht so fein zugespitzt
ist, wie bei den von C l a p a r e d e und L a c h m a n n , sowie von E n t z abgebildeten Exemplaren.
In der Skizze is t die Spitze o ff e n dargestellt. Länge 0,21 mm. Als Fundorte werden
angegeben Ostsee, Nordsee und atlantischer Ocean.
Ich habe die in der Kieler Bucht vorkommenden Exemplare näher untersucht und gefunden,
dass dieselben an der Spitze s tark abgestumpft und zugleich o f f e n sind, dass sie ferner
im Spitzenende 7 s p i r a l i g v e r l a u f e n d e , hohe Leisten besitzen, sonst aber bei schwacher Ver-
grösserung genau der F ig u r von M ö b iu s entsprechen. Die Länge beträgt 0,21 0,26.
Ausser diesem V ertreter der Acuminahis-Gcrnpye kommt in der Kieler Bucht noch ein
anderer vor, der bei etwas abweichender Gestalt 9 s p i r a l i g e Leisten am ebenfalls offenen
Spitzenende aufweist. Ferner möchte ich, um die Mannigfaltigkeit dieser Gruppe zu illustrieren,
erwähnen, dass eine sehr schlanke A rt des Formenkreises von T. acuminatus mit 6 p a r a l l e l e n
Leisten im Sargassogebiet vorkommt. 4 ,
Aus der Darstellung und der Abbildung, die D a d a y von seinem neapolitanischen T. acuminatus
giebt, geht ferner hervor, dass ebenso wie in der Kieler Bucht auch im Golf von Neapel
zwei Arten vertreten sind. Die Spezies von D a d a y kann nicht mit derjenigen von E n t z
identisch sein. Die Mündung der Exemplare von D a d a y is t etwas anders; das allmählich verjüngte
Hinterende endigt mit einem kurzen o f f e n e n Trichter und trä g t 2 oder 4 mit der Längsachse
des Körpers p a r a l l e l e Kämme. Länge 0,43.-0,44 mm, also grösser als die der Exemplare
von E n t z .
3. T. secatus n. sp. (s. Fig. 12). Von den im vorstehenden beschriebenen oder nur angedeuteten
Arten weicht die von V a n h ö f f e n bei Grönland gefundene Spezies in mehreren Punkten
ab. Wie die Abbildung (Fig. 12) zeigt, is t die Mündungskrempe sehr ansehnlich. Das im ganzen
cylindrische Gehäuse verjüngt sich nach dem röhrenförmig ausgebildeten Spitzenende hm und
weist im untern D ritte l 4 s p i r a l i g verlaufende blatt- oder leistenförmige Hochfalten auf. Das
kurze Rohr am Hinterende, endigt wie abgeschnitten, ist in der Mitte etwas verengt und besitzt
daher eine verhältnismässig weite Öffnung. Länge 0,26 — 0,3 mm.
Fundorte: Karajak-Fjord im Oktober (nach den Zählungen von V a n h ö ffe n in geringer
Menge im Oktober und November, vereinzelt auch im Januar, sonst vermisst), ausserdem Davis-
Strasse nahe der grönländischen Küste (7. September 1893).
Höchst wahrscheinlich dieselbe Spezies oder doch eine sehr ähnliche h a t augenscheinlich
B i e d e rm a n n fü r die von ihm gegebene Beschreibung von T. acuminatus Vorgelegen. Der Fundo
rt war von ihm nicht angegeben ; nach den mir vorliegenden Notizen waren die Exemplare an
der Grenze des Labrador- und des Floridastromes von der Plankton-Expedition in einem Tiefenfange
(2. August) erbeutet worden.
Das Tier von T. secatus besitzt zwei Kerne. Das trifft auch für die übrigen Arten der
Amminatus-Gruppe zu. D a d a y giebt es von den Neapler Exemplaren an, M ö b iu s zeichnet es
fü r T. Möbii und icb selbst habe bei allen Arten dieser Gruppe die Tiere zweikernig gefunden.
Die Gehäuse der Aaimmate-Gruppe sind noch wegen der loeomotorischen Bedeutung der
Leisten von allgemeinerem Interesse. 1 Wie oben gezeigt wurde, giebt es Arten, mit geschlossener
Spitze und sdlehe mit unten offenem, röhrenförmigem Spitzenende; ferner Arten mit parallel zur
Längsachse angeordneten und solche mit spiralig verlaufenden Leisten am Hinterende; D ie
S p i r a l l e i s t e n w e r d e n e tw a w ie e in e S c h i f f s s c h r a u b e , w ir f e s n m ü s s e n , s o b a ld
d a s T i e r d a r i n um seiro©:L.äng;Saohse r o t i e r t . Sie werden also die gradlinige Fortbewegung
des Tieres in ausserordentlichem Grade unterstützen und beschleunigen. I s t die Hülse
e rst durch die Drehung des Tieres um die eigene Achse in Bewegung versetzt; so wird sie m
ähnlicher Weise wie ein in Bewegung versetzter (d. h. abgesohossener) Torpedo, sich noch ein