sicher bestimmte Art erst durch F i s c h e r vergeben worden und daher anzuwenden, wie dies bereits von
de Gruerne und R ic h a rd geschehen ist. Die Darstellung F is c h e r s ist allerdings in vielen Punkten unrichtig
und entspricht den Anforderungen der Jetztzeit nicht mehr,1) aber dass ihm nur H o e k s Temora (Euryt) clausii
Vorgelegen haben kann, geht aus ihr unzweifelhaft hervor. Ich verweise nur auf das ganz vortreffliche
Habitusbild Taf. II Fig. 6 und auf die Abbildung des fünften weiblichen Fusses, Taf. I I Fig. 12, dessen
erstes Aussenastglied mit nur e in em Dorne ausgerüstet dargestellt ist.
Wie C la u s (1. c.) und G i e s b r e c h t 2) zuerst erwähnt haben, hat L i l l j e b o r g in seiner Temora
velox zwei Arten, das Weibchen von Euryt. lacinulata und das Männchen von Euryt. affinis Poppe, mit
einander vereinigt.
Die von B r a d y als Temora velox in seiner Monographie beschriebene Art ist, wie aus der Abbildung
des fünften weiblichen Fusses hervorgeht, mit vorliegender Spezies identisch. Die Form, welche B r a d y
unter gleichem Namen früher3) beschrieben hat, führt er in seiner Revisionsarbeit gleichfalls als synonym
mit Eu. lacinulata auf, bemerkt darüber aber, dass sie wohl eine Abnormität gewesen sei. Denn in der
Zeichnung des fünften männlichen Fusspaares sind Verhältnisse von Eu. affinis dargestellt. Diese Art kann
ihm aber s. Z. nicht Vorgelegen haben, da sie in dem Gewässer, in welchem er jene Form gefunden hat,
gar nicht vorkommt. Aus diesem Grunde habe ich auch unterlassen, sie als synonym mit Eu. lacinulata
aufzuführen.
P o p p e , de G u e r n e u. R ic h a r d und B r a d y führen Temora velox B oek4) gleichfalls als identische
Art an. G i e s b r e c h t schreibt dagegen (1. c .): „Die Beschreibung B o e k s ist zu ungenau, um eine
sichere Entscheidung zuzulassen; ich vermute die Zugehörigkeit zu affinis Poppe.“ Da mir die dänisch
geschriebene Diagnose B o e k s unverständlich ist, ich mich in dieser Frage demnach nicht zu entscheiden
vermag, und die Zugehörigkeit der Art ausserdem sehr zweifelhaft ist, so führe ich sie in dem Verzeichnisse
der Synonyma gar nicht mit an.
G i e s b r e c h t macht in seiner Monographie5) auf eine unter der Bezeichnung Temora lacinulata
von G r e b n i t z k y 6) aus dem Schwarzen Meere beschriebene, bisher übersehene Form aufmerksam. Da
mir die Arbeit dieses Forschers nicht zugängig war, bin ich auch nicht imstande, eine Angabe über die
von ihm untersuchte Art zu machen.
’) Aus diesem Grunde ist in den Bemerkungen zu den Angaben der einzelnen Autoren in nachfolgenden Charakteristiken
auch auf die Arbeit F is c h e r s keine Rücksicht genommen worden. — Auch L i l l j e b o r g s Beschreibung seiner
T. velox (s. später) hat nur noch historisches Interesse.
. 2) G ie s b r e c h t , D. freil. Copep. d. Kieler Föhrde, p. 156.
3) B ra d y , Rep. of Deep-Sea Dredging, p. 38. (Taf. I Fig. 16 u. Taf. III Fig. 1—11).
4) Bo e c k , Overs, ov. de ved Norg. Kyst. iagtt. Copep., p. 17.
3J G ie s b r e c h t , System, u. Faunist. d. pelag. Copep., p. 329 Anm.
6) G r e b n itz k y , N., Material, z. Fauna d. Neuruss. Kreises, a) Carcinologische Bem. über d. Fauna d. Schwarz.
Meeres und seines Beckens. In: Notiz. Neuruss. Nat. Ges. Odessa. 1873—74 (nach G ie sb re ch t).
Charakteristik der Art.
Der C e p h a lo th o r a x des Weibchens1) (Taf. X II Fig. 1) verschmälert sich vom zweiten Segmente
bis zum Hinterrande des fünften. Am Hinterrande des ersten Segments tritt bei einzelnen Individuen
ähnlich wie bei Eu. lacustris (s. Taf. X Fig. 2) eine wulstige Verdickung auf. Jedoch ist dieselbe hier
stets geringer als bei jener Art und nur auf die Gegend der Mittellinie beschränkt.
Das Endsegment ist stark nach hinten verlängert;2) die beiden flügelförmigen Abschnitte sind von
charakteristischer Form: im vordem Teile sind sie verbreitert, dann verschmälern sie sich wieder, um
in eine scharfe, nach aussen gerichtete Spitze zu enden. Die Aussenränder sind also stark S-förmig gebogen
und „bilden zusammen eine eigentümliche, lyraförmige Figur“ (G ie s b r e c h t) . Unterhalb der Spitze
findet sich wie bei Eu. affinis (vgl. Taf. XI Fig. 3) ein starkes Sinneshaar. Gleiche Haare finden sich
in grösserer Anzahl am Aussenrande (wie auch an den übrigen Abschnitten des Cephalothorax und des
Abdomens). — Die beiden Abschnitte des Rostrums (Taf. XII Fig. 2) sind länger und spitzer als bei
Eu. lacustris. Der Vorderleib des Männchens zeigt keine Besonderheiten.3)'
A b d om e n : Das Endsegment des weiblichen Hinterleibs übertrifft jedes der beiden anderen Segmente,
von welchen das zweite das kürzere ist, an Länge;*) Das erste Segment ist in seiner mittleren
Partie etwas verbreitert; auf der ventralen Seite (Taf. XII Fig. 3) desselben findet sich unterhalb des an
seinem freien Ende abgerundeten, langgestreckten Deckels,5) welcher die Geschlechtsöffnungen überdeckt,
eine eigentümliche, stark ausgeschweifte Chitinduplikatur.6)
Die Furkaläste, welche etwas divergierend gehalten werden, sind lang; beim Weibchen
(Taf. XII Fig. 4) etwa vier- bis fünfmal,7) beim Männchen etwa fünf bis sieben mal so lang als breit. Die
Innenränder sind in beiden Geschlechtern behaart; beim Weibchen stehen die Haare dichter als beim
Mäpnchen und sind kräftiger als daselbst. Bei ersterem tritt auf der dorsalen Seite, besonders in der
>) H o ek s Umrisszeichnung des Weibchens ist nach einem stark gequetschten Tiere entworfen. — Die Abbildungen
von F is c h e r, Poppe und Brady lassen den Habitus gut erkennen.
2) C la u s ’ Angabe, dass „der Flügelfortsatz . . . nach auswärts gebogen sei“, kann sich nur auf die Spitze desselben
beziehen. Gerade die Richtung der beiden Abschnitte nach hinten (also nicht nach aussen) geben ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal
der Art von Eu. affinis ab. — Dieselbe Angabe findet sich bei N o rd q u is t.
3) N o rd q u is ts Angabe, dass das letzte Cephalothoraxsegment des Männchens „ausgezogen sei in nach aussen gekrümmte
Flügel“, ist sicher irrtümlich. — Hoek hat eine gute Umrisszeichnung des Männchens gegeben.
4) G ie s b r e c h t s Angabe, dass das Endsegment so lang sei, wie die beiden anderen zusammengenommen, kann
ich nicht bestätigen. Auch nach den Zeichnungen der übrigen Forscher ist das Verhältnis geringer.
6) Derselbe ist nur von H o ek , Claus und N o rd q u is t beobachtet worden. Letzterer bezeichnet ihn aber ungenau
als „halbmondförmig“.
®) Diese charakteristische Bildung ist allein von Hoek beachtet worden, dessen Bearbeitung besonders hinsichtlich
der Abbildungen ausserordentliche Sorgfalt erkennen lässt. Aus C la u s ’ Figur geht hervor, dass er diese Duplikatur
undeutlich gesehen hat; die, systematische Bedeutung derselben hat er nicht erkannt.
7) Das Verhältnis zwischen Länge und Breite der Furkaläste ist — wie aus den Angaben der einzelnen Forscher
hervorgeht — ziemlich variabel. Das Verhältnis schwankt beim Weibchen zwischen 1 : 3’/a und 1 :5 , beim Männchen
zwisohen 1 : 4’/« und 1 : 7.