
Die fibrilläre Getäusemasse samt ihren Grenzmembranen, sowie die Zwischenschicht mit
ihren Einlagerungen wird von den Zellen der FibrUloplastenmne gebildet. F ü r die fibrilläre Masse
ist der Zusammenhang mit den einzelnen Zellen überall mit Leichtigkeit nachzuweisen; fü r die
Einlagerungen der Zwischenschicht ergiebt er sich mit Sicherheit aus der Anordnung, die genau
mit derjenigen der Epithelzellen übereinstimmt.
Sehr verschieden hiervon is t das Produkt der Membramjilasten. Zunächst wird hier gar
keine fibrilläre Gehäusemasse gebildet, sondern nur membranöse Bildungen, die die flugel- oder
fächerartigen Massen vorstellen, welche M e r t e n s , A l lm a n , E i s e n u. a. im fertigen Gehäuse
beschrieben haben. Die Zusammensetzung dieser Membranen is t sehr kompliziert und nicht in
allen Teilen der MenAranaßlastm die gleiche; zum Teil werden sie aus Fäden und Bändern geb
adet, die beim vorderen Membranopiasten im wesentlichen ein Produkt: der kleinen vorderen
Postovalzellen sind und zu einem zierlichen Gitterwerk verbunden sind. F ü r die:, Funktion des
Gehäuses sind diese Zellköinplene entschieden von der allergrössten Bedeutung; die eigentliche
Gehäusemasse aber wird nicht von ihnen, sondern von den übrigen Zellen der Oikoplastenzone,
den Fibrilloplasten, secerniert. Man kann daher nicht, wie K l a a t s c h (11) will, mir (die,-Zellen
des Oval Oikoplasten nennen, sondern muss diese Bezeichnung auf alle Zellen der Oikoplasten-
zone ausdebnen.
Eine kleine Zabl von Zellen endlich, die in das Bereich der Oikoplastenzone la llen , be-
teü ig t sieh g a r n i c h t aktiv an der Gehädsebildung; es sind das kleine Zelldistrikte in der
Kückenlinie und die Zellen, welche die Mündung einiger Drüsen begrenzen. Doch is t auch sonst
die In ten sitä t der Secretion eine sehr verschiedene; am stärksten is t sie m der lateralen Fibrillo-
plastenzone mit Ausnahme des hinteren Bandes und in einer mittleren F a rtg ä der Ventralflache ;
am schwächsten is t sie am ganzen hinteren Rande und in der Umgebung der Mundoffnung,
Wie diese Untersuchungen, denen vorzüglich OOsoplatm laVradorienm als Ausgangspunkt
diente, sehr deutlich zeigen, kann darüber je tz t kein Zweifel mehr bestehen, dass die Zellen der
FOmOoplastmuonm eine e c h te C u tic u la ausscheiden, die sieh ihrem Baue nach auf da« engste
den Cutikularbildungen anderer Tiere anreiht. J ede Epithelzelle -sondert hier zahlreiche Fibrillen
ab, die dnreh eine Kittsubstanz in bestimmten Richtungen verbunden sind und so lange die Gehäuseanlage
dem Epithel anfliegt, genau ihre ursprüngliche Lage über der secemierenden Epithelzelle
beibehalten. Auch die Grenzmembranen und der periodische Wechsel verschieden gebauter
Schichten, die parallel zur Epitheloberfläche verlaufen (Hauptschicht und Zwischenschicht), k eh rt
z. B. bei den Arthropoden in ähnlicher Weise wieder. Anders steh t es hingegen mit dem Produkt
der Memircmoplasten. Ih re Bildungsweise is t dieselbe wie die des Periostraknms und Ostrakums
der Mollusken. D ie M em b r a n s t e h t m i t i h r e r F l ä c h e s e n k r e c h t z um s e c e m i e r e n d e n
E p i t h e l und wird so fo rt und fo rt über dasselbe hinausgeschoben (22). Bildet dieses dann wie
bei Oikopleura in dem vorderen und hinteren Membranopiasten eine geschlossene Linie, so,wölbt
sich die von ih r aus emporwachsende Membran immer s tärk er taschenartig nach aussen v te und
wenn später die fibrilläre Cuticula aufcpiült und diese Membranen von aussen bedeckt, so entstehen
blasenartige, membranös ausgekleidete Hohlräume, wie sie fü r das Gehäuse der Oikopleura charakteristisch
sind. Aber auch dieses Sekret besitzt eine sehr komplizierte Stru k tu r, deren Auflösung
in ihre Elemente mir noch nicht völlig gelungen, die es aber doch sehr unwahrscheinlich
macht, dass sie n u r durch die Anordnung der Zellen und das schnelle Festwerden des Sekretes
zu Staude gekommen ist. B eide B e s ta n d te ü e d e r G e h ä u s e a n la g e w e rd e n d a h e r a ls e ch te
O u ticu la e z u b e tr a c h te n sein, die aber, in ihrem Bau und in der Form, der Absonderungsfläche
ebenso von einander abweichen, wie das Periostrakum und Ostrakum der Lamellibranchiaten
vom Hypostrakum.
Dementgegen h a t S e e l i g e r (21) die Bildung des Gehäuses von Oikopleura „mit der Absonderung
der Hautdrüsen und im besonderen der Milchdrüsen der höheren Tiere“ verglichen
und gegen die Auffassung desselben als Cuticula Einspruch erhoben, ln der Tha t liess sich diese
Ansicht hören, so lange der feinere Bau der Gehäuseniasse unbekannt war und diese daher als
formlose Gallertmasse galt. Wie nämlich S e e l ig e r zuerst nachgewiesen hat, tre ten während der
Bildung der Gehäuseanlage einzelne Zellen des Oikoplastenepithels in diese letztere über und gehen
in derselben zu Grunde. Die Zahl dieser in das Sekret auswandernden Ektodermzellen scheint
ab und an nicht ganz klein zu sein; im m e r a b e r h a n d e l t e s s ic h um a b s t e r b e n d e .Z e l l e n .
Auch sind es, wie ich bei Oikopl. dioica am lebenden Tiere beobachten konnte, ab und an ganze
Zellpartien, die so ausgeschieden werden und u n te r denen man bereits frisches Epithel sieht, so
dass eine sehr lebhafte Regeneration stattfinden muss. Da aber alle diese Vorgänge nur dazu
dienen, das secernierende Epithel f u n k t i o n s f ä h i g z u e r h a l t e n , an der B i.ld u n g sw e is e d&s
S e k r e t e s s e l b s t a b e r n i c h t s ä n d e r n , so können sie auch nicht entscheiden, ob das Gehäuse
eine Cuticula oder ein eigenartiges Drüsensekret ist.
B le ib t s o n a c h d a s G eh äu s e d e r O ik o p le u re n eine C u tic u la rb ild u n g von ähnlich komplizierter
Bildungsweise wie die Schale der Mollusken oder der Panzer der Arthropoden, so erhält
auph der periodische Abwurf des Gehäuses und seine Neubildung eine Parallele in den Häutungserscheinungen
bei den A rthropoden und manchen Würmern und dem Wechsel verschiedener Schalen-
formen in der Ontogenese mancher Mollusken. Doch is t dieser Wechsel alter und neuer Cuticulae
hier bis zu einem extremen Grade gesteigert, indem schon in wenigen Stunden ein solcher Wechsel
erfolgen kann. Dabei is t indes zu beachten, dass d e r A b w u r f d e r a lte n C u tic u la b e i d e n
O ik o p le u re n in zw e i Z e iten e rfo lg t. Zunächst w irft die ganze Eibrilloplastenzone ihre Cuticula
ab, während die Membranopiasten noch locker in Verbindung mit dem Sekrete bleiben. Dieses
Stadium bezeichnet den Übergang der Gehäuseanlage in das fertige Gehäuse, mittelst dessen das
Tier im Meere schwimmt. E r s t wenn diesem letzteren Gefahr droht, vermag die Oikopleura willkürlich
den letzten Zusammenhang zu lösen und die alte Cuticula, ih r Gehäuse, zu verlassen.
Wahrscheinlich wird aber auch, unabhängig vom Willen des Tieres, nach Verlauf einer gewissen
Zeit diese gänzliche Loslösung sich vollziehen, deren physiologischer E in tritt von den Sekretions-
Vorgängen der Membranopiasten abhängig sein muss. Di© b e id e n C u tic u la -A rte n d e r Geh
ä u s e s u b s ta n z v o lle n d e n a ls o d e n H ä u tu n g sp ro z e s s zu v e rs c h ie d e n e n Zeiten.
2. Die von de r Expedition e rb euteten Arten.
Während in den warmen Teilen aller Oceane auf offener See eine reiche Zahl verschiedener
Arten und selbst Gattungen beobachtet wird (15), werden die kalten Ströme zwar auch
von einer grossen Individuenzahl von Appendikularien bewohnt; aber dieselbe verteilt sich, soweit
bisher bekannt, nur auf zwei Gattungen (Oilcoplmra M e r t. und tritittaria Qu. Gd.) und vier
Arten (Oikopl labraäoriemis n o v . sp., vanköffeni noY. s^., Chamissonis M e r t. und FriüUaria borealis
n o v . s p .\ Von diesen Arten is t Oikopl. Chamissonis M e r t. schon im Anfang dieses Jahrhunderts