A rten ist diese Verschmälerung, die den dicken basalen Teil des Endgliedes oft üm ein Vielfaches
seiner Länge überragt, sehr s ta rk verschmälert, so dass er zuweilen die Form einer langen Borste
annimmt. Man h a t früher irrigerweise diesen Endteil des letzten Gliedes als ein besonderes
Glied angesehen und die Fühler gewisser Gattungen, so z. B. Aphis, JNectarophora, etc. als sieben-
gliedrig bezeichnet. Obgleich schon von ändern Autoren darauf hingewiesen worden is t, dass
diese Bezeichnung falsch ist, so haben sie doch diese falsche Bezeichnung mit Unrecht beibehalten.
Bei Tycliea groenlandica sind die Fühlerglieder nackt, nur an der Spitze des letzten Gliedes
stehen einige kurze Börstchen. Die Augen sind klein; der kurze Rüssel reicht nicht bis zur
Basis der mittleren Beine. Die Beine sind schwach und, wenn man das Tier von oben betrachtet,
meist nicht sichtbar. Stigmen sind deutlich am letzten Thoracal- und den sechs folgenden Abdominalsegmenten
vorhanden. K a r s c h (Die Erdlaus, Tychea Phaseoli, Verlag von R. F r i e d -
l a e n d e r und Sohn, Berlin 1886, p. 15) erwähnt bei T. Phaseoli n u r die sechs Abdominalstigmen.
Ich habe einige Exemplare des Materials, welches K a r s c h Vorgelegen hat, untersuchen können
und gefunden, dass auch Tychea Phaseoli sieben Stigmenpaare besitzt.
Fundort: Ekinga am Itivdliarsukgletscher, 7. VI. 93.
* In seinem Buche über Pflanzenläuse (die Pflanzenläuse genau nach der N a tu r abgebildet
und beschrieben, Nürnberg 1857) s tellt K o c h eine Aphidengattung Gladobius mit der A r t populn&us
auf. B u c k t o n (Monograph of th e British Aphides, London 1882—83) zieht diese Gattung ein,
wie mir scheint, mit Unrecht. Die zweite grönländische Aphiden-Art passt zu der von K o c h
von Gladobius gegebenen Gattungsdiagnose, und wenn auch die vertrockneten, aufgeklebten Tiere,
die ich mit Kalilauge aufpräparieren musste, um eine Untersuchung und Beschreibung zu ermöglichen,
hinsichtlich der Färbung keinen Aufschluss zu geben vermögen, so glaube ich doch,
veranlasst durch die plastischen Merkmale, in dieser grönländischen Aphide
G la d o b iu s p o p u ln e u s Koch
vor mir zu haben. Zu Melanoxanthus gehört sie sicher nicht wegen der Bildung der Honigröhrchen,
die bei Melanoxanthus kolbig, hier dagegen fa st cylindrisch sind (cfr. Fig. 5, Taf. 5).
Die aufpräparierten Tiere sind rotbraun. Jedes Segment, vom Kopfe bis zu demjenigen, in
welchem sich die Honigröbrchen befinden, is t auf dem
Rücken an jeder Seite mit einem schwarzbraunen Flecke
versehen. ,
Das ganze Tier (Leib, Fühler, Beine) is t dicht
mit ziemlich langen Haaren besetzt.
Die Fühler sind sechsgliedrig. Die s ta rk verschmälerte
Spitze des letzten Gliedes, die auch hier nach
der alten Anschauung als siebentes Glied bezeichnet werden
müsste, is t etwas länger als der basale Teil dieses Gliedes. Die beiden Basalglieder sind nahezu kugelig,
das erste Geisselglied, d. h. also das d ritte Fühlerglied is t das längste, länger als das vierte und
fünfte Glied zusammengenommen; diese beiden Glieder sind ungefähr gleich lang und jedes kürzer als
das letzte Glied mit seinem dünnen Spitzenteil. Sinnesgruben befinden sich nur an den beiden
letzten Gliedern (cfr. Fig. 9, Taf. 5). Alle Glieder sind mit sehr langen, schief abstehenden
Haaren besetzt. Das letzte Glied zeigt nur an seiner Basis einige längere Haare, während es
bis zur Spitze mit z erstreut stehenden kiirzern Härchen besetzt ist. Die Füsse sind gebildet wie
in Fig. 18, Taf. 5. Zwischen den Krallen kein Polster wie bei Psylla ambigua. Fundort: Umanak.
Dr. V a n h o e f f e n h a t von dieser A rt zwei Exemplare mitgebracht, das eine ungeflügelte
Tier habe ich in Fig. 3, Taf. 5 abgebildet; das andere sta rk lädierte Exemplar ist geflügelt.
In Bezug auf die Flügel verweise ich auf die untenstehende Abbildung 11.
VI. Gallen.
Auch Gallen sind aus Grönland bisher nicht bekannt geworden. Die beiden Cecidien,
welche Dr. V a n h o e f f e n mitgebracht h a t, befinden sich auf Weiden. Beide sind jedenfalls
Phytoptocecidien. Die eine dieser Gallen, eine cephaloneonartige Ausstülpung der Blattspreite,
is t von einer Anzahl Salix-Arten bekannt und über ganz Europa und in ähnlicher Form auch
über Nord-Amerika verbreitet. In Russland wurde sie von Herrn Boris F e d t s c h e n k o gesammelt
und von dem Genannten auch bei Tschimgan und Iskander in Central-Asien gefunden,
während sie in der reichhaltigen Gallensammlung, welche He rr J . B o r n m ü l l e r aus Kurdistan
und Persien mitbrachte, nicht enthalten ist.
In meiner Arbeit über russische Zoocecidien (Bulletin de la Société Impér. des Naturalistes
de Moscou, 1895, No. 3) habe ich bei dieser Galle vier Formen unterschieden, je nachdem
die Galle nur auf einer oder beiden Blattseiten hervorragt und das Innere der Galle mit Auswüchsen
versehen oder g la tt ist. Nach diesen Unterscheidungsmerkmalen gehören die grönländischen
Gallen in die von mir aufgestellte erste Gruppe: Die Galle ra g t an beiden Blattseiten vor und
das Innere is t g la tt, ohne Auswüchse. Inwieweit die Gallenform durch die Pflanzenart bedingt
wird, ist noch nicht nachgewiesen; ähnliche Gallenbildungen sind mir an Salix alba und aurita
bekannt. In fast allen Phytoptocecidien an Salix leben mehrere Milbenarten. Bei Salix aurita
nennt N a l e p a (Katalog der bisher beschriebenen Gallmilben, ih re r Gallen und Nährpflanzen,
Zoolog. Jahrbücher, Jena, Bd. VII, p. 285) allerdings nur Pliytoptus tetanothrix laevis Nal., während
bei den ganz ähnlich gebauten Gallen von Salix alba (ibid. p. 284) drei Milbenarten als Bewohner
dieser Gallen angegeben werden: Phytoptus salicis Nal., Phytoptus tetanothrix Nal. und Phytoptus
magnirostris Nal. Bei Salix fragilis werden die beiden letztgenannten Arten ebenfalls aufgeführt
und zudem zwei andere : Phytoptus triradiatus Nal. und Trimerus salicobius Nal. Phytoptus triradiatus
kommt aber auch in den Wirrzöpfen von Salixpurpurea vor und Phyllocoptes magnirostris Nal. wird
als alleiniger Bewohner der Blattrandrollung an Salix fragilis erwähnt, während in den Randrollungen
an Salix purpurea ausser dieser A rt auch noch Phytoptus tetanothrix Nal., Gecidophyes trun-
catus Nal. und Phyllocoptes phytoptifomiis Nal. aufgeführt werden. Wie man sieht, is t es zur
Zeit nicht möglich, eine dieser Milbenarten als alleinigen Erzeuger einer dieser Gallen zu bezeichnen.
Sehr währscheinlich wird die Form der Galle auch durch die Mitwirkung von Inquilinen
verändert, wie das auch bei Insektengallen der Fall ist. Ueber die Einwirkung jeder dieser
Milbenarten auf die verschiedenen Salix-Arten können nur Infektionsversuche, die sehr schwierig
sind, Aufschluss geben.
Die grönländische Galle findet sich' an Salix glauca L. und zwar an fr. ovalifolia Anderson
und virescens Anderson. Während sie bei virescens meist massenhaft a u ftritt — 60 Gallen
an einem Blatte sind nicht selten — is t ovalifolia viel spärlicher damit besetzt. Ein bei Uma-
natsiak am 18. August 1892 aufgenommener Zweig ist nur an einem Blatte mit einer Galle, die
B ib lio th e c a zo ologica. H e f t 80. 15