Bemerkungen zur Synonymie der Heterocope-Arten.
Da alle bis jetzt bekannten Heterocope-Arten im Faunengebiete Deutschlands Vorkommen, so werde
ich hier entgegen meiner sonstigen Gepflogenheit, der Charakteristik jeder einzelnen Art einige Bemerkungen
über ihre Synonymie vorauszuschicken, die zu erledigenden synonymistischen Fragen der Übersichtlichkeit
wegen im Zusammenhänge behandeln.
Heterocope-Arten hat man bisher in beträchtlicher Anzahl aufgestellt. Es sind - chronologisch
geordnet — folgende:
1851. Cyclopsine borealis Fischer.1)
1863. JDiaptotnus saliens Lilljeborg.2)
1863. Heterocope robusta Sars.3)
1863. Heterocope appendiculata Sars.3)
1864. Heterocope alpim Sars.4)
1888. Heterocope roniana Imhof.5)
1890. Heterocope weismanni Imhof.6)
Nach Im h o f 5) soll auch H e r r i c k in Seen der Vereinigten Staaten von Nordamerika eine Art
des Genus entdeckt haben. Leider giebt derselbe aber nicht an, an welchem Orte H e r r i c k über seinen
Fund berichtet. In seiner Hauptarbeit') bemerkt H e r r i c k im Gegenteil, dass er H. in Nordamerika n i c h t
gefunden habe. In einer Anmerkung hierzu sagt er allerdings: „Heterocope is said by Patten (Cragen)8)
to be common at Watertown, Conn.“ In Cragins Arbeit9) .findet sich über H. nur folgende Bemerkung:
„I add Heterocope on the authority of my friend, Mr. William Pa tten , who informs me that a species is
common in Watertown Massachusetts.“ Welcher Art die von P a t t e n beobachteten Tiere angehören, giebt
keiner der beiden Forscher an, noch viel weniger reden sie von einer n e u e n Species.
Die Unzulänglichkeit der Diagnose und der Abbildungen von Cyclopsine borealis Fischer ist bereits
von mehreren Forschern (L i l l j e b o r g , R e .h b e rg 10), de G u e r n e u. R i c h a r d 11), N o r d q u i s t 12) und
Im h o f) erkannt und erwähnt worden. Während die beiden französischen Forscher in Tieren, welche durch
1) F is c h e r , Branchiop. u. Entomostr. In M id d en d o rfs Reise im äuss, Nord. u. Osten v. Sibirien, p. 158—159,
Taf. VII Fig. 40—46.
2) L i llj e b o r g , Besk. öfv. tva art. Crustac.
8) Sars, Oversigt af de indenlanske Ferskvandscopep., p. 224—226.
■*) S a rs , Beretning om en i Sommeren 1862 foretagen zool. Reise, p. 283.
6) Im h o f, über das Calaniden-Genus Heterocope.
®) Im h o f, Notizen über Süsswasser-Calaniden.
7) H e rric k , A final report, p. 130.
8) Ist ein Druckfehler, muss C rag in heissen.
®) C ra g in , A contrib. to the hist, of the freshwat. Copep., p. 1.
,0) R e h b e rg , Beitr. z. Kenntn., p. 553.
n) De G u ern e u. R ic h a rd , Rev. des Calanid., p. 122.
,2) N o rd q u is t, D. Calanid. Finlands, p. 65.
G. 0 . S a r s und L i l l j e b o r g aus einigen Gewässern des nördlichen Europa bekannt wurden (aus der Provinz
Finmarken in Norwegen, von der Halbinsel Kola und der Insel Novaja-Semlja — die vonletzterm Orte waren auf der
Nordenskiöld’schen Polarexpedition gesammelt worden), Cyclopsine borealis Fischer wiederzuerkennen glaubten,
meint Im h o f , dass die Entscheidung darüber, welche Spezies F i s c h e r Vorgelegen ha t, so lange dahingestellt
bleiben muss, bis neues Material von den Lokalitäten untersucht werden kann, von welchen die von
F i s c h e r beschriebenen Tiere herrühren. Ich kann mich Imhof nur anschliessen und glaube, dass von der
F i s c h e r ’schen Bezeichnung auch abgesehen werden muss, wenn sich die Identität seiner Tiere mit einer
anderen, sicher bekannten Art dereinst heraussteilen sollte. Da F i s c h e r s Arbeit schwer zugänglich!) und
daher wohl den wenigsten Copepodenforschern bekannt ist, und um das von mir soeben ausgesprochene
Urteil zu belegen, gebe ich in nachfolgendem die für die Beurteilung von H. boreälis wichtigsten Stellen der
F i s c h e r ’schen Beschreibung gleichzeitig mit genauen Kopien der drei wichtigsten seiner Abbildungen wieder.
K o p ien d e r d r e i a u f Cyclopsine borealis sieh b e z ie h e n d e n Ab b ild u n g en F i s c h e r s : F ig . 41, 42 u n d 46.
Die dazu gehörigen Figurenerklärungen lauten: «
Fig. 41. Halbe Furka mit ihren Anhängen; a. Furka, b. erstes Glied und d. zweites befiedertes der Endborsten,
c. kleine Borste.
Fig. 42. a. Fünfter Leibring, b. erster Schwanzring, c. unvollständiger Fuss, d. Penis?
Fig. 46. Linker unvollkommener Fuss des fünften Leibringes; a. erstes, b. zweites, c. drittes und d. viertes Glied
desselben, e. die Stacheln des letztem.
„Da die Exemplare dieser der gewöhnlichen Cyclopsine castor nahe stehenden Art durch den Weingeist sehr zusammengezogen
und dadurch verändert waren, so kann ich hier ihre Gestalt nicht genau beschreiben. Die vom Herrn
von M id d en d o rf am Flusse Taimyr gesammelten Individuen besassen am oberen Teil des Körpers eine rötlich-violette Farbe,
die auch bei den oberen Fühlhörnern, die beinahe bis zum vorletzten Schwanzringe reichten, vorherrschte. Bei den anderen,
am Flusse Boganida aufgefundenen Exemplaren war die allgemeine Färbung — bei den vorigen auf den unteren Teil des
Körpers beschränkt — eine gelblich bräunliche. Die Länge des Tieres beträgt eine Pariser Linie. Die Zahl der Ringe
der oberen Fühlhörner ist bei dem Männchen 22, bei dem Weibchen 25, die der Körperringe 5, die Schwanzringe ebensoviel,
die Furka nicht mitgerechnet.“ (?).
Hierauf folgen Angaben über die Vorder- und Hinterantennen, über die Mundgliedmassen und die
Schwimmfüsse, die durchweg so ungenau sind, dass sie für die nähere Bestimmung der F i s c h e r ’schen
Art gar keine Bedeutung haben. Eine grosse Anzahl dieser Angaben ist direkt falsch. Dasselbe gilt von
den bezüglichen Abbildungen.
*) Ich verdanke einen Einblick in dieselbe der Güte des Herrn Dr. Richard.
B ib lio th e c a Zo o lo g ic a. H e ft 21.