Druck von A. Bonz’ Erben in Stuttgart
In meiner Bearbeitung der freilebenden Süsswasser-Copepoden Deutschlands habe ich versucht
durch eine möglichst genaue Charakteristik der einzelnen Arten und durch vielfache Bezugnahme auch auf
ausserdeutsche Formen die systematische Stellung der ersteren klarzustellen. Eine vollkommene Klarstellung
— „vollkommen“ selbstverständlich nur soweit, als unsere in vielfacher Hinsicht noch recht lückenhafte
Kenntnis dieser Gruppen reicht ist aber nur möglich unter Berücksichtigung aller bisher beschriebenen
Arten. Diese Lücke hoffe ich bezüglich der Gyclopiden und Gentropagiden durch diesen Nachtrag
ausfüllen zu können, während ich bezüglich der Harpacticiden des Süsswassers die Bearbeitung derselben
abwarten muss, welche Herr Dr. E. C a n u im „Tierreiche“ veröffentlichen wird. Vor dem Erscheinen der
Arbeit C a n u s zu letzteren Stellung zu nehmen, war nicht rätlich, weil wir es in den Süsswasser- oder besser
Binnenlands - Ilarpacticiden nicht wie in den Gyclopiden und Gentropagiden mit einer abgeschlossenen
Gruppe zu thun haben, sondern mit Arten, welche sich über das ganze System der Familie verstreuen.
Eine Klarstellung der Systematik dieser Formen wäre also nur möglich gewesen unter Zugrundelegung
eines in allen Teilen ausgebauten Systems. Ein solches muss jedoch erst von C an u geschaffen werden:
denn die Gruppierungen, welche bis jetzt von einzelnen Autoren versucht worden sind, können unmöglich
als Systeme betrachtet werden.
In Anbetracht dieser Thatsachen musste ich die Bearbeitung der Harpacticiden der Binnengewässer
für das „Tierreich“ ablehnen und mich auf die Gyclopiden und Gentropagiden beschränken, deren gesonderte
Behandlung wohl möglich ist. Denn einerseits sind die Gyclopiden des Süsswassers sämtlich Arten
des Genus Gyclops, und andererseits besitzen wir durch G i e s b r e c h t s herrliche Monographie ein wohl
ausgebautes System der von den älteren Forschern als Galaniden bezeichneten Copepodenformen, in welches
die kleine Zahl der oft sehr artenreichen Gattungen leicht einzureihen ist.
Bei der Bearbeitung der für mich in Betracht kommenden Gattungen — selbstverständlich werden
auch die wenigen Arten derselben berücksichtigt, welche im Meere oder im Brackwasser Vorkommen —
habe ich mich nun nicht begnügt, die bisher beschriebenen Formen einfach nebeneinander zu stellen, sondern
sie unter Zugrundelegung von Originalmaterial — soweit solches überhaupt zu beschaffen war — neu
zu bearbeiten, so dass ich wohl hoffen darf, das, was über diese Formen in einer ungemein grossen Zahl
weit zerstreuter Abhandlungen bekannt war, nicht nur einfach zusammengestellt, sondern auch kritisch gesichtet
und hier und da einen kleinen Schritt weitergeführt zu haben. Dass dies bezüglich vieler (besonders
Gentropagiden-) Arten nicht möglich war, ist nicht mein Verschulden; denn in allen den Fällen,
in welchen authentisches Material trotz aller Bemühungen nicht zu erlangen war, war ich einfach auf die
oft recht lückenhaften Angaben der betreffenden Diagnosen etc. angewiesen. Allen den Forschern, welche
Bibliothoca Zooligica. Heft 21. 19