Ungenauigkeiten, vielmehr eine Genus- als eine Art-Diagnose ist. Auch seine Abbildungen sind vielfach
so inkorrekt, dass sie eine sichere Entscheidung der Frage nicht zulassen. Trotz alledem aber glaube ich,
dass d e G u e r n e und R i c h a r d auch ohne nähere Begründung ihres Vorgehens das Richtige getroffen
haben, als sie die F is c h e r ’sche Form mit der hier zu charakterisierenden für identisch erklärten. Vorausgesetzt
muss aber werden, dass die F is c h e r ’sehen Zeichnungen, besonders die Fig. 19 und 22, die e n t s
c h e id e n d e n Verhältnisse nicht geradezu unrichtig dargestellt haben. Als „entscheidend“ sind hier
natürlich nicht alle die Details anzusehen, welche die heutige Systematik zur Abgrenzung nahe verwandter
Arten heranzieht, sondern nur die wenigen, welche durch das fünfte Fusspaar gegeben sind. Von allen sicher
bekannten Species kommen ausser der vorliegenden Form nur noch in Betracht D. gracilis Sars, D. graciloides
Lilljeborg und D. zachariasi Poppe, welche — wie erwähnt — zusammen eine natürliche Gruppe bilden.
1) Die Form des Endhakens des rechten männlichen Fusses in Fig 22 schliesst zunächst D. graciloides
aus.
2) Da dem zweiten Aussenastsegmente des weiblichen Fusses (Fig. 19) der für D. zachariasi
charakteristische Chitinstift fehlt, so kommt auch diese Art hier nicht weiter in Betracht.
3) Der Innenast des rechten männlichen Fusses in Fig. 22 ist sehr kurz und schmal dargestellt:
deshalb ist auch D. gracilis als ausgeschlossen zu betrachten.
Es bliebe also in der That nur die vorliegende Form' übrig, die als D. coeruleus Fischer zu bezeichnen
wäre. Auf alle Fehler der F is e h e r ’sehen Darstellung in nachfolgender Charakteristik einzugehen,
würde sich keineswegs lohnen. F i s c h e r hat für seine Zeit etwas Mustergültiges geleistet, und das
soll hier dankbar anerkannt werden.
Erwähnt mag nur noch sein, dass F i s c h e r seine Art selbst mit Gyclops coeruleus 0 . F. Müller und
Monoculus castor Jurine identifiziert. Die erstere Angabe lässt sich meiner Ansicht nach durch nichts erhärten.
Von M ü lle r s Form lässt sich eben nichts weiter nachweisen, als dass sie i r g e n d e in e der vielen
jetzt zu Recht bestehenden Diaptomus-Arten sei. De G u e rn e und R i c h a r d sind betreffs der Identität
beider Formen im Zweifel; R e h b e r g 1) und v. D a d a y 2) geben eine solche sicher an, und C l a u s 3) meint,
sogar, dass M ü l l e r s Art „vielleicht (neben D. coeruleus Fischer) auch eine besondere Art repräsentiert.“
Die letztere Ansicht dürfte jetzt wohl niemand mehr teilen.
F is c h e r s irrtümliche Annahme, dass seine Art mit D. castor Jurine identisch sei, findet darin
seine Erklärung, dass er die einzelnen Arten des Genus Diaptomus noch nicht auseinander halten konnte.
Dass dies auch eine grössere Zahl neuerer Forscher nicht vermocht hat, ist bereits p. 35. u. 36 erwähnt worden.
In welchem Verhältnisse JD. coeruleus zu der von F e r u s s a c 4) beschriebenen Art, Gyclops mülleri,
steht, vermag ich nicht anzugeben, da mir die Arbeit dieses Forschers nicht bekannt geworden ist R e b b e rg 5)
hält die Identität beider Formen für sicher; de G u e r n e u. R i c h a r d einerseits und v. D a d a y andererseits
dagegen setzen Gyclops mülleri mit Gyclops coeruleus Müller auf eine Stufe, d. h. sie bezeichnen sie
R e h b e rg , Beitr. z. Kenntn., p. 552.
2) v. D a d a y , Monogr. Eucopep., p. 300. — In seinem „Conspect. Diapt.“ führt v. Daday die Mülle r ’sche Art
nur noch mit einem ? an.
8) Clau s, freileb. Copep., p. 202.
4) F e r u s s a c , Mem. sur les deux nouv. esp.
H R e h b e rg , I. c., p. 552.
ais fraglich synonym. Die Vermutung, dass auch die Art F e ru s s a c s eine jener Formen sei, über welche
etwas Bestimmtes zu sagen nicht möglich ist, dürfte nicht allzukühn sein.
Die für de G u e r n e u. R i c h a r d ebenfalls zweifelhafte Identität zwischen Glaucea coerulea K o c h 1)
und D. coeruleus Fispher ist für mich in einein so geringen Masse wahrscheinlich, dass ich diese Form auch
nicht einmal mit einem ? in das Verzeichnis der Synonyma aufgenommen habe.2)
R e h b e r g 8) setzt Glaucea coerulea mit D. gracilis Sars identisch, hält aber die vorliegende Form
für synonym mit Glaucea rubens und caesia Koch. Die erstere der letztgenannten Formen ist aber — wie
auch de G u e r n e u. R i c h a r d angegeben haben — sicher mit D. castor identisch. R e h b e r g s gegenteilige
Ansicht hat sicher allein darin ihren Grund, dass er D. castor und D. coeruleus Fischer irrtümlich für
synonyme Arten hielt. R e h b e r g s Meinung, dass auch Glaucea caesia mit D. coeruleus (oder auch D. castor)
identisch ist, halte ich wegen der ausserordentlich mangelhaften Darstellung K o c h s für unbeweisbar.
Die Identität von D. coeruleus Poggenpol mit der gleichnamigen Art F i s c h e r s , welche von R e h b
e r g , v. D a d a y und de G u e r n e u. R i c h a r d behauptet wird, ist mir sehr zweifelhaft. Da die Diagnose
P o g g e n p o ls in russischer Sprache geschrieben ist, so kann ich mich nur. an die Abbildungen halten.
Dieselben sind aber sehr ungenau, ja sogar vielfach augenscheinlich falsch, so dass ein sicheres Urteil aus
denselben unmöglich abgeleitet werden kann.
T h a l lw i t z ’ Diagnose ist allerdings, wie dies in der Natur seiner kurzen Mitteilung liegt, zur
Beurteilung seiner Form unzureichend. Da er sich aber auf die treffliche Revisionsarbeit von de G u e rn e
ul R i c h a r d bezieht, aus welcher die Art sehr leicht wiederzuerkennen ist, so habe ich nicht gezögert,
die Art als sicher identisch mit D. coeruleus Fischer anzuführen.
Bezüglich der V o s s e l e r ’schen Form vgl. p. 38. Wegen der daselbst bereits berührten gänzlichen
Unzulänglichkeit seiner Diagnose ist in nachfolgender Charakteristik kein Bezug auf dieselbe genommen.
Hätte V o s s e ie r übrigens die ihm vorgelegene Form später4) nicht näher bestimmt, so könnte sie unmöglich
als synonym mit vorliegender Art aufgeführt werden.
‘Die Angaben von R e h b e r g , de G u e r n e e t R i c h a r d und v. D a d a y , dass auch D. loestwoodi
Lubbock5) mit D. coeruleus identisch sei, sind, wie dies bereits vor kurzem durch B r a d y 6) ausgesprochen,
irrtümliche. Aus der L u b b o c k ’schen Zeichnung des fünften männlichen Fusspaares (Fig. 3), besonders
aus der dargestellten Grösse und Form des Innenastes des rechten der beiden Füsse, geht deutlich hervor,
dass diese Art mit D. gracilis Sars (s. das ) identisch ist.
Da U lia n in seinen D. coeruleus7) der L u b b o c k ’schen Form, die besonders durch die trefflichen
Zeichnungen sicher gekennzeichnet ist, gleichsetzt, so dürfte diese Art nicht, wie dies R e h b e r g und
*) Koch, Deutschlands Crustac. Myriap. u. Arach. Heft 35. 6.
2) Vgl. hierzu Teil I, p. 3—5 dieser Arbeit.
8) R e h b e rg , Weit. Bem. über die freil. Süsswass.-Copep., p. 62.
4) V o s s e ie r, Die Copepodenfauna der Eifelmaare, p. 121.
8) L u b b o c k , Freshwat. Entomostr., p. 203—206, Taf. XXXI Fig. 1—6.
®) B ra d y ,^A; revision etc., p. 29.
7) Ulianin,'Cladoe. u. Copep., p. 80.