Cecidomyiden, Psylliden, Aphiden und Gallen (Phytoptoceoidien) sind bisher aus Gröm-
land überhaupt nicht bekannt geworden. Es is t daher das Verdienst des Herrn Dr. V a n h o e f fe n ,
das Vorhandensein dieser Formen in Grönland naohgewiesen zu haben.
I. Mycetophiliden.
B o l e t in a a r c ti c a Holmgr.
Mit voller Bestimmtheit möchte ich das von Dr. V a n h o e f f e n mitgebrachte Tier nicht
als B. arctica bezeichnen. Feinere morphologische Merkmale sind von dieser A rt nicht bekannt.
Grade diese Merkmale können aber n u r einen sichern Schluss in Bezug auf die Id e n titä t beider
A rten ermöglichen. Der Bau der Geschlechtsorgane is t fü r die verschiedenen Arten meist ein so
charakteristischer, dass man hiernach fa st allein schon die A rten g u t unterscheiden kann. Über
den Bau des Hypopygiums der Tipuliden besitzen wir eine gute Arbeit von dem kürzlich in
Münster verstorbenen Dr. "W o s th o f f; über den Bau der Geschlechtsorgane der Mycetophiliden
h a t He rr Dr. D z i e d z i c k i in Warschau ausgezeichnete Arbeiten geliefert und ich selbst habe
dem Baue dieses Organes bei den Cecidomyiden und Sciariden seit einer Reihe von Jahren meine
Aufmerksamkeit gewidmet; Es würde einseitig sein, sich bei der Unterscheidung der Arten nur
auf die Gestalt der Geschlechtsorgane zu beschränken; Krallen, Taster und Fühler geben meist
ebenso vorzügliche Merkmale ab und haben den grossen Vorzug, dass sie bei beiden Geschlechtern
meist gleich gebaut sind. '
Die Beschreibung von Boletina arctica H o lm g r . befindet sich in: Ins. Nordgroenl. oefd.
Konigl. Vetensk. Acad. Forh. 1872 p. 105. Sie la u te t: Nigricans, parum nitida; thorace cinereo,
v ittis 3 nigris, intermedia gemina, s trig a infra humeros pallida; antennis nigricantibus, articulo
te rtio concolore; palpis fuscis, apice flavescentibus; abdomine nigricante, ano maris concolore;
alis hyalinis, nervis costalibus, distinctis fuscis, reliquis tenuibus, dilutionibus, furca inferiori ad
basin alae magis re tra c ta quam superiori, halteribus pedibusque flavescentibus, coxis cinereis, tarsis
fuscis. 5 9 long. 4—5 mm.
Similis B. boreali sed coxis cinereis, antennarum articulo te rtio toto nigricante etc.
Ob B. arctica wirklich von B. borealis verschieden ist, vermag ich nicht zu erkennen.
In Bezug auf die Färbung passt das mir
vorliegende Tier so ziemlich zu B. arctica. Die
Hüften sind gelbgrau, an der Basis jedoch braun
wie die Schenkelringe, Schenkel und Schienen
unterseits. Die Flügel sind gebaut wie in Textfigur
1 dargestellt ist.
Die Fühler sind 2 + 14 gliedrig, die Geissel-
glieder deutlich länger als breit.
. Die Klauen sind deutlich zweizähnig
(Fig. 28 auf Taf. 5) und beide Zähne ziemlich
gleichartig gebaut. Bei Boletina trivittata Mg. sind die Fussklauen ähnlich gebaut wie bei
der mir vorliegenden B. arctica Holmgr., während der untere Zahn bei B. sciarina ganz anders
aussieht. Bei letztgenannter A r t h a t dieser Zahn die Form eines tie f gehöhlten Löffels, dessen
Rand mit 14—15 sich bis zu ih re r Spitze dicht berührenden, abgerundeten, ziemlich langen
Zähnen besetzt is t (cfr. Fig. 29), Auch im Baue des Hypopygiums findet bei den von mir untersuchten
Arten von Boletina eine gewisse Uebereinstimmung s ta tt. Wie bei den Cecidomyiden
kann man auch hier deutlich 3 Lamellen, die obere, mittlere und untere unterscheiden; auch ist
hier wie bei jenen eine deutliche Haltezange vorhanden, welche aus den Basal- und Klauengliedern
besteht. Abweichend von den Cecidomyiden is t die untere Lamelle an ihre r Basis breit mit den
Zangenbasalgliedern verwachsen. In ih re r Mitte is t diese Lamelle der Länge nach tie f gespalten.
Die so entstehenden Lappen divergieren ziemlich s tark an ihre r schief abgeschnittenen Spitze.
Die frei hervorragenden Enden der Lamelle sind ziemlich s ta rk verdickt und wie die ganze
Lamelle s ta rk chitinisiert, nicht behaart, aber fein längsrissig. Die mittlere Lamelle besteht
aus zwei, etwas hinter ih re r Mitte stumpfwinklig nach unten gebogenen, rundlichen, s tark
chitinisierten Gebilden, deren Zusammenhang an der Basis ich nicht nachzuweisen vermag, ohne
das Hypopyg zu zerstören. An der Spitze läuft jedes dieser Gebilde in einen etwas nach aussen
gebogenen, ziemlich langen Dorn aus; an der Basis dieses Dorns stehen an der äusseren Seite
3 kleine stumpfe Kegelchen. Die obere Lamelle is t bis zu ih re r Basis frei; sie is t nach der
Spitze zu etwas ve rbre ite rt und nach den Seiten zu deutlich gewölbt. Von oben gesehen besteht
sie aus 2 deutlich abgesetzten Teilen. Der grössere Basalteil is t dicht und fein behaart und
ausserdem mit längeren Borsten ziemlich dicht und regelmässig besetzt. An seiner Spitze is t er
geschweift herzförmig ausgeschnitten. Dieser Ausschnitt wird durch eine darunter liegende,
ähnlich aber schwächer ausgeschnittene unbehaarte Haut ausgefüllt. Dieser behaarte Basalteil
is t ziemlich s ta rk chitinisiert. Auf ihre r untern, d. h. derjenigen Seite, mit welcher sie auf der
mittleren anfliegt, is t die obere Lamelle häutig und unbehaart. Diese Haut setzt sich nach jenseits
der Spitze des chitinigen Basalteiles der obern Lamelle fort und bildet so den, von oben
gesehen, Spitzenteil der obern Lamelle. An jeder Seite dieses ‘ Spitzenteiles befinden sich eine
Anzahl s ta rk chitinisierter, kammartig gruppierter Zähne und zwar sind bei dem vorhandenen
Tiere an der einen Seite drei, an der ändern vier solcher Kämme vorhanden, welche so hintereinander
stehen, dass jederseits ein Kamm sich unmittelbar an der Basis des Spitzenstückes und
einer an der Spitze der Lamelle befindet; zwischen beiden Kämmen befindet sich dann der resp.
die mittleren Kämme.
Auf der Unterseite der Lamelle befinden sich direkt unterhalb der Spitzenkämme jederseits
einige Höcker, welche sta rk behaart sind, und von denen jeder an seiner Spitze zwei längere
Borsten träg t. Das Zangenbasalglied ist, wie gesagt, an seiner Basis breit mit der untern Lamelle
verwachsen. Schief von unten gesehen repräsentiert sich an der äussern Seite ein höckeriger
F ortsatz des Zangenbasalstückes, welcher mit einer langen Borste besetzt ist. Zwei ähnliche Borsten
befinden sich auf der innern Seite des Basalgliedes in der Nähe der Spitze dieses Gliedes. Das
Klauenglied is t in der Nähe seiner Basis etwas gebogen und hierselbst innen abgeplattet. Jenseits
der Biegung verläuft es gerade und annähernd in derselben Dicke bis zur Spitze. Die
äussere Seite des Klauengliedes ist ebenso wie das Basalglied dicht mit feinen kurzen Härchen
bedeckt; ausserdem sind beide, d. h. das Basalglied und die äussere Seite des Klauengliedes mit
längern Borsten, welche schief abstehen, ziemlich dicht besetzt. An der innern Seite befinden
sich ausser einigen längern feinem Haaren zwei sehr kräftige Borsten, welche auf kleinen Höckern
stehen; die grössere derselben befindet sich in der Nähe der Spitze des Klauengliedes; sie is t in
der Mitte ziemlich s tark verdickt und etwas gebogen, während die andere, welche etwas jenseits