Magengefässsclienkel mit ihnen in Kombination treten. E r s t späterhin ziehen sich die subyentralen
Gefässe lang aus, um schliesslich die Arabesken Windungen der inneren Lappengefässe zu bilden.“
„Es is t im hohen Grade auffällig“, fügt derselbe Autor hinzu, „dass hei nahe verwandten Arten
so bemerkenswerte Differenzen in dem Gange der postembryonalen Entwicklung obwalten“ (14. p. 93).
Systematisch is t dieses Merkmal leider nicht zu verwerten, denn selbst wenn diese Verschiedenheit
in der Entwicklung der Meridionalgefässe als konstant nachgewiesen wäre, müssten immer
erst an erwachsenen Tieren Unterschiede im Bau konstatiert werden, um die Arten sicher trennen
zu können.
Ähnliche Unsicherheit in Betreff der beschriebenen Arten herrscht bei Beroë und Pleurobrachia,
doch liegen hier die Verhältnisse weit einfacher. F a b r i c i u s beschrieb 1780 eine grönländische
Ctenophore als Beroë cucumis und L e v in s e n fü h rt dieselbe in seinem Bericht 1893
auch unter diesem Namen an. Das erweckt den Anschein, als ob die grönländische Form von
der amerikanischen Beroè roseola verschieden wäre. S a r s glaubte die Beroë cucumis in der an
der norwegischen Küste vorkommenden A r t wiederzuerkennen und gab eine ausführliche Beschreibung
derselben, die auch sehr gut auf B. roseola passt (9. 3 0— 32). Ich selbst habe bei der Beroë
der Ostsee, die zweifellos mit der in Norwegen erscheinenden Form identisch ist, keine Unterschiede
von der grönländischen Beroë cucumis gefunden und schliesse mich daher C h u n a n , der
alle die eben erwähnten Arten zu einer zusammenzufassen geneigt ist. Die kräftigere Beroè ovata
der wärmeren Meere mag, bis weitere Untersuchungen vorliegen, als eigene A rt gelten, da ich
kein genügendes Vergleichsmaterial habe, diese Frage zu entscheiden, obwohl ich mir nicht verhehlen
kann, dass der von C h u n (5. p. 305) zwischen B. ovata und B. roseola abgegebene Unterschied,
das Fehlen eines Gefässnetzes auf der Magenwand von B. roseola nicht stichhaltig ist.
Sowohl bei der grönländischen Beroë wie auch bei den Exemplaren von Kiel habe ich die die
Magenwand umspannenden Äste der von den Meridionalgefässen ausgehenden Prolifikationen nach-
weisen können. Stolonen der Magengefässe waren bei den kleinen Exemplaren (von 2—3 cm
konserviert), die mir zur Verfügung standen, nicht ausgebildet. Dass aber bei Beroè ovata jüngere
und ältere Exemplare eine erheblich verschiedene Ausbildung des Gefässnetzes zeigen, beweist
die Entwicklung des Gefässnetzes, wie Milne E d w a r d s (10. p. 212) sie schildert:
„Dans le jeune âge les divers canaux . . . . sont d’une simplicité extrême; mais chez lés
individus de moyenne taille chacun d’eux donne naissance à une multitude de prolongements.............
P a r le progrès de l’âge ces coecums se ramifient de plus en plus e t ils finissent par s’anastomoser
entre eux de façon que chez les individus de grande taille to u t l’espace compris entre les huit
troncs longitudinaux est occupé p a r un réseau vasculaire assez serré et que ce réseau superficiel
communique fréquemment avec celui développé de la même manière à la surface interne du corps
p ar les divisions des deux troncs profonds du système circulatoire.“
Geringe Unterschiede n u r in der Form des Körpers und der Zahl der Ruderplättchen,
abgesehen von der Ausbildung der Gonaden, alle ohne wesentliche Bedeutung, trennen Idyia cyathina
A. Ag. von Beroë eucu/mis. Daher scheint es mir erlaubt, jene als V arietät von dieser zu betrachten
nnd somit für Beroë eueumis ebenso wie für Bolina septentrionalis eine circumpolare Verbreitung
anzunehmen. Sie wurde im pacifischen Ozean etwas variierend, wie eben erwähnt, von A. A g a s s i z ,
hei Spitzbergen von K ü k e n t h a l und W a l t e r (15. u. 16.), an der norwegischen Küste von
S a r s und im Gebiet der Davisstrasse bereits von F a b r i c i u s , also an allen Küsten, die zum
arctischen Meere heraufreichen, beobachtet.
PleurobrachiapileusP&br., die kleinste der grönländischen Ctenophoren, ist, wie A. A g a s s iz
selbst anerkennt, mit PI. rh ododackßa von der Ostkiiste Nordamerikas identisch. Niemand weiss aber
Unterschieife zwischen der letzteren und PI. pileus der europäischen Küsten anzugeben. Daher
erscheint es mir richtig. ;d*.e -amerikanische und europäische Ctenophore unter dem Namen Plmro-
braehia pileus F a h r , (nicht Müller) zusammenzufassen, da F a b r i c i u s der erste war, der sie unter
diesem Namen auf Grund eigener Beobachtung beschrieb, und da dieser Name auch, wenigstens
in Europa, sich eingebürgert hat. Parallelformen derselben sind im Mittelmeer Pleurobrachia
rhodopis C h u n und Pleurobrachia Bachei A. Ag. im nördlichen pacifischen Ocean.
Die schönste nnd am wenigsten variierende grönländische Ctenophore endlich ist Mertensia
ovum Fabr. Sie h a t nicht zu so vielen Verwechslungen wie die vorher erwähnten Veranlassung
gegeben. Überall, h a t man das schöne Tier mit dem rosenfarbenen, vorn nnd hinten abgeplatteten
Körper und den mehr als 1 m lang herabhängenden, tie f roten Fangfäden nach den früheren Beschreibungen
erkannt oder erkennbar beschrieben. Mertensia wurde nach F a b r i c i u s zuerst von
S c o r e s b y 1820 und dann von K ü k e n t h a l u n d W a l t e r 1889 bei Spitzbergen gefunden, von
v. M a r e n z e l l e r (17. p. 17) als zur Fauna von J an Mayen gehörig erwähnt, endlich von
M e r t e n-scaus dem Behringsmeor als BefOe compressa beschrieben (13. p. 525 — 528). Wahrscheinlich
is t diese bei Spitzbergen häufige und auffallende A rt s ta tt der vorigen mit dem „Mützner“ von
M a r t e n s identisch. Sie is t eine rein arctische Ctenophore, die nach unserer jetzigen Kenntnis
n u r m it dem Labradorstrom ein Stück nach Süden herabsteigt, wo sie von A g a s siz beobachtet wurde.
Demnach ergehen die vorstehenden Untersuchungen übereinstimmend mit den alten Angaben
von F a b r i c i u s , dass die grönländischen Gewässer mindestens vier Ctenophorenarten beherbergen,
die dort heimisch sind, d. h. dort ihre ganze Entwicklung durchlaufen, nicht etwa
durch Strömungen und Winde dorthin verschlagen werden. Während C h u n noch das Vorkommen
der gelappten Ctenophoren hei Grönland, Island, Spitzbergen und dem Nordkap durch die Thätig-
k Ä ^ e s Golfstroms zu erklären versuchte, erkannte schon W r. H e r , dass Mertensia (Oydippe) und
Bero'e, welche allein er im spitzborgischen Eismeere beobachtete, „lange schon in den höchsten
Breiten völlig heimische und allen dortigen Lebensbedingungen vollständig angepasste Formen“
seien (16. p. 93). Mir bieten Mertensia ovum, Bolina septentrionalis, Bero'e cucumis und auch Pleurobrachia
pileus das schönste Beispiel für die circumpolare Ausbreitung der Arten. Sie wurden an
der Ostküste Nordamerikas bis Florida verfolgt, stiegen in Europa von Spitzbergen zum deutschen
Strande der Nord- und Ostsee herab und erschienen mit der kalten Strömung in Westen Amerikas
an der Küste von Vanconver und dem Golf von Georgia. Sie erhalten sieh unverändert in den
nordischen Meeren, überall dort aber, wo sie auf wärmere Strömungen stossen, scheinen sich
Varietäten zu bilden. So wenigstens erkläre ich das Auftreten aberranter, wenn auch nur wenig
abweichender Formen an der Grenze ihre r Verbreitung nach Süden. So erscheint auch die auffallende
Thatsache verständlich, dass von drei der nordischen Ctenophoren, Mertensia allein ausgenommen,
sehr nahe verwandte Parallelformen im Mittelmeer sich wiederfinden. Der Zusammenhang
der pelagischen Faunen von Behringsmeer und Mittelmeer, den C h u n (18. p. 74 u. 75)
als unwahrscheinlich zurüekweisen zu müssen glaubte, erscheint durch die Vermittelung des Polarmeeres
und die auch sonst vielfach gestützte Annahme einer vom Pol nach dem Äquator ausstrahlenden
Verbreitung der Tierwelt hergestellt.