III. G-en. Eurytemora Griesbrecht.
Y o r b em e r k u n g : G i e s b r e c h t 1) und G l a u s 2) erkannten ungefähr gleichzeitig, dass die in
dem Genus Temora Baird vereinigten' Arten generisch von einander zu trennen seien.3) Ersterer schied
das Genus Temora in die beiden Untergattungen Halitemora und Eurytemora, und letzterer stellte für die
beiden Arten Temora clausii Hoek und Temora affinis Poppe eine neue Gattung, TemoreTla, auf. Da die
Arbeit G i e s b r e c h t s ein wenig früher als die von C la u s erschienen ist, so ist auch der Bezeichnung
Eurytemora vor Temorella der Yorzug zu geben, was auch von de G u e rn e und R ic h a r d einerseits und
von B r a d y andererseits im Gegensatz zu mehreren anderen Forschern bereits geschehen ist. C a n u ,4) einer
der letzteren, stützt sich besonders auf eine Bemerkung G i e s b r e c h t s , welche sich im Nachtrage zu seiner
Arbeit über die Copepoden der Kieler Föhrde findet. Derselbe sagt dort: „Ich bin, ohne etwaige Prioritätsansprüche
zu machen, sehr gern bereit, meine Namen Hdlitemora (= Temora) und Eurytemora ( = TemoreTla)
gegen die von C la u s gewählten aufzugeben.“ Ferner giebt C a n u an demselben Orte an, dass G ie s -
b r e c h t in einer späteren Arbeit8) selbst seine Bezeichnungen zu Gunsten der von C la u s eingeführten
fallen gelassen habe. Da mir diese Arbeit G i e s b r e c h t s nicht bekannt geworden ist, so vermute ich,
dass sich dies nur auf seine Bezeichnung Halitemora bezieht, von welcher er selbst in seiner Monographie6)
sagt, dass sie der Priorität halber gegen Temora zurückzuziehen sei. Den Namen Eurytemora aber wendet
e r s e l b s t in seiner Monographie an. G ie s b r e c h t h a t a ls o s e in e B e z e i c h n u n g , w e l c h e ä l t e r
is t , a ls d ie vo n C la u s a u f g e s t e l l t e , d u r c h a u s n i c h t f a l l e n g e la s s e n . D ie A nw e n d u n g
d e r s e lb e n i s t d em n a c h u n b e d in g t g e b o te n .
') G ie sb re c h t, Vorl. Mitt. aus einer Arb. über die freil. Copep. des Kieler Hafens.
2) C la u s, Über die Gattungen Temora und Temorella nebst den zugehörig. Arten.
3) Von Poppe wurde diese Trennung bereits früher vorgeschlagen. (Über eine neue Art d. Calaniden-Gattung
Temora p. 57 Anm.)
4) Canu, Etüde zoolog. de Temorella affinis. — Diese treffliche Abhandlung enthält auch eine Fülle von Mitteilungen
über die Ontogenie von Eu. affinis und die Phylogenie des Genus, auf welche — da nicht in den Rahmen dieser Arbeit
gehörig — hier nur hingewiesen werden kann.
6) G ie s b r e c h t , Elenco dei Copep. pelag. etc. 1889.
®) G ie s b r e c h t, System, und Faunist. d. pelag. Copep., p. 329.
Erwähnt mag an dieser Stelle noch sein, dass Im h o f 1) das Genus TemoreTla mit der Art T. clausii
Hoek gleichzeitig neben dem Genus Eurytemora mit den beiden Arten Eu. lacustris Poppe und Eu. laci-
nulata Fischer anführt. Es ist wohlanzunehmen, dass dies auf einem Yersehen beruht; denn erstlich sind
T. clausii Hoek und Eu. lacinulata Fischer identische Arten, zweitens liegt für die Sonderung von
Eu. lacinulata (clausii) und Eu. lacustris in zwei besondere Gattungen (auch nach dem Urteile aller
übrigen Forscher) gar kein Grund vor, und drittens müsste eine 'dieser Gattungen, wollte man sie wirklich
gelten lassen, anders als Temorella oder E-urytemora bezeichnet werden, denn beide sind einander synonym.
Ob Im h o f in einer späteren Arbeit diesen Irrtum korrigiert hat, habe ich leider nicht ermitteln können.2)
"Wie die Charakteristik des Genus Heterocqpe, so kann auch die der vorliegenden Gattung weit
kürzer gefasst werden als die der Gattung JDiaptomus. Die drei Genera sind so nahe miteinander verwandt,
dass in vielen Fällen, schon um Wiederholungen zu vermeiden, ein einfacher Hinweis auf die früheren,
auf JDiaptomus und Heterocape sich beziehenden Ausführungen genügen dürfte.
Der C e p h a l o th o r a x besteht aus sechs Abschnitten und ist bei allen Arten, abgesehen von dem
letzten Segmente, von ziemlich gleicher Form. Der erste Abschnitt endet an der Stirne in ein kurzes,
zweispaltiges Rostrum (Taf. XII Fig. 2), welches nach der ventralen Seite umgebogen ist, und der Hinterrand
dieses Segments ist in der Gegend der dorsalen Mittellinie meist8) wulstig aufgetrieben (Taf. X Fig. 2).
Das letzte Segment ist in beiden Geschlechtern von verschiedener Form. Beim Männchen sind die Seitenteile
abgerundet und nicht verlängert, beim Weibchen dagegen meist in zwei charakteristisch geformte
Flügel (Taf. XI Fig. 1) ausgezogen.4) Der mittlere Abschnitt des Segments ist sehr schmal, ja kann sogar
ganz fehlen.5) Eine kleinere oder grössere Anzahl von Sinneshärchen ist am Aussenrande dieses Abschnittes
stets zu beobachten.
Das A b d om e n ist wie bei den beiden vorher charakterisierten Gattungen gegliedert, zeigt aber
doch mehrere Eigentümlichkeiten. Das erste Segment desselben zeigt beim Weibchen (Taf. X Fig. 5,
Taf. XI Fig. 4 u. Taf. XII Fig. 8) stets charakteristische, bisher aber fast unbeachtet gebliebene Verhältnisse.
6) Das zweite Segment ist entweder kürzer als das dritte, oder mit demselben gleichlang. Beim
Männchen (Taf. VIII Fig. 10) ist der erste Abschnitt stets kleiner als die drei folgenden unter sich fast
gleichlangen Segmente, welche wieder vom Endabschnitte an Länge übertroffen werden.
Die Furka ist wenigstens drei und ein halb mal so lang als breit, beim Männchen in der Regel
länger und schmaler als beim Weibchen. Der Innenrand ist stets behaart. Die Dorsalfläche ist in mehreren
Fällen ebenso wie, die des letzten Abdominalsegments mit vielen Dornen besetzt (Taf. XI
■ Ü Im h o f, Züsammens. d. pelag. Fauna d. Süsswasserbecken, pag. 182.
а) Auf eine briefliche Anfrage über diesen Punkt hat mir Herr Dr. Imhof eine Antwort nicht gegeben.
3) Diese Beschränkung ist nötig, da die Erscheinung bei der typischen Form von Eu. affinis nicht zu beobachten
ist (s. das.).
4) N o rd q u is t meint, dass diese Flügel eine Blase zu enthalten scheinen, welche wahrscheinlich mit irgend einer
leichten Flüssigkeit erfüllt sei, um das Tragen der Eiersäcke wie durch Schwimmblasen zu erleichtern. Vgl. hiergegen die
von mir für eine ganz ähnliche Erscheinung bei Diaptomus (p. 11) ausgesprochene Vermutung.
5) Vgl. hierüber die Angaben von G ie sb re ch t (freil. Copep. der Kieler Föhrde) über Eu. hirundo und von Nordq
u i s t (D. Calanid. Finl.) über. Eu. affinis var. hispida und var. hirundoides.
б) N o rd q u is ts Angabe (1. o.), „das erste Abdominalsegment des Weibchens ist eingeschnürt,“ ist kein generelles
Merkmal.