meine Zeichnungen mit den Figuren v. H e i d e r ’ s zu vergleichen, wird im wesentlichen völlige
Übereinstimmung im Aufbau der Gewebe und Organe beider Objecte erkennen. Ich konnte daher
auf eine specielle Untersuchung der Gewebselemente verzichten. Geringe Unterschiede z. B. in
der Entwicklung der Muskeln, in der Ausbildung des Mesoderms etc. lassen sich wohl durch verschiedene
Grösse der untersuchten Thiere erklären. Andere Unterschiede, die fü r die äussere
Erscheinung zwischen Arachnactis und C. membranacms zu sehr ins Auge fallen um hier hervorgehoben
werden zu müssen, zeigen sich im Innern nur in der abweichenden Ausbildung der
Mundfalte nnd dem Mangel der „continuirlichen Septen“ hei Arachnactis. Bei anderen Cerianthus-
artm. scheinen diese-allerdings auch zu fehlen. Die grössere Zahl der Septen bei Cmanthus ist
kein wesentlicher Unterschied, weil hei meinen Exemplaren noch ganz jugendliche Genitalsepten
eine weitere Vermehrung dieser Organe wahrscheinlich machten.
Immerhin ergiebt sich aus meinen Beobachtungen, die die früheren wegen unzureichenden
Materials nicht erschöpfenden Untersuchungen ergänzen, dass Arachnactis zu den Cerianthiden gehört.
Verfolgen wir nun die Entwicklung derselben, soweit sie bekannt geworden.
Die jüngsten Entwicklungsstadien von Arachnactis wurden von A. A g a s s i z , G. V o g t
und besonders ausführlich von E. v a n B e n e d e n 1) beschrieben. Letzterer Aütor schildert die
Entwicklung seines jüngsten Stadiums von 0,42 m Länge mit vier Tentakeln, bei dem schon zwei
deutliche Septen eins rechts, eins links senkrecht zur Symmetrieebene ausgebildet waren, w ährend zwei
weitere am hintern Ende nur angedeutet sind, durch vier andere Stadien von 0,58 mm, 0,98 mm,
1,17 mm und 1,81 mm bis zu dem am weitesten vorgeschrittenen sechsten Stadium von 1,30 mm
Länge. Die jüngste Arachnactislarve zeigte grosse Uebereinstimmung mit den jüngsten Larven
von Cmanthus memhramcms, wie sie K o w a l e w s k y 8) beschrieb. Nach v a n B e n e d e n bildet
sich zuerst am hinteren Ende links nnd rechts neben der Symmetrieebene das zweite Septenpaar
weiter ans, dann tre ten am vorderen Ende zwei Septen, endlich hinten in der M itte erst eines dann
ein zweites Septum auf, so dass zwischen dem hinteren Tentakelpaar drei Interseptalräume sich
finden. Darauf erscheinen als kurze Erhebungen ein vorderer und zwei hintere Tentakel zwischen
den vier seitlichen, primitiven Tentakeln. Im fünften Stadium sind acht Septen ausgebddet,
während im sechsten nnd letzten ein neuntes Septum hinten dazu kommt.
Die jüngsten Stadien, die V o g t beobachtete, besessen ebenfalls zwei P a a r Tentakeln. E r
bemerkte bei älteren Stadien, dass an dem der Mundwinkelfnrche entgegengesetzten, dem hinteren
Ende, ein d rittes und viertes P a a r Tentakeln hervorsprossten und nahm daher an, dass sämmt-
liche Tentakeln von Arachnactis, abgesehen von dem unpaaren Tentakel über der Sohlundrinne,
der kleiner als die benachbarten Tentakeln ist, paarweise von vorn nach hinten sich anlegen.
B o v e r i ’s jüngstes Stadium a/s mm lang, h a tte bereits kurzes Schlund rohr und acht
Septen, re ih t sich demnach an das älteste von v a n B e n e d e n beobachtete an. E r schliesst aus
der Anordnung der Septenmuskeln, dass diese acht Septen den Edwardsiasepten entsprechen und
nimmt an, dass alle übrigen zwischen dem hintersten (dorsalen) P a a r der Edwardsiasepten sich
einschieben.
Mit Hinzuziehung der Cerianthuslarven von K o w a l e w s k y lässt sich demnach die En twicklung
von Arachnactis von der Einstülpung des Schlundrohrs an bis Zur Ausbildung von neun
') Lc. lc.
!) Nachrichten der k. Gesellschaft der Frennde der Natm-erkeimtniss. Moscau 1873.
Septen direct verfolgen. Das eingestülpte Ectoderm des Scblundrohrs liegt vorn und hinten direct
dem Ectoderm der Körperwand an. Dann sollen rechts und links die beiden ersten Septen in
der Mitte zwischen den Verwachsungsstellen des Schlundrohrs mit dem peripherischen Ectoderm
auftreten. So entstehen vier Kammern, die nach oben sich in die vier ersten Tentakeln fortsetzen
(I. Stadium V o g t ’s und v. B e n e d e n ’s). Dann e rst t r i t t ein hinteres, später ein vorderes
Septenpaar auf. Nach meiner Untersuchung der Schnittserie aber erschienen zuerst die vier
Genitalsepten und dann erst das mittlere Septum rechts und links von dem Schlundrohr. Wie
lässt sich das vereinbaren? Die Lösung des Räthsels is t einfach die, dass das erste Septenpaar
v a n B e n e d e n ’ s meinem dritten, dem Septum fünf und sechs entspricht, die sich zwischen den Genitalsepten
einschieben. Als erste Anlage der Genitalsepten erhalten sich die vier kurzen Mesodermleisten,
die die Dicke der Verwachsungsschicht des Schlundrohrs und der Körperwand durchsetzen.
Hierauf soll nach v a n B e n e d e n hinten das vierte Septenpaar erscheinen. Die Schnittserie
dagegen giebt a n , dass die beiden nächsten Septen, sieben und acht, vorn auftreten. E rst
das neunte Septum legt sich unpaarig am hinteren Pol an. Ein solches Stadium mit neun Septen
beobachtete auch v a n B e n e d e n . Bei diesem waren vier g u t entwickelte Tentakeln und drei
in der Anlage vorhanden. Der unpaare Tentakel sollte nach der Meinung jenes Autors die V orderseite
andeuten. Auch A g a s s i z giebt an, dass der unpaare Tentakel schon heim 8-Septen-
stadium a u f tr itt, während B o v e r i beobachtete, dass derselbe e rst, nachdem zwölf Septen angelegt
waren, erschien. Dieses is t ein Grund wesshalb B o v e r i anzweifelt, dass A g a s s iz wirklich
Arachnactis untersuchte.
Meine Untersuchung ergiebt nun, dass alle drei Autoren richtig beobachteten, dass aber
alle, die die Entwicklung von Arachnactis studirten, sich in der Orientirung g e irrt haben, vorne
und hinten verwechselten, wozu A g a s s i z und v a n B e n e d e n allerdings der unpaare Tentakel
verleiten musste. In Fig. 7 is t das 9-Septenstadium dargestellt. Jederseits finden sich
vier Septen, einer L arve mit sechs Tentakeln entsprechend. Da schiebt sich plötzlich hinten un-
paar das neunte Septum ein, das mit dem dritten meiner Zählung einen neuen, den siebenten
Tentakel, unpaar am hintern Pole zu bilden im Stande ist.
So entsteht das von A g a s s i z und v a n B e n e d e n beobachtete Stadium mit vier grossen
primären Tentakeln, ferner zwei kleineren und der Anlage eines siebenten Tentakels, nur dass dieser
letztere nicht vorn an der Schlundrinne, sondern hinten ih r gegenüber liegt. Weiter entwickelte
Stadien waren bisher nicht im Zusammenhänge untersucht worden. Meine Schnittserie, die in
Betreff der Septenbildung schon oben ausführlich beschrieben wurde, bestätigt nun auch B o v e r i’s
Beobachtung, dass der unpaare Tentakel über der Schlundrinne erst nach dem Auftreten des
fünften und sechsten Septenpaares, 10 und 11, 12 und 13, am vorderen Pole sich anlegt. 12 und 13
sind die Richtungssepten, die den unpaaren Tentakel einschliessen und die Mundfalte befestigen.
Die übrigen Septen bis zum neunzehnten schieben sich dann am hintern Pol zwischen dem vierten
und nennten Septum in der in Fig. 9 bezeichneten Weise ein. Das zwanzigste und einundzwanzigste
Septum wurde ebenfalls noch am hinteren Ende in derselben Weise angelegt. Weiter konnte ich
die ArachnacUsmtivicMung nicht verfolgen.
Es geht jedoch aus dieser Schilderung mit Sicherheit hervor, dass B o v e r i im Unrecht
is t,1) Arachnactis die Weiterentwicklung aus einem Edivardsiastadiu/m mit acht Tentakeln durch
i) Ebenso wenig stimmt die Annahme F a u r o t ’s (Bull. Soo. Zool. de France 17 année 1892, p. 238), dass die