Als die l e i c h t e s t e n E rk e n n u n g sm e r k m a le müssen gelten der grosse kolbenförmige Innenast
des rechten Fusses und die an ihrem Ende flaumfederartig geteilte Borste des zweiten Aussenast-
segments des linken Fusses des .fünften männlichen Paares.
8. Diaptomus graciloides Lilljeborg.
(Taf. II I Fig. 1—6).
1888. Diaptomus graciloides Lilljeborg, Descript de deux espèces nouvell. de Diapt. p. 156 u. 157.
1889. Diaptomus graciloides Yosseler, d. Copepoden der Eifelmaare, p. 121 — 123. Taf. VI Fig. 8—14.
1889. Diaptomus graciloides de Guerne und Richard, Révis. des Calanid. p. 88 u. 89. Taf. I Fig. 26 u. 27.
1890. Diaptomus transylvanims v. Daday, Conspect. Diapt. p. 1 2 2 - 124. Taf. IV Fig. 16 u. 17, Taf. V Fig. 1.
Bemerkungen zu den Synonyma.
Z a c h a r i a s , welcher gelegentlich der Untersuchung einiger Maare der Eifel D. graciloides fand,
nennt die Art in seinem Berichte: „Die Tierwelt der Eifelmaare“ D. pygmaeus Vosseier. V o 's s e le r,
welcher später in dieser Form D. graciloides erkannte, hat die erwähnte Bezeichnung gar nicht angewendet.
Da obendrein Zacharias’ Angabe ohne jede Diagnose erfolgt ist, so ist jenem Namen gar keine Beachtung zu
schenken. Aus diesen Gründen ist derselbe in obigem Verzeichnisse der Synonyma auch nicht mit aufgeführt'
Wie schon aus der Bezeichnung „graciloidesa hervorgeht, hat Lilljeborg hierdurch ausdrücken
wollen, dass diese Art mit D. gracilis Sars besonders nahe verwandt sei. Ohne Zweifel ist eine solche
nahe Beziehung zwischen beiden vorhanden, aber ebenso eng ist sicher die Verwandtschaft zwischen D.
graciloides und D. coeruleus, resp. D. mchariasi, welche drei mit D. gracilis zusammen eine natürliche
Gruppe bilden.
Dass D. graciloides eine von jenen drei Spezies wohl unterschiedene Form, eine „gute Art“ ist, steht
ausser allem Zweifel. Allerdings sind die unterscheidenden Merkmale zwischen ihr und einer der übrigen
Arten nicht grösser als die Differenzen, welche sich zwischen: je zweien derselben vorfinden, aber hinreichend
genug, um sie für eine selbständige Species zu erklären. L i l l j e b o r g hat die wichtigsten Differenzen
zwischen ihr und D. gracilis, welche sich hinsichtlich des Baues der Füsse des fünften Paares in beiden
Geschlechtern vorfinden, aufgezählt. Aufmerksam gemacht sei hier besonders noch auf den gesamten Habitus
beider Arten, besonders auf die Umrisse des Vorderleibes, eine Differenz, welche schon bei oberflächlicher
Betrachtung deutlich hervortritt (man vergl. die Habituszeichnungen beider Arten Taf. III Fig. I und Fig. 7).
Wenngleich V o s s e i e r D. graciloides als besondere Art noch gelten lässt, so hält er es doch für
„leicht möglich, dass er nur eine durch Anpassung und Isolation entstandene Form von D. gracilis, bildet.“
Obwohl V o s s e i e r Gründe für diese Vermutung nicht anführt,•) so ist die Möglichkeit eines solchen
Verhältnisses beider Arten doch nicht kurzweg zu verneinen. Sehr wohl wäre allerdings ,auch möglich,
dass D. graciloides die Stammform für D. gracilis ist, oder dass eine der beiden anderen Arten
der Gruppe (D. coendeus und D. mchariasi) oder schliesslich eine unbekannte oder ausgestorbene Form
eine ähnliche oder umgekehrte Rolle gespielt hat, wie sie V o s s e l e r für D. gracilis vermutet. Vorderhand
lässt sich eben nichts weiter sagen, als — was bereits zu Anfang dieses Abschnittes ausgesprochen
worden ist dass die vier genannten Arten unter einander eng verwandt sind.
Dei einzige Forscher, welcher bisher die Selbständigkeit von D. graciloides direkt verneint hat,
ist B ra d y . Er setzt ihn mit D. gracilis synonym,2) bewogen durch das vermeintliche Auffinden von
Formen, welche die Charaktere beider Arten vereinigt gezeigt haben sollen. Aus B r a d y s Darstellung,
besonders aus seinen Zeichnungen, geht aber unzweideutig hervor, dass er erstlich den typischen D. graciloides
gar nicht gekannt und zweitens in den vermeintlichen „Mischformen“ nichts weiter als den vielfach
variierenden D. gracilis vor sich gehabt hat. Zurückzuführen ist dieser Irrtum allein darauf, dass er wie
die. meisten der übrigen Forscher die Variabilität der letzteren Art nicht genügend berücksichtigt hat.
Die Richtigkeit dieser Behauptungen dürfte sich aus folgenden Darlegungen ergeben:
1) Die Form, deren drittletztes Segment der genikulierenden Antenne mit einem hakenförmigen
Fortsatze .versehen ist, hält er für die gracilis-¥ovm, die aber, bei welcher ein solcher Fortsatz nicht vorhanden
ist, für die graciloides-Form: b e i D. gracilis t r i t t a b e r b a ld d i e s e s b a ld j e n e s V e rh
ä l tn i s auf. (Vergl. p. 69.) >;
2) Obgleich er in seiner Diagnose angiebt, dass der Innenast des weiblichen fünften Fusspaares
zweigliedrig sei, sagt er später, dass er Formen mit ein- und solche mit zweigliedrigem Innenaste beobachtet
habe. Ob er die ersteren für typische gracilis- und die letzteren für graciloides-Formen hält, spricht
er zwar nicht aus; er muss aber dieser Meinung sein, denn sonst wäre eine solche Bemerkung in dem
Beweise für die Identität beider Arten doch wertlos. Der Innenast von D. gracilis ist aber sowohl hinsichtlich
seiner Länge, als auch seiner Artikulation mannigfachen Schwankungen unterworfen, wie dies aus
den Angaben der verschiedenen Forscher hervorgeht (vergl. auch p. 69 u. 70 Anm. 1). Auch bei D. graciloides
ist wie beim Genus Diaptomus überhaupt die Länge dieses rudimentären Astes nicht vollkommen
konstant; stets aber ist derselbe bei dieser Art wenigstens so lang wie das erste Aussenastsegment, was
bei D. gracilis niemals und auch bei der Form Bradys nach Taf. XII Fig. 6 nicht der Fall ist.
3) B r a d y sagt richtig, dass für D. graciloides die Form des Greifhakens am rechten Fusse des
fünften männlichen Paares ein charakteristisches Merkmal sei. Der Greifhaken aber, welchen er Taf. XI
Fig. 9 abbildet, zeigt nun nicht etwa einen „typischen <7raw7otdcs-Charakter“, wie er meint, sondern nur
eine häufig bei D. gracilis zu beobachtende Form. Für D. graciloides ist dieser Haken noch viel zu schwach
gebogen, und vor allen Dingen fehlt demselben die charakteristische Auftreibung an der Basis. Dass bei
*) An demselben Orte sagt Vosseier allerdings: „Aus dem Faulen-See bei Frankfurt a. 0. erhielt ich . . . . D. gracilis
in reichlicher Menge. Ein Teil der Tiere von normaler Grösse zeigte kleine Abänderungen, welche mit den Merkmalen
des D. graciloides teilweise übereinstimmen.“ Leider giebt V o s s e ie r nicht an, welcher Art diese Abweichungen waren.
a) B ra d y , A Revision of the british spec. of Fresh-water Cyclopid. and Calanid., p. 29—33.
B ib lio th e c a Zo o lo g ic a. H e ft 21. . .