dem Ende zu schmäler werdenden zapfenförmigen Cutioularvorsprung. Bei den von mir untersuchten
deutschen Tieren1) war durchweg der erwähnte Chitinstift zu konstatieren;*) P o p p e und v. D a d a y dagegen
erwähnen nur die Anwesenheit eines Zapfens, der ohne Frage aus dem Stifte durch Wegfall seiner
gelenkigen Verbindung entstanden ist. Das Gelenk des Stiftes weist sicher darauf hin, dass wir es hier
mit dem Rudimente einer Borste oder eines Dorns zu thun haben; der erstere Fall ist also der phylogenetisch
ältere. Ein solches oder ähnliches Gebilde findet sich bei keiner anderen Art, ist demnach für
D. sachariasi im höchsten Masse charakteristisch. Das dritte Glied des Aussenastes3) ist etwa doppelt so
lang als breit; die äussere dornförmige Verlängerung ist sehr klein; die innere bewimperte Borste erreicht
fast das Ende der hakenartigen Verlängerung des zweiten Segmentes.
Die Sinnesdornen der ersten Basalglieder der beiden Fiisse des Männchens (Taf. V Fig. 7) sind
sehr klein; der Dorn des linken Fusses unterscheidet sich kaum von einem Sinneshaare. An den Innenrändern
der zweiten Basalsegmente4) ist je ein Cuticularvorsprung zu beobachten.
Der eingliedrige Innenast des rechten Fusses erreicht noch nicht einmal die Länge des ersten Aussen-
astsegments. Das langgestreckte zweite Aussenastglied zeigt in der mittleren Partie nahe dem Innenrande
einen Haufen minutiöser Dornen. Der Aussenranddorn desselben ist lang und scharf zugespitzt. Das Gelenk,
mit welchem dieser Dorn bei allen übrigen (deutschen) Arten mit seinem Segmente verbunden ist, ist hier in
Wegfall gekommen, so dass er nur als ein einfacher Cuticularfortsatz erscheint.5) Der Greifhaken ist sehr
stark gekrümmt. Der Innenast des linken Fusses ist ein- oder undeutlich zweigliedrig. Die Borste6) am
Innenrande des zweiten Aussenastsegments überragt ein wenig die dornartige Verlängerung dieses Gliedes.
Der E i b a l l e n besteht aus einer grossen Anzahl7) braun gefärbter Eier.
G rö s s e : 9 ca 1,8 mm, cf ca 1,5 mm.8)
Die F ä r b u n g der von mir beobachteten Tiere war meist ein lebhaftes Blau, das an den Grenzen
der Cephalothoraxsegmente besonders intensiv war. Sehr selten traf ich Individuen von braunroter Farbe an.
Nach P o pp es Mitteilungen waren die von ihm untersuchten Tiere blau oder rot gefärbt; letztere Färbung
„trat besonders an den im September gefangenen Exemplaren hervor.“
V o rk om m e n : Ausser durch Z a c h a r i a s 9) in einem Teiche bei Schildau in Schlesien und durch
H a r tw ig bei Glienicke in der Nähe von Berlin10) ist die vorliegende Art nur noch von mir bei Halle
J) Mit Ausnahme einiger mir von Herrn H a r tw ig übersandten.
2) Nur in einem einzigen Falle fand ich einen zapfenförmigen Vorsprung.
3) P o p p e und v. D ad ay zeichnen dieses Glied als Fortsatz des vorhergehenden.
4) P o p p e hält diese Segmente irrtümlich für die ersten der Aussenäste.
°) P o p p e stellt in seiner sehr guten Abbildung diese Verhältnisse ebenso dar. Aus v. D ad ay s Zeichnung, in
welcher z. B. die charakteristische Form des zweiten Aussenastsegments des rechten Fusses nicht wiederzuerkennen ist, ist
dies nicht ersichtlich.
®) P o p p e fasst irrtümlich das mit feinen Sinneshärchen besetzte „Polster“ (s. p. 28) des zweiten Aussenastgliedes
als den aufgetriebenen und daselbst mit feinen Haaren besetzten Basalabschnitt dieser Borste auf. — Übrigens möchte ich
nicht unerwähnt lassen, dass in Po pp es sorgfältiger Beschreibung in überreichem Masse generelle, für die Abgrenzung der
A r t also wertlose Charaktere berücksichtigt worden sind.
7) P o p p e giebt dieselbe auf ca. 37 an.
s) v. D ad ay : O 1,8—2,2 mm, cf 1,5—2 mm. P o p p e s Angabe stimmt mit der meinigen überein.
9) Z a c h a r ia s , Ergebnisse einer zool. Exkurs, i. d. Glatzer-, Isar- und Biesengebirge.
10) Nach einer freundlichen brieflichen Mitteilung.
beobachtet worden. Ich fand sie in den drei Teichen am Sandanger, wohin sie wahrscheinlich durch das
Hochwasser der Saale getragen worden war.
Als die sichersten E r k e n n u n g sm e r k m a l e dürften gelten: der Chitinstift (resp. der Zapfen) am
zweiten Aussenastsegmente des weiblichen fünften Fusses, die Bewehrung desselben Segments des rechten
fünften Fusses des Männchens und die charakteristischen Verhältnisse des letzten Cephalothoraxsegments
beim Weibchen.
7. Diaptomus gracilis G. 0. Sars.
(Taf. I l l Fig. 7—16.)
1863. Diaptomus gracilis Sars, Indcnl. Ferskvandscopep. p. 218 u, 219.
1863. Diaptomus westwoodi Lubbock, Freshwat. Entomostr. p. 203—206. Taf. XXI Fig. 1—6.
1875. ? Diaptomus coenileus Ulianin, Cladoc. u. Copep. p. 80.
1878. Diaptomus gracilis Gruber, Über zwei Süsswasser-Calaniden. p. 11—15. Taf. I Fig. 14—24.
1886. Diaptomus gracilis Vosseier, d. freil. Copep. Württembergs, p. 199.
1888. Diaptomus gracilis Nordquist, d. Calaniden Finlands. p. 71—75. Taf. IX Fig. 1—7.
1889. Diaptomus gracilis de Gueme und Richard, Revis. des Calanid. p. 14—16. Taf. II Fig. 12, 16 u. 20.
1890. Diaptomus gracilis v. Daday, Consp. Diapt. p. 128—129. .Taf. V Fig. 14—16.
1891. Diaptomus gracilis de Guerne und Richard, Recherch. sur les Copep. p. 250.
1894. Diaptomus gracilis Fric u. Vävra, d. Tierw. d. Unterpocernitz.- u. Gatterschi. Teiches, p. 110. Fig. 76.
Bemerkungen zu den Synonyma.
D. westwoodi Lubbock ist, wie ohne Zweifel schon aus der Abbildung des fünften’ männlichen
Fusspaares hervorgeht, sicher mit D. gracilis identisch. Erkannt hat dies bisher nur B r ad y. De G u e rn e ,
R i c h a r d und v. D a d a y 1) setzen diese Form irrtümlich mit D. coeruleus synonym, (cfr. p. 61.)
Wie ebenfalls bereits p. 61 erwähnt, dürfte auch D. coeruleus Ulianin mit vorliegender Form
identisch sein. Hierfür spricht besonders der Umstand, dass der Autor seine Art selbst mit D. loestwoodi
identifiziert. Leider reicht Ulianins Diagnose, der keine Abbildungen beigegeben sind, nicht aus, um die
Übereinstimmung beider Arten ausser Zweifel zu stellen.
Hätte V o s s e i e r nicht angegeben, dass er D. gracilis im B o d e n s e e gefunden hätte, woselbst, wie
zuerst durch Gruber (1. c.) nachgewiesen, diese Species in der That vorkommt: aus seinen kurzen und
noch nicht einmal fehlerfreien Angaben — auf welche deshalb hier nicht weiter eingegangen werden soll - 9
würde dies nicht zu erkennen sein.
i) Da v. D ad ay in seiner Monograph. Eucopep., p. 300 D. coeruleus noch mit D. castor Jurine für identisch hielt,
so setzte er daselbst D. westwoodi beiden Arten synonym.