in der Behringstrasse (17), Oik. labradoriensis und Fritill. borealis n o v . sp. zuerst von der Plankton-
Expedition gefunden worden (16). Oikopl. vanhöffeni nov. sp. hingegen ist n u r von der D r y g a l s k i -
schen Expedition beobachtet worden. Ausserdem fand die Expedition bei der Durchquerung des
Oceans noch zwei Arten, die in den warmen Gebieten heimisch sind.
I . O i k o p l e u r a m e r t . (1831).
1. O ik o p le u ra fu s ifo rm is F o l. (7).
Die Individuen stimmen völlig mit den von F o l aus der Strasse von Messina beschriebenen
Formen überein. Junge Tiere, deren Keimdrüse eben angelegt war, massen 577,5 j a Rumpflänge,
solche mit sta rk entwickelten Keimdrüsen etwa 924 j a . F o l giebt fü r letztere 1100 j a an,
eine Differenz, die durch die Konservierung bedingt sein kann.
Die A r t wurde nur auf der Rückfahrt im östlichen Teile des Oceans und in der Nordsee
beobachtet; vom 23. IX. 93 bis 7. X. 93 überall, wo gefischt wurde. Die Oberflächentemper
a tu r betrug in diesem Gebiete 10,9—13,1°, der Salzgehalt 26,30—35,59°/oo.
Oik. fusiformis is t im übrigen aus dem ganzen warmen Gebiete des Atlantischen Oceans,
aus dem Indischen und Stillen Ocean bekannt. Die höchste Temperatur, hei der sie gefunden,
beträgt 29,50 (Küste von Oberguinea, Togo), der höchste Salzgehalt 37,4 °/oo. Das Minimum des
letzteren wurde im Meerbusen von Bengalen, 2 0 S. von der Gangesmündung beobachtet (20,5 %■>).
2. O ik o p le u ra d io ic a F o l. (7) (F ig. 1 u n d 6 ).
S y n o n ym a : Vexillaria flabellum J o h . M ü l l e r (?) (Helgoland 1846) (15).
Appendicülaria flabellum H u x l e y pro part. (Bristol Kanal 1856) (9).
Vexillaria speeiosa E i s e n (Westküste Schwedens 1873) (5).
Oikopleura Malmi H a r t m. (ebendort, 1878) (7).
Oikopleura flabellum J o h . M ü l l e r bei T r a u ’s t e d t (Kl. Belt 1879) (17) und
M ö b iu s (W. Ostsee 1887) (14).
Auch diese A r t weicht von F o l s vortrefflicher Beschreibung nicht ab. Als ein neues
Charakteristikum aber müssen die Einlagerungen der Zwischensubstanz der Gehäuseanlage erwähnt
werden, welche als kleine körnige Plättchen von unregelmässigem Umriss auftreten und
in regelmässigen Zügen sowohl über der lateralen Fibrilloplastenzone wie über der Ventralfläche
sich finden. Die Fig. 1 giebt die Anordnung derselben wieder. Ich konnte diese Plättchen auch
am lebenden Tiere leicht erkennen; am fertigen Gehäuse hingegen suchte ich bisher vergebens
nach ihnen. Letzteres is t kugelig, sehr viel grösser als das Tier und so völlig durchsichtig, dass
man auf den ersten Blick nur die Appendikularie bemerkt, die durch ihre eigentümliche Lage
und Bewegungsweise . sofort auffällt. Während eine gehäuselose Oikopleura ausserordentlich lebhafte
und gewaltsame Bewegungen macht und trotzdem nach kurzem Aufsteigen durch die
Schwere des Rumpfes wieder niedersinkt, tre ib t eine Oikopleura*im Gehäuse unter leichten, undulierenden
Bewegungen des Schwanzes un d vollkommen ruhiger Lage des Rumpfes bald langsamer,
bald schneller nach jeder beliebigen Richtung durch das Wasser. Die ganze A r t der Bewegung
macht im schroffen Gegensatz zu dem der freischwimmenden Oikopleura den Eindruck des
Mühelosen. Dabei is t der Mund nach hinten , die Keimdrüse nach vorn und etwas nach unten
gerichtet, wie Fig. 6 das angiebt. Orientiert man in der gleichen Weise das Gehäuse, welches
F o l (7) für seine Oikopl. cophocerca') Taf. I I abbildet, so erkennt man, dass die ausgezogene Spitze
desselben bei der Bewegung nach vorn gerichtet ist und also das Wasser teilt. Das grösste
Gehäuse, welches ich bei Laboe an der Kieler Bucht beobachtet habe, besass einen Durchmesser
von etwa 0,5 cm.
Ein Exemplar, dessen Keimhöhle bereits entleert war, h a tte eine Rumpf länge von 1039 j a .
Im Mittelmeer fand F o l ( 6) für entwickelte Tiere eine solche von 1000 j a . Auch bei Laboe erreichen
weibliche Individuen etwa dieselbe Grösse (960 j a ) . Dagegen wurden Anfang März (95) von
A p s t e i n und V a n h o f f e n in der Nordsee Exemplare von fast 1300 j a Rumpf länge gefischt (1293).
Die A rt wurde, wie Oik. fusiformis, n u r auf der Rückfahrt gefunden; sie t r a t erst in der
Nordsee (2. X. V.) auf und ging bis in das Kattegat (9. X. V.) hinein; in derselben Jahreszeit
t r i t t sie regelmässig auch in der Kieler Bucht auf, so dass sie also bis in die westliche Ostsee
vordringt. Die Temperatur betrug an den Fangorten 11,5 — 12,0°, der Salzgehalt 26,30—35,45 7oo.
Die Verbreitung von Oikopleura dioica ist eine sehr ausgedehnte. Auch sie ist in allen
drei Oceanen beobachtet. Das Maximum der Temperatur, bei dem sie gefunden wurde, beträgt
29,50 (Küste von Oberguinea), das Minimum 3 ,2 0 (W. Ostsee und Nordsee). F ü r den Salzgehalt
liegt das Maximum nach den vorliegenden Beobachtungen bei 36,7 °/oo, das Minimum bei ll,4°/oo
(Mündung des Amazonenstroms).
3. O ik o p le u ra la b r a d o r ie n s is n o v . sp. (Fig. 3 —5, 9 —10).
D e r l i n k e M a g e n l a p p e n b e s i t z t e in e n k l e i n e n p o s t c a r d i a l e n B l in d s a c k ;
d a s O v a r w i r d v o n d e n b e id e n H o d e n e i n g e k e i l t ; l e t z t e r e u m w a c h s e n d e n D a rm k
n ä u e l s e i t l i c h n i c h t . D ie M u n d d r ü s e n s i n d s t a r k e n tw i c k e l t . D e r S c h w a n z
f ü h r t a n d e r r e c h t e n S e i t e d e r C h o r d a e in e R e i h e g r ö s s e r b l a s i g e r Z e lle n .
D ie G e h ä u s e a n l a g e z e i c h n e t s i c h d u r c h r e g e lm ä s s ig e Z ü g e g e s c h w ä n z t e r s t ä b c
h e n f ö rm i g e r E l em e n t e a u s . R u m p f l ä n g e k r ä f t i g e n tw i c k e l t e r E x em p l a r e :
1500-2 0 0 0 j a .
R um p f : gestreckt, über der Cardia sehr hoch, nach dem Munde zu in leicht welliger
Linie abfallend; ein Schnauzenteil is t nicht ausgebildet, vielmehr steigt die dorsale Medianlinie
sofort über der Mundöffnung in sehr steilem Bogen empor. Der Mund liegt ganz in der Ebene
der Ventralfläche, deren Profilansicht eine gerade Linie bildet.
M u n d d r ü s e n : gross, oft von unregelmässiger Form.
A t em h ö h l e : geräumig, ih re dorsale Wand folgt annähernd dem Verlaufe der Rückenlinie,
ih r Boden dagegen erhebt sich über der hinteren Hälfte des Endostyls bedeutend, so dass
die Furche, welche zur Endostylspalte hinabführt, sehr hohe Wände erhält. Von dem höchsten
Punkte dieser Erhebung entspringen die seitlichen, zur Speiseröhre laufenden Wimperbänder.
Durch diese, ganze Einrichtung wird einmal der Zugang zur eigentlichen Atemhöhle verengert,
so dass alle Fremdkörper, die dem durchströmenden Wasser beigemengt sind, leichter festgehalten
werden und ferner die Fläche des wimpernden Epithels an dieser Stelle bedeutend erhöht, da
die Wände der Endostylfurche und ihre Umgebung zum grossen Teil bewimpert sind. Die
Wasserfiltration kann also energischer und ergiebiger betrieben werden als bei anderen Arten
ohne diese Einrichtung. Eine Verstärkung des Wimperepithels findet sich hei Oik. labradoriensis
*) Synonym mit Oikopl. albicans Leuckt. (14),