Rhynohoten. I. Bemerkungen über das Fliigelgeäder der Psylloden: Verhandl. der K. K. Zool.-
Bot. Ges., Wien 1862 p. 107). Diese vordere Grenzader des Clavus könnte man als Analader
bezeichnen.
Die Hüften der Hinterbeine haben die gewöhnlichen Springzapfen. Die Hinterschiene
is t an ih re r Spitze mit drei, das erste Tarsenglied
mit zwei kurzen, schwarzen, sehr dicken stumpfen
Dornen bewehrt. Die Krallen sind g la tt; vor ih re r
Mitte sind sie an der Unterseite mit einer rundlichen
Erweiterung versehen. Zwischen den Klauen befindet
sich ein ziemlich dickes rundes Polster, welches wohl
dem Em podium der Dipteren entspricht (cfr. Eig. 4
Taf. 5). Das Ei h a t die in Fig. 20 angegebene
Gestalt.
In Bezug auf die Färbung scheint grosse Variabilität zu herrschen. Die am intensivsten
gefärbten Männchen sind auf dem Thoraxrücken sehr hübsch schwarz, weiss, ro t gezeichnet.
Von den in Fig. 19 Taf. 5 angegebenen Längsstreifen des Mesono tum is t der mittlere rostrot;
er wird durch einen schmalen schwarzbraunen Längsstrich, der den Hinterrand des Segmentes
nicht erreicht, in zwei Teile geteilt; die vier übrigen Längsstreifen sind schwarzbraun. Die auf
jeden der äussersten dieser Streifen folgende P a rtie ist leuchtend rot, während die innern hellen
Streifen weissgelb sind, ebenso wie die Schulterkugel. Das weissgelbe Schildchen h a t in der
Mitte einen ziemlich breiten rostroten Längsstreifen. Das Dorsulum ist vorherrschend rostrot.
Eine schmale Längslinie, welche am Vorderrand beginnt und ungefähr in der Mitte des Segmentes
auf hört, sowie der ganze Hinterrand sind gelbweiss. D o rt, wo das Dorsulum vom Pronotum
begrenzt wird, geht die rostrote Färbung allmählich in schwarzbraun über, der Vorderrand des
Dorsulum ist also am dunkelsten. Das Pronotum zeigt in seiner Mitte einen schmalen rostroten
Längsstrich, der jederseits begrenzt wird von einem dreieckigen gelbweissen Fleck, der seine
grösste Breite am Vorderrande hat. Auf ihn folgt ein ungefähr quadratisch gestalteter rostroter
Fleck. Nach aussen wird er wieder von einer gelbweissen Zeichnung begrenzt. Am Aussenrande
is t das Pronotum breit schwarzbraun; innerhalb dieser dunklen Zeichnung befinden sich wieder
einige rostrote und gelbweisse Fleckchen; letztere mehr gegen den Vorderrand, erstere in der
Nähe des Hinterrandes des Pronotum. Der Kopf is t oben fast ganz ro s tro t; schwarzbraun sind
nur die beiden Gruben, gelbweiss der Vorder- und Hinterrand, sowie eine zwischen den Gruben
fleckenartig verbreiterte mittlere Längsstrieme. Die Stirnkegel sind gelbbraun, ebenso die vier
bis fünf ersten Fiihlerglieder und die Genitalien. Die oberen Fühlerglieder sind in der Regel
ganz schwarz, während die unteren an ih re r Spitze schwarz geringelt sind. Abdomen, Hüften,
Schenkelbasis, Tibienspitzen und Füsse schwärzlich.
Die Weibchen sind mehr eintönig gelbbraun gefärbt; R o t und Schwarz verschwinden ganz
und das helle Gelbweiss des Männchens, das bei ihm durch den Gegensatz wohl noch leuchtender
wird, geht in gelbgrau über. Nicht alle Männchen haben die oben erwähnte intensive Färbung,
es kommen vollständige Uebergänge zu der beim Weibchen erwähnten gelbbraunen Färbung vor.
Die Zeichnung is t aber bei beiden Geschlechtern im Wesentlichen dieselbe. Ueber die Farben
des lebendigen Tieres liegen keine Notizen vor.
Es is t anzunehmen, dass die auf Taf. 6, Fig. 1 dargestellte Nymphenhaut zu dem vorstehend
beschriebenen Imago gehört. ') Beim Abheben vom Blatte is t die Bauchseite des Balges
verletzt worden. Ausser feinen kurzen Härchen sind Abdomen und Flügelscheiden noch mit
schwach geknöpften Haaren besetzt, wie sie auch bei Cocciden und gewissen Aphiden Vorkommen.
Die Imagines wurden am 16. August 1898 bei Umanak gefangen. Die Nymphenbälge
fand ich auf den Blättern von Salix glauca L. fr. ovalifolia And., welche Herr Dr. V a n h o e f fe n
am 7. August 1892 bei der Karajak-Station und am 18. August bei Umanatsiak sammelte. Ferner
auf Salix glauca fr. virescens And. am 21. Ju li 1883 auf der Halbinsel Niakornak bei Karajak-
station gesammelt.
V. Aphiden.
Wie schon vorher bemerkt, sind von Dr. V a n h o e f f e n zwei Aphiden-Arten, die ersten,
die aus Grönland bekannt wurden, mitgebracht worden. Die eine dieser Arten ist eine Wurzellaus,
eine Tychca, welche, wie Dr. V a n h o e f f e n vermutet, von Graswurzeln lebt. Sie repräsentie
rt eine neue A rt, die ich
T y c h ea g r o e n la n d ic a
nenne. Die Körperform is t die bei Tychea gewöhnliche (cfr. Taf. 5, Fig. 2). Das Alkohol-
Material sieht blassgelb aus, welche Farbe das Tier auch wohl im Leben hat. Nach P a s s e r in i
(Aphididae Italicae hucusque observatae, im Archivio per la Zoologia, Vol. 2, Fase. 2, 1863,
p. 129—212) unterscheiden sich die Tychca-Arten am leichtesten durch die Bildung der Fühler.
P a s s e r i n i unterscheidet zwei Gruppen. Bei den Vertretern der ersten Gruppe sind alle Fühlerglieder
nahezu gleichlang. Die grönländische A r t gehört demnach in die zweite Gruppe. Bei
der ersten Abteilung dieser zweiten Gruppe sind das zweite und d ritte Fühlerglied ungefähr
gleichlang, während bei der zweiten Abteilung das d ritte Fühlerglied das längste ist. Die grönländische
A rt gehört also, wie ein Vergleich mit dem in K g . 10, Taf. 5 dargestellten Fühler
ergiebt, in die erste Abteilung der zweiten Gruppe, in welche auch Tychea Phaseoli Pass, gehört.
Von dieser A rt, mit welcher ich sie durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. K a r s c h zu
vergleichen Gelegenheit hatte, unterscheidet sie sich deutlich dadurch, dass bei Tychea Phaseoli
der ganze Körper des Tieres mikroskopisch behaart ist, während er bei der neuen Art fast nackt
ist. Nur in der Nähe der Hinterleibsspitze befinden sich einige Härchen. P a s s e r i n i erwähnt
ebenfalls zwei nackte Arten, Tychea JEragrostidis Pass., Tychea trivialis Pass., die aber von der grönländischen
A rt durch die Fühlerbildung sich unterscheiden. Die Fühler sind bei Tychea groenlandica
kurz und reichen ungefähr bis zu den Hüften der Vorderbeine. Das erste Glied is t nicht
länger wie breit, das zweite und d ritte sind ungefähr 21/smal, das vierte doppelt und das letzte
mindestens viermal so lang wie breit. Alle Glieder sind mit äusserst feinen, ringförmig angeordneten
Punktreihen, die aber meist nicht um das ganze Glied herumlaufen, versehen. Sinnesgruben
befinden sich nur an den beiden letzten Gliedern; beim vorletzten Gliede sitzt dieselbe
ziemlich nahe der Gliedspitze, beim letzten ungefähr am Ende des dritten Viertels. Jenseits
dieser Grube, d. h. also im letzten Viertel, is t das Glied etwas verschmälert. Bei ändern Aphiden-
*) Bei nochmaliger genauer Untersuchung der Salixzweige finde ich nach Fertigstellung des Manuskriptes
an einem Zweige von Salix glauca, am 20. Juli 1893 auf Niakornak bei der Karajak-Station gesammelt, eine vollent-
wiokelte Psyllide zerdrückt zwischen zwei Blättern. Das offenbar nicht ausgefärbte Tier gehört zweifelsohne derselben
Art an, wie die am 16. August gefangenen. Durch diesen Fund schwindet für mich jeder Zweifel an der
Zugehörigkeit der Nymphenbälge zu Psylla ambigua Forst.