Warnemünde — L e v a n d e r 1891.
Helsingfors, vereinzelt — L e v a n d e r 1894.
Norderney und zwischen Norderney und Helgoland *—■ A p s t e i n 1893.
Helgoland, häufig -r~ L a u t e r b o r n 1894.
Während der Plankton-Expedition ist T. campanula nur bei den Bermuda-Inseln vereinzelt
(August) und im südlichen Teil der Nordsee in beträchtlicher Menge (4. November) gefunden.
W ir haben kein einziges Exemplar auf hoher See angetroffen. V a n h o f f e n h a t die A rt ausschliesslich
im K a tteg att erbeutet, nicht auch in der Davis-Strasse oder bei Grönland. Tintinnopsis
campanula is t also eine h e m i p e l a g i s c h e A rt der gemässigten imd der subtropischen
Region. Sie is t weder aus dem arktischen noch aus dem tropischen Gebiet bekannt.
2. T i n t i n n o p s i s b a ltic a n. sp. (s. M ö b iu s T. 8 F. 33).
Diese A r t is t von M ö b iu s in der Kieler Bucht und im K a tte g a tt gefunden und zusammen
mit Gocl campanella Haeekel und Cod. urniger Entz zu Codonella orthoceras1) gestellt worden.
Später is t anscheinend dieselbe Spezies auch von L e v a n d e r (1894) in einem Exemplar bei Helsingfors
beobachtet worden.
Ich selbst kenne die A rt aus dem K a tteg a tt (Y a n h ö f f e n ) und ans der Kieler Bucht.
Sie weicht von allen bekannten Arten (auch den von M ö b iu s angeführten) in ih re r allgemeinen
Form und in den Dimensionen so erheblich ab, dass ich die Errichtung einer besonderen A rt
fü r erforderlich halte.
Die Gehäusestruktur is t bei T. baltica ebenso wie bei anderen Tintinnopsis-Arten, z. B.
wie bei T. lacustris und T. campanula. Die Gestalt des Gehäuses is t überraschend ähnlich derjenigen
von Tintinnopsis lacustris, der Süsswasser-Spezies mit agglutinierender Schale (vergl. die
Abbildungen, von E n t z 2. T. 13 F. 11—16), doch ist T. baltica weniger plump. Die Mündungsringe,
die M ö b iu s bei T. baltica gezeichnet hat, werden durch eine s p i r a l i g verlaufende Linie
vorgetäuscht.
Die Länge des Gehäuses von T. baltica be trägt n u r 0,055—0,06 mm. Auch in den Dimensionen
stimmt T. lacustris mit T. baltica überein.
3—5. F o rm e n k r e i s v o n T in t in n o p s i s b e ro id ea .
Wie bei T. campanula besitzen auch bei T. beroidea Stein und den beiden verwandten
neuen Arten T. Jcarajacensis und T. sacculus die Gehäuse die gewöhnliche Tm^nwopsis-Struktur.
Unregelmässige grosse Felder stossen mit den Rändern zusammen und enthalten feine Primärwaben.
Die glänzenden Stücke, die vereinzelt oder in mässiger Zahl in oder auf der Schale,
festsitzen, sind gewöhnlich von derselben S tru k tu r wie das übrige Gehäuse und unterscheiden
sich nur durch grössere Dicke und stärkeres Lichtbrechungsvermögen von den übrigen Gehäuseteilen.
3. Tintinnopsis beroidea Stein is t nach Exemplaren aus der Ostsee (Wismar) von S t e i n
1867 nur beschrieben, nicht abgebildet worden. Seitdem sind auch von anderen Forschern keine
x) Möbius hat die baltischen Exemplare als Zwischenformen von Cod. urniger nnd Cod. campanella angesehen
und zu diesen drei Formen noch als vierte Cod. orthoceras gesellt in der Meinung, dass sie alle zu einer Spezies gehören,
der der älteste Name {Cod. orthoceras) gebührt.
Ostsee-Exemplare gezeichnet worden. Es ist daher sehr begreiflich, dass E n t z nnd D a d a y ,
denen nur S t e i n ’s Beschreibung vorlag, eine a n d e r e recht variable A rt aus dem Golf von
Neapel als T. beroidea gedeutet und abgebildet haben.
Ich habe zahlreiche Ostsee-Exemplare der echten T. beroidea untersucht und tro tz grösser
Variation nicht ein Exemplar gefunden, das mit einem der Bilder von E n t z oder D a d a y übereinstimmend
gewesen wäre. Dagegen waren die kleinen Tintinnopsis-Exemplare, die ich in Van-
h ö f f e n ’s Material aus dem Karajak-Fjord (Mai) und weiter südlich in einiger Entfernung von
der grönländischen Küste (6. September) gefunden habe, dieser Ostsee-Spezies sehr ähnlich in
Bezug auf Form und Dimensionen des Gehäuses (Fig. 4). Die Länge betrug 0,055—0,06 mm.
4. T. Jcarajacensis n. sp. (Fig. 5) erinnert in der lang-cylindrischen Form an T. Lobiancoi
Daday und an eine der drei Varietäten von T. tubulosa Levander (Form a). Mit der letzteren
Spezies verhält es sich folgendermassen:
N o r d q v i s t h a t 1890 zwei meines Erachtens u n te r einander verschiedene Arten aus
dem Bottnischen Meerbusen als zwei Varietäten (Form a und b) von Codonella ventricosa gedeutet
und abgebildet. L e v a n d e r h a t mit Recht darauf hingewiesen, dass diese beiden Formen (a und b)
nicht zu Cod. ventricosa gezogen werden können. E r h a t sie zu seiner neuen A rt Cod. tubulosa
gestellt. Diese aber weicht selbst so sehr von den beiden Varietäten ab, dass ich sie fü r eine
d ritte besondere A r t halte. Ohne eigene Untersuchungen ausgeführt zu haben, wage ich eine
solche Unterscheidung jedoch nicht, sondern beschränke mich auf Anführung der Dimensionen
und der Gestalt der hier in Betracht kommenden Formen:
Länge Weite Gestalt
Lang cylindrisch, unten gleichmässig abgerundet.
T.
Kurz cylindrisch, unten etwas erweitert, dann kurz
kegelförmig.
Weiter Cylinder, unten s tark ausgebaucht, mit ganz
kurzer conischer Spitze.
Lobiancoi Dad. 0,27 0,045
ventricosa (im Sinne Nordqvist’s)
Form a 0,13 0,04
Form b 0,17 0,07
T, tubulosa Levander ? ? Langer enger Cylinder. Ganz unten schwach erweitert
und abgestutzt.
Von den drei letztgenannten Formen, die L e v a n d e r also als Varietäten seiner Spezies
T. tubulosa auffasst, erinnert die Form a in hohem Grade an die A rt T. Jcarajacensis. Die Dimensionen
sind bei der letzteren fast dieselben (Länge 0,10—0,12, Weite 0,04), doch is t das
Hinterende etwas anders (s. Fig. 5). Es is t gleichmässig abgerundet, ähnlich wie bei T. Lobiancoi.
Das Tier h a t zwei Kerne.
Fundort: Karajak-Fjord (Mai). *) Davis-Strasse 6. und 7. September.
5. Bei der neuen Spezies T. sacculus (Fig. 6) sind die glänzenden Stücke sämtlich klein.
Ausserdem sind die Felder nur sehr undeutlich, während die Primärwaben g u t erkennbar sind.
In den beiden ersten Punkten weicht T. sacculus von allen Tintinnopsis-Arten, die ich kennen gele
rn t habe, ab und nähert sich gewissen nordischen Tintinnus-Arten, z. B. den oben erwähnten
Spezies T. vitreus und T. bottnicus. Das kurz-cylindrische Gehäuse ist 0,08—0,09 mm lang. Am
') Dr. Van hoffen hat bei seinen Zählungen die beiden Arten T. beroidea und T. Jcarajacensis vereint gezählt.
Sie fehlen im Winter und sind nur vom Mai bis zum September im Karajak-Fjord vertreten.
B ib lio th c c a zo o lo g ica . lie ft 20. 8