
gelangen. Durch R ic h a r d s sorgfältige Arbeit über D. similis wissen wir, dass bei dieser Art gelegentlich
eine Zähnelung des Fortsatzes (ähnlich wie bei D. urierzqjsJcii) auftritt, und umgekehrt habe ich an zwei
männlichen Exemplaren von D. hircus, die ich durch die Güte des Herrn Prof. B r a d y zu untersuchen in
den Stand gesetzt war, gefunden, dass bei dieser Art jede Zähnelung fehlen kann (Taf. X III Fig. 13), also
ein Fortsatz ganz ähnlich dem bei D. laticeps auftritt.
Irgendwelche phylogenetischen Schlüsse aus diesen Thatsachen zu ziehen, unterlasse ich; denn
hierzu würde nicht allein die genaueste Kenntnis der Reife-, sondern auch der Entwicklungszustände gehören,
und wie es bezüglich der letzteren beschaffen ist, brauche ich jemand, der sich eingehend mit dem
Studium der Copepoden befasst, nicht zu sagen. Nur zu wenigen Arten will ich einige Bemerkungen machen.
Yon D. laticeps, welcher zu mancherlei Irrungen Anlass gegeben hat, existieren noch keine Abbildungen.
Ich gebe deshalb auf Taf. XIV Fig. 2 und 1 eine Zeichnung des fünften Fusspaares cf und des
Fortsatzes des drittletzten Gliedes der Greifantenne. Beide sind nach Exemplaren entworfen, welche aus
dem Gaavelivand, einem Gebirgssee am Dorre in Norwegen, stammten und von Herrn Prof. S a r s selbst
als ty p i s c h e Exemplare seiner Art bezeichnet wurden. Wie aus Fig. 2 ersichtlich, wird der lange Cuti-
cularvorsprung des zweiten Aussenastgliedes des rechten Fusses, wie er bei D. salinus sich vorfindet, hier
durch einen kleinen, abgerundeten Höcker vertreten, welchen ich bei meiner ersten Untersuchung der Art *)
übersehen hatte. Wie ich aber (1. c.) erwähnte, hat P o p p e in dem von ihm untersuchten Materiale aus
dem Ajaur-See ein Männchen gefunden, d a s e in e n F o r t s a t z w ie D. s a lin u s b e s a s s . Diese That-
sache ist ein neuer Beleg für die Variabilität der Art und deren naher Verwandtschaft mit D. salinus.
Einen zweiten, kleineren Vorsprung wie bei D. salinus habe ich bei D. laticeps nicht auffinden können.
Dass übrigens selbst bei Individuen e in u n d d e r s e lb e n A r t (resp. eines und desselben FormenkreisesI)
eines dieser Gebilde vollkommen fehlen kann, zeigt das Beispiel von D. bacillifer. Denn wje ich in einer
früher publizierten Arbeit über die Rhätikon-Copepoden2) angegeben habe, fand ich sowohl bei den K ö l-
belschen Originalexemplaren, als auch bei den Individuen aus dem Lünersee und der Form, welche W i e r -
z e j s k i als D. montanus bezeichnet, nur je eins derselben, und zwar ist der Vorsprung bei den K ö lb e l-
schen Exemplaren ein Analogon des g r o s s e n und der bei letzteren ein solches des k l e in e n dornförmigen
Vorsprungs von D. salinus. Andererseits aber können bei D. bacillifer auch b e id e Vorsprünge z u g le ic h
auftreten. Dieser Fall ist von Herrn Dr. M r a z e k , wie er mir vor längerer Zeit brieflich mitteilte, an
Exemplaren aus Böhmen beobachtet worden.
Für D. wierzerjskii habe ich in Teil II I dieser Arbeit einen solchen Vorsprung nicht angegeben.
Als ich aber bei der Untersuchung der ausserdeutschen Arten dieser Gruppe auf dieses Gebilde besonders
aufmerksam wurde und D. wierzejsMi noch -einmal daraufhin untersuchte, fand ich an Exemplaren
aus der Umgebung von Halle a. S., d a s s w o h l e in s o l c h e r v o rh a n d e n i s t und zwar in Gestalt
eines relativ grossen, flachen und abgerundeten Höckers neben der Insertionsstelle des Seitendorns.
Ob ein solches Gebilde auch bei Individuen der Art anderer Gegenden auftritt, vermag ich freilich nicht
zu sagen, aber trotzdem habe ich, um die Verwandtschaft der Arten dieser Gruppe möglichst klarzustellen,
eine entsprechende Angabe in die Diagnose im „Tierreiche“ mit aufgenommen.
*) Über den Diaptomus des Salzigen Sees, in: Zool. Anz. 1889, Nr. 323.
2) Copepoden des Rhätikon Gebirges, Halle 1893.
Bezüglich D. simüis sei nooh erwähnt, dass ich die von R ic h a r d (1. c.) erwähnte Bildung der
Furkalborsten (wie bei D. galebi1) an den mir freundlichst zur Verfügung gestellten Exemplaren aus dem
Teiche von Gihon bei Jerusalem nicht beobachten konnte.
Wie vom Autor selbst angegeben, ist D. spinosus Daday eine D. salinus sehr nahestehende Art.
Zwischen der Diagnose und den Abbildungen D a d a y s besonders hinsichtlich des fünften Fusspaares d"
linden sich nicht unerhebliche Differenzen. Da ich die Art nicht Belbst untersuchen konnte, habe ich mich
bezüglich meiner Diagnose an die Charakteristik gehalten, wie sie v. D a d a y giebt.
D. tatricus Wrzki.
Die Flügel des letzten Thoraxsegments (Taf. XHI Fig. 6) vom Weibchen repräsentieren nur die
d o r s a l e n seitlichen Partien; die ventralen nehmen an der Flügelbildung nicht teil. Am deutlichsten ist
diese Erscheinung an Exemplaren zu sehen, welche sich halb in der Seitenlage befinden (Taf. XTTT Fig. 7).
Am dritten Aussenastgliede des fünften weiblichen Fusspaares habe ich stets eine (allerdings sehr
kleine) dornartige Verlängerung beobachten können.
Die klauenförmige Verlängerung und der borstenförmige Anhang des zweiten Aussenastgliedes des
linken fünften männlichen Fusses zeigen dieselben Verhältnisse wie bei D. laciniatus (s. das.).
D. glacialis Lillj.
Die Art steht D. castor sehr nahe, ist aber gleichwohl als eine distinkte Spezies zu bezeichnen,
mit weit grösserem Rechte als z. B. D. zachariasi.
Von dem drittletzten Gliede der Greifantenne sagt L i l l j e b o r g : „tantummodo rudimento pro-
cessus munitus.“ Ich fand im distalen Viertel nur eine sehr schmale hyaline Membran (Taf. XTTT Fig. 11).
Die Dornen am zehnten und elften Gliede sind so kurz, dass sie sich von den Sinnesdornen des achten
und zwölften Gliedes kaum unterscheiden. Die domförmige Verlängerung am dreizehnten Gliede ist zwar
lang, aber so dünn wie eine gewöhnliche Borste. Domförmige Erhebungen treten am vierzehnten bis sechzehnten
Gliede nicht auf.
Taf. X III Fig. 12 dürfte die Verhältnisse des Aussenastes des linken fünften Fusses c? etwas
deutlicher darstellen als die sonst durchaus richtige Abbildung L i l l j e b o rg s. Den Innenast des rechten
fünften Fusses vom Männchen fand ich nur eingliedrig, jedoch ist in Anbetracht der Variabilität dieses
rudimentären Organs eine Segmentation, wie solche L i l l j e b o r g angiebt, durchaus nicht zu bestreiten.
D. mirus Lillj.
Aus der Zeichnung des zweiten Aussenastgliedes (Taf. X H I Fig. 14) des linken fünften Fusses cf
ist die charakteristische Bewehrung des klauenförmigen Fortsatzes und des borstenförmigen Anhangs zu
*) Die aus Ostafrika stammenden Exemplare von D. galebi, welche Mrazek untersuchte, zeigten die von Richard
erwähnte Bildung der Furkalborsten gleichfalls nicht (cf. die Tierwelt von Ostafrika, Bd. IV, Copepoden, bearb. v. A. Mrazek).