der Davis-Strasse ausser am 15. auch am 16. und 17. Juni. Die A r t is t also auch, in grösserer
Entfernung von der Küste, etwa in der Mitte der Davis-Strasse vertreten.
7. T in t in n u s v i t r e u s n. sp. (Fig. 8 u. 9).
Bisher nur im Karajak-Fjord (März) is t von V a n h ö f f e n ein Tintinnus gefunden, dessen
Gehäuse sich durch glasartige Beschaffenheit von den anderen Arten des Nordens unterscheidet
(Fig. 8). Das Gehäuse is t cylindrisch mit gleichmässig abgerundetem Hinterende, is t also einem
kurzen Reagensglase vergleichbar. Die Länge b eträgt 0,14 mm. In der sehr dünnen Wand
finden sich feine und zarte hexagonale Primärwaben (Fig. 9). Auf der Aussenlamelle sind stets
einige sehr kleine Fremdkörper festgeklebt.
8 — 10. F o rm e n k r e i s v o n T. n o r v é g ie n s D a d . (Fig. 7).
C l a p a r è d e und L a chm a n n haben an der norwegischen Küste (unweit Bergen bei
Glesnaesholm) mehrere leere Gehäuse gefunden, die frei an der Meeresoberfläche flottierten. Dieselben
sind nur abgebildet, nicht benannt und beschrieben worden (T. 8, F. 16 p. 210). D a d a y
h a t dann nach dem Bilde, das C l a p a r è d e und L a chm a im gegeben haben, eine kurze Beschreibung
entworfen und der Spezies den Namen Amphorella norvegica beigelegt.
Die Spezies is t seit C l a p a r è d e und L a c h m a n n noch nicht wieder gesehen worden.
Über die Dimensionen des Gehäuses und über das Infusor selbst is t nichts bekannt. Ich selbst
habe zwar auch nicht T. norvégiens, wohl aber zwei sehr ähnliche neue Arten gefunden, die
in dem nordischen Material der Plankton-Expedition und in dem von Dr. V a n h ö f f e n vertre
ten waren.
Das Gehäuse von allen drei Arten is t kurz beutelförmig und mit gezähnter Krempe an
der oralen Öffnung versehen. Ausserdem besitzen die beiden neuen Arten einen inneren Mündungskragen
(Fig. 7). Wahrscheinlich kommt auch der von C l a p a r è d e und L a c h m a n n gesehenen
A rt ein solcher zu. Das aborale Schalenende is t bei T. norvégiens mit einem spitzen Stiel versehen,
bei den beiden neuen Arten nur schwach zugespitzt.
Die S tru k tu r des Gehäuses is t im Prinzip dieselbe wie bei den bisher angeführten Tintinnus
Arten, nur ausserordentlich viel gröber. Schon der Zwischenraum von Aussen- und Innenlamelle
is t erheblich grösser. Dann aber sind die (allein vorhandenen) Primärwaben in diesem
Falle rundlich und durch dicke Zwischenbalken getrennt, so dass sie verhältnismässig leicht zu
erkennen sind. F a s t am ganzen Gehäuse is t nur eine einfache Schicht solcher Waben vorhanden,
n ur am Krempenwulst sind mehrere Lagen vertreten.
Es sind die k l e i n s t e n T i n t i n n o d e e n -G e h ä u s e , die bis je tz t bekannt sind. Den Bewohner
des Gehäuses habe ich bei den beiden neuen Arten untersucht. E r is t eine Tintinnodee
mit nur einem grossen ovalen Kerne.
Die Unterschiede der drei Arten sind folgende :
T. norvégiens 20 Zähne an der Krempe. Gehäuse hinten ausgebaucht und in einen spitzen Stiel
ausgezogen. Norwegen, unweit Glesnaesholm.
T. graeilis n. sp. (Fig. 7) 30 deutliche Zähne. Gehäuse fast cylindrisch, nach dem aboralen Ende
hin plötzlich verjüngt und mit schwacher Zuspitzung versehen. Länge 0,05—0,06 mm.
Grönland im Karajak-Fjord (Oktober, Mai). Davis-Strasse, 3.—8. Ju n i 1892.
T. minutus n. sp. Meist 16—20 sehr kurze Zähnchen, die aber in manchen Fällen nicht erkannt
werden konnten. Gehäuse hinten oder in der Mitte ausgebaucht und schwach zugespitzt.
Länge 0,04—0,05 mm. Die kleinste aller Tintinnodeen. Grönland im Karajak-
Fjord (November). Plankton-Expedition vor der Davis-Strasse (27. Juli) und im La-
bradbrstrom (29. Ju li und 2. August).
Nicht näher bestimmte Angehörige dieses Formenkreises sind ausserdem im Material der
Plankton-Expedition aus folgenden Stromgebieten konstatiert worden: Irminger See (22. Juli),
Ostgrönlandstrom (26. Juli), Labradorstrom (30. Juli), Golfstrom nördlich von den Azoren (28.
und 29. September). Dagegen wurde die Norvegicus-QxrxippG im warmen Gebiet von uns nicht
angetroffen. Nach dem Zählungsprotokoll, das mir Dr. V a n h ö f f e n vorgelegt hat, kommen Vertre
te r dieser Gruppe stets nur in geringer Menge in den Monaten Mai, Oktober und November
im Karajak-Fjord vor.
I I. Gattung T i n t i n n o p s i s (Stein, emend. Brandt).
Zur Gattung Tintinnopsis in dem oben (S. 49) bezeichneten Sinne gehören aus dem Material
von Dr. V a n h ö f f e n zwei Arten aus dem K a tteg att T. baltica n. sp. und T. campanula Ehrbg.
sowie folgende fünf bei Grönland gefundenen Spezies: T. nitida n. sp., T. sinuata n. sp., T. beroidea
Stein, T. karajacensis n. sp. und T. sacculus n. sp.
1. T in t in n o p s i s cam p a n u l a Ehrbg.
Tintinnopsis-GrBh.si'a.sG von glockenförmiger Gestalt mit konischer Spitze und von etwa
0,15 — 0,2 mm Länge sind zuerst von E h r e n b e r g bei Christiania gesehen und 1840 als T. cam-
panula kurz beschrieben worden. C l a p a r e d e und L a c h m a n n gaben dann eine genauere Beschreibung
und eine Abbildung von Exemplaren desselben Fundortes. Eine etwas abweichende
Form h a t H a e e k e l 1873 bei Lanzerote gefunden und CodoneUa campanella genannt. Wie schon
F o l und E n t z halte ich (im Gegensätze zu D a d a y und Mö b iu s ) Godonella campanella für a rtgleich
mit Cod. campanula. D a d a y h a t bei Neapel mehrere Varietäten gefunden und als besondere
A rt noch T. infundibulum beschrieben, die sich augenscheinlich diesem Formenkreise
anschliesst.
Bisher is t Tintinnopsis campanula an folgenden Stellen gefunden worden:
Christiania — E h r e n b e r g 1840. Nur Diagnose.
C l a p a r e d e und L a c hm a n n 1858. Beschreibung und Abbildung.
Lanzerote H a e c k e l 1873 (als G. campanella beschrieben und abgebildet).
Villafranca — F o l 1881.
Neapel — E n t z 1886.
— D a d a y 1887.
Skagerrack (nahe der norwegischen Küste), K a ttegatt, zwischen den dänischen Inseln und Kiel, bei
Kiel häufig — H e n s e n 1887. 1. Holsatia-Fahrt. (Nicht in der freien Ostsee und
im offenen Teil der Nordsee)
ebenso — M ö b iu s 1887 und 1888.
Östlich von Kiel nur bis Rügen häufig, weiter östlich fehlend oder spärlich vertreten — Hen sen
1890. 2. Holsatia-Fahrt.