Kieffer angehört. Die Larven dieser Gallmückengattung wurden zuerst von mir aufgefunden
und in der Wiener Entom. Zeitung über diesen Fund berichtet (cfr. Wiener Entom. Zeitung,
X. Jah rg . 1891. p. 6 u. 7). Seitdem sind eine ganze Anzahl Lestodiplosis-Arten bekannt geworden.
Die Larven aller bekannten Arten sind zoophag und soweit bisher bekannt geworden ist, nähren
sich dieselben von Gallmücken- oder Psyllidenlarven, die sie aussaugen, oder von Milben. Zu
den ersteren gehören z. B. Lestodiplosis vorax und necans Riibs. und Lestodiplosis liviae Rübs., welche
die Larven der Livia juncorum La tr. aussaugt; Milbenfresser ist die Larve von Lestodiplosis tarsonemi
Rübs., die sich von einer Tarsonemus-A rt nährt, welche die bekannten Halmdeformationen an
Arundo phragmites erzeugt. Auch zwischen Cocciden habe ich Lestodiplosis-Larven gefunden. Ausser
den Larven von Lestodiplosis sind auch die Larven zweier anderer Gallmückengattungen zoophag,
nämlich von Bremia Rondani, welche sich von Aphiden n äh rt (z. B. Bremia cerasi H. Lw., Br. aphi-
disuga und aphidivora Rübs.) und von Arthrocnodax Rübs., deren Larven ebenfalls Milben, meist
Phytopten verzehren (z. B. Arthrocnodax vitis Rübs.). Die Lestodiplosis-JjQ.Tven sind sehr schwer
zu unterscheiden. Alle bekannten Arten sind blutrot. Die Fühler sind s tark verlängert und
sehr beweglich; die vordem Segmente ziemlich schlank (wenn auch nicht so sehr wie bei
Arthrocnodax). Die beiden letzten Brustsegmente besitzen je zwei, die Abdominalsegmente mit
Ausnahme der beiden letzten je drei auffallend lange, an der Spitze verdickte Stummelfüsse
(pedes spurii). Das vorletzte Segment is t ganz ohne Stummelfuss, während das letzte deren zwei
besitzt, die als Nachschieber dienen. Am Ende des letzten Segmentes stehen 6 lange Borsten.
Auch die in Grönland gefundene l 1/* mm lange Larve besitzt alle fü r Lestodiplosis charakteristischen
Merkmale (cfr. Taf. 6, Fig. 2). Ueber ihre Lebensweise is t nichts bekannt geworden. Vielleicht
h a t sie an den Larven der von Dr. V a n h o e f f e n mitgebrachten Psylliden schmarotzt.
IV. Psylliden.
Wie schon vorher bemerkt, sind Psylliden und Aphiden aus Grönland bisher nicht bekannt
geworden. Die Homopteren, welche Dr. V a n h o e f f e n in Grönland sammelte, stellen
3 Arten vor, eine Psyllide und zwei Aphiden. Ausserdem fand ich auf B lättern von Salix glauca,
welche Dr. V a n h o e f f e n der d a rau f sitzenden Gallen wegen mitgenommen hatte, die Häute von
Psylliden-Nymphen, die wohl zu den auf W eiden gesammelten Imagines gehören werden. Letztere
gehören zu dem Genus Psylla. Es sind bis je tz t fünf paläarktische Psylla-Arten, welche an Salix
leben, beschrieben worden: Psylla ambigua F o rst., iteophila F r. Lw., parvipennis F r. Lw., sali-
cicola Forst, und saliceti Forst, (cfr. F r . L öw , Revision der paläarktisschen Psylloden in Hinr
sicht auf Systematik und Synonymie Verh. zool. bot. Ges. Wien 1882, p. 231 u. 249 und Übersicht
der Psylliden von Oestreich-Ungarn ibid. 1888, p. 18 u. 19). Die grönländische A r t vermag
ich mit voller Gewissheit mit keiner der bekannten Arten zu identifizieren. Nach den vorhandenen
Beschreibungen h a t sie grosse Ähnlichkeit mit Ps. ambigua Forst, und ich stelle sie
daher vorläufig auch zu dieser A rt. Im Museum fü r Naturkunde zu Berlin befinden sich mehrere
Exemplare von Ps. saliceti Forst., die von F ö r s t e r selbst stammen und mit der grönländischen
A rt ungemein viel Ähnlichkeit haben. Diese Ps. saliceti Forst, passt nun aber gar nicht zu der
Beschreibung, welche Dr. Fr. L öw von dieser A r t entwirft, und zu der Zeichnung, welche sein
Bruder, He rr Paul L öw von dem Geschlechtsorgane des Männchens angefertigt h a t (cfr. Dr.
F r . L ö w , Beiträge zur Kenntnis des Psylloden, Verh. Z.-B. Ges. Wien 1877, p. 132—134, Taf. V I
Fig. 4 a. b). Die Berliner Ps. saliceti Forst, unterscheidet sich von der grönländischen eigentlich
nur durch den Mangel des Zahnes an der Zangenspitze, doch ist auch bei den grönländischen
Arten dieser Zahn nicht immer gleich sta rk entwickelt, Beide Arten unterscheiden sich aber
auf den ersten Blick von Ps. saliceti, die P. L ö w abbildet, durch den Mangel der runden lappigen
Erweiterung an der B asis; auch is t die Zangenspitze anders gebildet. Die beiden von mir untersuchten
Arten passen in jeder Beziehung viel mehr zu der Beschreibung und Abbildung von
Psylla stenolabis F r. Lw. (ibid. p. 144 u. 145, Fig. 10 a. b. auf Taf. VI). Dr. F r. L öw macht
schon d arauf aufmerksam, dass F ö r s t e r seine eigenen Arten oft nicht wieder zu erkennen vermochte,
und so wäre es immerhin möglich, dass die Ps. saliceti Forst, im Berliner Museum gleich
Psylla ambigua Förste r ist. F ö r s t e r h a t ja auch, wie L öw angiebt, seine Ps. ambigua unter
dem Namen Ps. insignis noch einmal beschrieben (cfr. Verh. Z.-B. Ges. 1882 p. 231). In der
vorstehend erwähnten Arbeit stellt F r. L ö w die oben angeführte Ps. stenolabis F r. Löw als
Synonym zu Ps. ambigua Forst. Wenn auch die grönländische A rt nicht vollständig zu der von
Dr. F r. L öw gegebenen Beschreibung von Ps. stenolabis passt, so glaube ich, wie gesagt, doch,
sie als Ps. ambiyua Forst. (== stenolabis F r. Lw.) ansprechen zu dürfen. Die Verschiedenheit der
Arten ist ja nicht ausgeschlossen, aber' es scheint mir' doch auch die Möglichkeit vorhanden zu
sein, dass die Abweichungen in unsern Angaben aus der Verschiedenheit unserer Untersuchungsweise
resultieren. Um über den Bau der einzelnen Organe so kleiner Insekten ins Klare zu
kommen, scheint es mir unbedingt notwendig zu sein, das betreffende Tier zu macerieren und
die einzelnen Teile bei stärk erer Vergrösserung zu untersuchen. Die A r t der Untersuchung muss
nach meinem Dafürhalten mit der Lupenuntersuchung am gespiessten Tiere Hand in Hand gehen.
Die innern Geschlechtsorgane finde ich auf keiner der vorhandenen Abbildungen dargestellt. Wie
aus Fig. 23, Taf. 5 meiner Abbildung ersichtlich ist, befindet sich am hintern Ende der untern
Genitalplatte ein anfangs sta rk nach unten gekrümmtes, dann plötzlich fa st rechtwinklich nach
oben gerichtetes, röhriges Organ, welches sowohl an seiner Basis wie auch an der löffelartigen
Verbreiterung mit einem ähnlich gebauten graderen, an der Spitze kolbig erweiterten, ebenfalls
s tark chitinisierten Organe gelenkig verbunden ist. Der untere Löffel is t an seiner Spitze abgestutzt,
umfasst die kolbige Erweiterung und lässt an seiner Spitze ein häutiges Organ hervortreten,
welches wohl als Penis und die untere gekrümmte Röhre als Penisscheide anzusehen ist,
während der obere Kolben der mittleren Lamelle (wie z. B. bei den Dipteren) entsprechen würde,
so wie die obere Genitalplatte als obere Lamelle, die bei den Dipteren oft in Lappen endigt und
auch bei der in Rede stehenden Psylla mit einem sehr feinen blassen, häutigen, kleinen Anhängsel
versehen ist. Die untere Genitalplatte entspricht den Zangenbasalgliedern nebst der untern
Lamelle, die ja auch bei den Dipteren oft mit den Zangenbasalgliedern verwachen is t (cfr. Bo-
letina). Bei Psylla is t diese untere Lamelle nieht mehr nachweisbar. Bei vergleichender Untersuchung
der Geschlechtsorgane der Insekten möchte sich wohl heraussteilen, dass dieselben nach
demselben Plane gebaut sind. Die vorher erwähnten aus der Höhlung der untern Genitalplatte
hervorragenden Gebilde sind in der Nähe der Basis der obern Genitalplatte angewachsen und
die Penisscheide der Röhre daselbst sta rk bauchig erweitert.
Nachfolgend gebe ich nun eine genaue Beschreibung des Tieres. Fühler 2 -j- 8-gliedrig;
die Basalglieder sind walzenförmig, das erste wenig länger als breit, beim zweiten übertrifft
die Länge die Breite ungefähr um das doppelte. Das erste Geisselglied is t das längste und
ungefähr l s/4mal so lang wie das zweite. Das vorletzte Glied is t das kürzeste. Die Geissel