
Sowinskys Arten.
S ow in s k y hat in drei kleineren Arbeiten eine Anzahl neuer Arten- aufgestellt. Mehrere derselben
sind bereits durch A. L a n d e 1) als Jugendformen nachgewiesen, und der Autor hat sich — wie er mir
freundlichst brieflich mitteilte — .vollkommen dem L a n d eschen Urteil angeschlossen. Die L a n d eschen
Angaben vermag ich mit Zustimmung des Autors wie folgt zu vervollständigen:
G. ulßanini, trouchanowi und brevisetosus sind Jugendformen von C. stremus mit elf- resp. zehn-
gliedrigen Yorderantennen.
G. poggenpoli ist ein junger G. viridis mit elfgliedrigen Yorderantennen.
G. Jcorostyschewi und G. palustris sind Entwicklungsstadien von G. albidus resp. fuscus mit zehn-
resp. elfgliedrigen Yorderantennen.
Über die Stellung von G. Jciewensis und hamatus vermag der Autor selbst kein Urteil abzugeben;,
beide sind daher zu den unsicheren Arten zu stellen.2)
In der dritten Arbeit3) von 1888 macht S o w in s k y eine kurze Mitteilung über G. serndatus, von
welchem er zwei Formen unterscheidet. Er sagt daselbst (nach einer Übersetzung, die ich ihm selbst verdanke):
„Bezüglich G. serrulatus nehme ich zwei Yarietäten an, welche sich von einander durch die Länge
ihrer Furka unterscheiden: 1). forma typica mit langer und 2) forma brevicaudata mit kurzer Furka. Beide
Formen leben oft zusammen in ein und demselben Gewässer.“ Da die Länge der Furka bekanntlich
grossen Schwankungen unterliegt, so kann die var. (forma) brevicaudata auch nicht als gesonderte Form
weitergeführt werden. Denn bei welcher Länge der Furka will man eine Form .als „forma typicau resp.
„forma brevicaudata11 bezeichnen? Ich habe im „Tierreiche“ darum beide Formen als synonym zum typischen
C. serrulatus aufgeführt.
G. intermedius stellt nach S ow in s k y s Angabe (1. ,c. p. 236) „wahrscheinlich eine Mittelform zwischen
G. coronatus und G. tenuicomis dar“, und L a n d e (1. c.) neigt, gestützt auf diese Mitteilung, darum
dahin, G. intermedius als eine seinem G, gracüicomis identische Art anzusehen. Da S ow in s k y keine
nähere Angabe über seine Art gemacht hat, so haben wir es hier nur mit einem nackten Namen zu thun,
der in der Bearbeitung im „Tierreich“ keine Berücksichtigung finden konnte.
Dasselbe gilt auch für die letzte Form S o w in s k y s , G. clausi Heller var. bidens, welche auch
unter dem Namen C. heMeri Brady var. bidens aufgeführt ist.
Über unterirdisch lebende Cyclopiden Deutschlands
ist ausser einer Arbeit von P r a tz , deren wichtigste Abschnitte ich im ersten Teile dieser Arbeit anhangsweise
wiedergegeben, und zu welchen ich daselbst einige kritische Bemerkungen gemacht habe, noch eine
zweite Arbeit erschienen, welche bisher gänzlich unbeachtet geblieben ist. Es ist eine Dissertation:
„J. F r e y , Die Grundwassertiere von München“, auf welche ich durch Herrn Prof. H o f e r (München) freund3)
L a n d e , Notaski karcynologiczne. Vergl. auch dessen Arbeit: Quelques remarques sur les Cyclopides (Mem.
Soc. zool. France, vol. 5).
*) Diese Arten sind beschrieben in den beiden Arbeiten von 1887 (Zapiski Kiev. Obshch. vol. 8, Protokolle).
3) Ebenda, vol. 9, p. 233, Anm. 2.
liehst aufmerksam gemacht worden bin. In Anbetracht dessen, dass diese Arbeit für viele Forscher wohl
nur sehr schwer erhältlich ist, gebe ich hier das Wichtigste aus derselben wieder.
Die Formen, welche mit der Oberwelt kommunizieren und sich nicht an die veränderte Lebensweise
des neuen Aufenthaltsortes angepasst haben, nennt F r e y im Gegensätze zu den „spezifischen Grundwassertieren“
(z. B. Gammarus puteanus) „zufällig“. Er fand zu verschiedenen Jahreszeiten verschiedene Arten
von Cyclopiden, und zwar beobachtete er besonders
im Frühling: G. serrulatus S. Fisch, und G. fmbriatm S. Fisch.,
im Sommer: G. albidus (Jur.),
im Herbst: G. fuscus (Jur.), und
im Winter: C. strenuus S. Fisch.,
die er als „Leitcyklopen der einzelnen Jahreszeiten“ bezeichnet. Seiner Angabe, dass diese Arten unterirdisch
nur dann in grösser Individuenzahl vorkämen, wenn sie auch in den Gewässern der Oberwelt das
Maximum ihres Auftretens erreichen oder doch bald nach demselbenj kann ich nach meinen Erfahrungen
nicht ohne weiteres zustimmen. G. serrulatus und fimbriatus beobachtete ich in fast gleicher Individuenzahl
sowohl in den Frühlingsmonaten, wie im Sommer und Herbste, und G. albidus und fuscus fand ich
besonders zahlreich im Frühjahre. G. strenuus ist, wie ich bereits früher bemerkt habe, die gemeinste
Winterform, die sich selbst unter dicker Eisdecke in erstaunlicher Anzahl findet. Auch zur Zeit der Eisschmelze
ist sie noch ebenso häufig, nimmt aber mit Eintritt der wärmen Jahreszeit sehr schnell ab und
scheint im Hochsommer gänzlich zu verschwinden oder sich doch sehr stark an Indiyiduenzahl zu vermindern.
1|I |W ie die Yerhältnisse in der Umgegend von München liegen, vermag ich nicht anzugeben.
Übrigens ist ja das zeitliche Auftreten selbst unserer gemeinsten Copepodenarten noch weit unbekannter
als das örtliche Yorkommen derselben.
Ausser den genannten fand F r e y zwei neue Arten. Über die eine äussert er sich folgendermassen:
„Vom Oktober bis Dezember findet man sehr häufig eine kleine zwölfgliedrige (!) Art, von welcher sich um diese
Zeit auffallend viel Weibchen finden, welche dadurch besonders gekennzeichnet sind, dass sie die Eiersäcke über dem Rücken
zurückgeschlagen tragen. Da die Augen hier vielfach nicht pigmentiert erscheinen, so.wollte ich für diese Art den Namen
Cyclops puteanus vorschlagen; da aber ausgezeichnete diagnostische Merkmale fehlen, so möchte ich vorläufig die ohnehin
vielfach übertriebene Artenzersplitterung der Cyclopiden nicht weiter fortsetzen.“
Leider hat F r e y — soviel ich ermitteln konnte — auch später eine Beschreibung dieser Art
nicht gegeben, so dass wir über dieselbe vollkommen im unklaren geblieben sind. G. puteanus habe ich
darum im „Tierreiche“ unter den unsicheren Arten aufgeführt.
Die zweite neue Art, G. seliger, charakterisiert er (p. 15 und 16) folgendermassen:
„Grosse Antennen zwölfgliedrig, besonders durch starken Borstenbesatz ausgezeichnet; charakteristisch die beträchtliche
Länge des 7., 8. und 9. Gliedes. Die zwei vorletzten Glieder pentagonal, das letzte beträchtlich länger und cylindrisch.
Die kleinen Antennen erinnern an C. tenuicomis Claus; das Basalglied verbreitert sich nach oben und hat nach innen eine
mächtige gefiederte Borste. Die übrigen Glieder der kleinen Antennen sind cylindrisch, von zunehmender Länge und abnehmender
Dicke. An den unteren Rändern sind alle deutlich mit starkem Härchenbesatz versehen. Körper gedrungen oval
*) Eine fast gleiche Angabe findet sich auch bei F r i ö u n d Yä v r a , „Die Tierwelt des Untergocemitzer und
Gatterschlager Teiches“, p. 67: „Im Juli und August nimmt die Zahl dieses Cyclops allmählich ab ; im September und Oktober
nimmt sie wieder zu und ist dann in der Teichfauna vorherrschend. In den Wintermonaten und unter der Eisdecke
ist dann pelagisch fast nur dieser Cyclops und Daphnia longispina vorhanden.“