baru) in kleine Stückchen, fügt etwas Wasser h in zu , rü h rt
die Masse eine Weile und gieht den Abguss der Frau zu trinken.
Dieses obat wird täglich dreimal eingenommen, morgens f rü h ,
mittags und gegen Abend. Die nötigen Blätter müssen in der
Morgenfrühe gesammelt werden.
Ausserdem machen die heidnischen Niasser in Ost-Nias
einige Tage vor der Entbindung zwei adu aus manawa — und
talianu-Holz; sie werden neben einander bei der Schlafstelle
der Frau hingesetzt. Während der Entbindung wendet die
Frau den Kopf zu diesen adu h in ; dann wird das Kind bei der
Geburt nicht erschrecken und für die Mutter werden keine
nachteiligen Folgen entstehen. Die adu haben menschliche Gestalt
und sind weiblichen Geschlechtes.
Andere Eingeborene erzählten mir, dass man früher diese
adu bereits im fünften Monat der Schwangerschaft verfertigte
und bei dieser Gelegenheit eine kleine kanduri feierte, wobei
ein Huhn geopfert wurde. Die adu sollten bewirken, dass das
Kind ohne Gebrechen zur Welt kommt.
In Nord-Nias (Lahewa) pflegen jedoch die Eingeborenen,
sowie die Frau von ihrer Schwangerschaft überzeugt ist, ein
Festmahl herzurichten. Der Geburtshelfer bestimmt d ab ei, was
die schwangere Frau von dieser Mahlzeit gemessen darf. Die
übrigen Hausgenossen und der Priester ö O nehmen daran teil.
Dagegen ist es in West-Nias (Lölöwau) nicht Gebrauch bei
Schwangerschaft ein Fest zu geben. Eine eben erst verheiratete
junge Frau schämt sich zu bekennen, dass sie schwanger is t,
deshalb wird der Anfang der Gravidität nicht beachtet. Vom
sechsten Monat ab pflegt hier die Schwangere einen Abguss
von daun paku zu trinken und ihren Leib mit diesen Blättern
einzureiben.
Diese Behandlung setzt sie auch nach dem Partus noch einige
Zeit fort. Hier hält die Geburtshelferin es für möglich bei einer
Frau Zwillingschwangerschaft festzustellen; sie kann — sagt
sie — durch die Bauchwand hindurch die Köpfe der Kinder
fühlen. Die beiden Fötus befinden sich in der tempat anak
(Gebärmutter) kreuzweize vor einander, in der Weise, dass die
Köpfe im oberen Teil des Bauches neben einander liegen und
die Gesichter einander zugewendet sind. Der Rücken der einen
Frucht ist nach hinten gekehrt, der der anderen nach vorne,
die Bäuche sind einander zugekehrt.
Die Geburt von Zwillingen wird in West-Nias für eingros-
ses Unglück gehalten. Gegen Zwillingsknaben hat man eine
grosse Abneigung, weil man glaubt, dass sie später schlechte
Menschen werden, die ändern Böses zufügen; noch mehr
jedoch fürchtet man die gleichzeitige Geburt eines Knaben und
eines Mädchens. Von ihnen ist n u r Schlechtes zu erwarten, sie
wachsen auf zum Mörder und zur Giftmischerin. In früheren
Zeiten, ehe unsre Regierung und die Mission in dieser Gegend sich
niedergelassen hatten, pflegte man bei der Geburt von Zwillingen
das zuletzt geborene Kind in einem Sack an einen Baum
im rimbu zu hängen, wo es elend umkam. Der Mann der unglücklichen
Frau lässt durch den Priester einen adu machen;
so lange dieser noch nicht fertig ist, dürfen die Eltern der
Zwillinge nicht mit ändern Menschen sprechen, da sie dieselben
krank machen und ihnen Gelbsucht verursachen können.
Hieraus sieht man, dass sogar die Eltein von Zwillingen mehr
oder weniger gescheut werden. Der adu wird aus kaju laban
gemacht; er hat menschliche Gestalt, d. h. er besteht eigentlich nur
aus einer kleinen länglichen Planke, in welcher sich an einem
Ende roh ausgesnittene Öffnungen, die Augen, Nase und Mund
vorstellen sollen, befinden; auch die Extremitäten sind n u r in
roher Weise angegeben. Das obere Ende des adu trägt einen
gabelförmigen Auswuchs. Die Kamponggenossen wollen nicht
eher das H au s, in dem Zwillinge geboren sin d , betreten, als bis
der adu aufgestellt ist. Dieser adu kann auch verh ü ten , dass die
Frau ein zweites Mal mit Zwillingen niederkommt.
Auch in Ost-Nias (Lölöwua) hält man die Geburt von Zwillingen
für ein Unglück, sowohl für die Eltern, als für den
ganzen Kampong (alacha bacha bambanua). Hier pflegte m an
früher beide Kinder lebendig in einen Sack zu stecken und
ihn weit weg vom Kampong irgendwo im Busch aufzuhängen.
Die Mutter steckt die Kinder in den Sack und der Vater trägt
sie fort; auch die Nachgeburt wird mit den Kindern in den
Sack getan. Man wagt die Kinder nicht irgendwo niederzu-
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