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 der  Mutter  oder  der  Geburtshelferin  dabei  nötig. 
 Die  Lage  der  Wöchenerin  bei der Entbindung ist in Ost-Nias  
 eine  andere  als  im  westlichen  Gebiet.  Hier  lässt  sich  die  Gebärende  
 auf  beide  Ivniee  nieder  mit  aus  einander  gespreizten  
 Beinen.  Unter  das  Gesäss  wird  ih r  ein  Block Holz geschoben,  
 während  sie  mit  beiden  Händen  einen  tali  festhält,  den man  
 über  ih r  an  einem  Balken  befestigt  bat.  Wenn  die  Geburtshelferin  
 dann  durch  äussere  Handgriffe  nach  ihrer Meinung  
 das  Kind  in  die richtige Lage gebracht h a t, reibt sie , mit beiden  
 Händen  einen  Druck  ausübend,  von  links  nach  rechts  über  
 den  Bauch  der  Frau.  Sowie  der  Kopf zum  Vorschein kommt,  
 kauert  der  Gatte  sich  hinter  seine  Frau  nieder,  schlingt beide  
 Arme  um  ihren  Leib  und  drückt  ihn  an  sich,  während  er  
 seine  Ivniee  ih r  in  den  Kücken  stemmt.  Die  dukun  reibt  inzwischen  
 immer  weiter,  bis  das  Kind  geboren  und  auch  die  
 Placenta  ausgestossen  ist.  Erst  dann  wird  die  Nabelschnur in  
 derselben  Weise  wie  in  West-Nias  abgebunden  und  durchschnitten. 
   Hier  geschieht  es  von  der  Mutter  selbst,  die dukun  
 darf  es  nicht  tu n ,  denn  das  Kind  würde,  wenn  die  dukun  
 nach  ihrer  Heimkehr  in  ihrem  eignen  Hause  Feuer  anmacht, 
   so  heiss  wie  Feuer  werden  und dadurch sterben; auch  
 könnte  der  dukun  auf ihrem  Heimweg eine Schlange begegnen  
 und  da würde  das Kind später nicht laufen le rn e n , sondern wie  
 eine  Schlange  kriechen. 
 Die  Ostniasser  halten  die  Nachgeburt  für  die  sudara,  dass  
 heisst  Bruder  oder  Schwester  des  Kindes;  sie muss die Frucht  
 umhüllen  und  sie  gegen  schädliche  Einflüsse  schützen.  Der  
 Rest  der  Nabelschnur  wird  nicht  besonders  behandelt;  wenn  
 er  abfällt,  wickelt  man  ihn  in  ein  Tuch  und  hängt  ihn  unter  
 dem  Dache  auf. 
 Während  der  Entbindung  pflegt  man  die  Haare  der  Frau  
 loszumachen,  weil  man  glaubt,  dass  dadurch  die Entbindung  
 leichter  wird  und  die  Schmerzen  geringer  sein  werden. 
 Direkt  nach  dem  Durchschneiden  der  Nabelschnur  reinigt  
 die  Mutter  ih r  Kind  und  wickelt  es  in  ein  Tuch. Darauf rollt  
 sie  die  Placenta in die tikar (Matte), auf der sie niedergekommen 
 ist  und  wirft  das Päckchen einfach in einiger Entfernung hinter  
 das  Hau s,  wo  es liegen bleibt ohne dass man sich weiter darum  
 kümmert.  Nach  der  Entbindung  wird  der  Frau  ein  weisses  
 Tuch  fest  um  den  Leib  gebunden.  Dieses  Tuch  muss fünf siu  
 (die  Länge  des Unterarmes mit Hand) lang und 1^ siu breit sein,  
 und  wird  acht Tage getragen, es soll den Hängebauch verhüten.  
 Die  Mutter  oder  die  Schwester  der  Wöchnerin  oder  in  deren  
 Abwesenheit  der  Gatte  selbst  helfen  ih r  das  Tuch fest um den  
 Leib  legen,  nach  acht  Tagen  trägt  sie  es  etwas  lockerer  
 und  nach  einem  Monat  darf  sie  es  ganz  fortlassen. 
 Erst  am  fünften  Tag  post  partu  darf  die  Wöchnerin  ihre  
 Haare  kämmen,  täte  sie  es  früher,  so  würden  die  Haare  des  
 Kindes  ausfallen. 
 Ein  festes  Honorar  für  die  Hebamme  giebt  es  hier  nicht;  
 es  variiert  zwischen  einem  und  fünf  Gulden,  je  nach  dem  
 Wohlstand  der  Betreffenden.  Ist  die  Frau  nicht  im  Stande  
 direkt  zu bezahlen, so wartet die dukun bis das Geld beisammen  
 ist;  stets  aber  erhält  sie  von  der  Familie  als Belohnung etwas  
 Essen. 
 Auch  in  Ost-Nias  darf  die  Frau  gleich nach der Entbindung  
 schlafen,  um  sich  von  der  Anstrengung  auszuruhen. 
 Im  dritten  Monat post partu darf sie wieder mit ihrem Manne  
 cohabitieren,  erst  dann glaubt man, sei bei der Frau alles wieder  
 in  normalem  Zustand.  Geschieht  es  vorher,  und man bemerkt  
 e s ,  so  muss  der Mann  dem Kamponghaupt zehn Gulden Bussgeld  
 bezahlen;  dieselbe  Strafe  erhält  er,  wenn er in den letzten  
 Monaten  der  Schwangerschaft  mit  seiner  F rau  verkehrt. Nach  
 der  Geburt  kommen  die  befreundeten  Kamponggenossen  um  
 das  Neugeborene  zu  bewundern,  sie  bringen mit ihren Glückwünschen  
 Keis,  Eier  und  Kleidungstücke  zum  Geschenk  für  
 das  Kind  und  die  Mutter. 
 Wenn  in  dieser  Gegend  ein  Kind  mit  der  Haube  geboren  
 wird,  so  löst  die  Mutter  die  Haut  vom  Kopfe  des Kindes und  
 wirft  sie  weg.  Man  glaubt  auch  hier,  dass ein solches Kind viel  
 Glück  haben und später zum Haupt des Distriktes gewählt w ird ;  
 auch  ist  es  in  Bezug  auf Erkrankungen  vor  ändern Menschen  
 bevorzugt.