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 mein  ältestes  K in d ,  ist  der  mächtigste  a d u ,  deshalb  wird aus  
 seinem  Munde  eine  eheka (dauernde Seele) hervorgehen, sowie  
 aus  dem  Munde  eines  mächtigen  Hauptes,  das  im  Sterben  
 liegt.  Kleider  und  Schmuck  für  die  adu  müsst Ih r aus Kokospalmblättern  
 machen  und  ihnen  als  Lösegeld für die Kranken  
 einen  irdnen  Scherben  geben.  Diese  Scherben  werden  die  
 adu  den  bela  abtreten,  Ih r  aber müsst durch Trommelschläge  
 die  bela  dazu  herbei  rufen.” 
 Selewe  erklärte  ihnen weiter noch, was und wie die Menschen  
 in  Krankheitsfällen  opfern  müssen  und  erteilte  Sinoi  gründlichen  
 Unterricht  in  der  Priesterschaft.  Auf  diese  Weise  ist  
 Sinoi  die  erste  Priesterin  geworden;  sie  unterrichtete  ihren  
 Mann,  dieser  wieder  seine  Kinder,  so  gab  es  viele  Priester. In  
 der  Tat  schienen  von  jener  Zeit  an  die  Kranken,  für  die  geopfert  
 wurde,  zu  genesen.  Hierüber  zürnte  jedoch  der  böse  
 Sawada,  er  überredete  mächtige  beghu die Menschen zu quälen  
 und  durch  Krankheiten,  für  welche  immerfort  Opfer gebracht  
 werden  mussten,  arm  zu  machen.” 
 Meine  Fragen  an  die  Niasser  über  die  Bedeutung ihrer adu,  
 die  sie  in  Krankheitsfällen  gebrauchen,  wurden  sehr  abweichend  
 beantwortet;  wahrscheinlich  weil  die  Eingeborenen die  
 ursprüngliche  Bedeutung  ganz  vergessen  haben.  Es  scheint,  
 dass  man  diese  adu  als  Medien  auffassen  muss, durch welche  
 der  Priester  im  Stande  ist  mit  den  ihm  wohlgesinnten  bela  
 in  Kontakt  zu  kommen.  Kontroleur  Schröder  teilte  mir  mit,  
 dass  das  Stück  Holz,  aus  dem  der  adu  gemacht wird, gedacht  
 ist  als  Körperstoff  für  den  bela  und  dass  auf  diese Weise  der  
 bela  mit  dem  Menschen  in  Verkehr  tritt. 
 Durch  die  Hülfe  dieser  bela  erfährt  der  Priester,  welcher  
 böse  Geist  den  Patienten  krank  gemacht  hat  und  durch  sie  
 wird  der  böse  Geist  gezwungen,  seinem  Opfer  nichts  Böses  
 mehr  zuzufügen,  sodass  die  Genesung  erfolgen  kann. 
 Nach  den  Erläuterungen  von  Herrn  Schröder,  bilden  die  
 bela  eine  Geistergruppe  zwischen  der  von  den  Menschen  bewohnten  
 Erde  und  dem  Himmel.  Ih r  Aufenthaltsort  sind  die  
 Gipfel  der  Bäume,  daher  der Name, den ihnen die Siid-Niasser 
 geben,  nämlich  Si  so  ba  högu  geu  =   Jang ada di udjung kaju. 
 - Die  Centralniasser  glauben,  dass  die  Nadaoja,  die  Häupter  
 (salawa)  der bela sind ; die bela werden in Central-Niasbelada genannt. 
   In Nord-Nias wird diese Meinungjedoch nichtgeteilt, man  
 giebt  dort  an,  dass die Nadaoja eine besondere Art von Geistern  
 seien,  die  sich  im  Nofdwesten der Insel in Tojolawa aufhalten. 
 In  Süd-Nias  und  einem  bestimmten  Teil  von West-Nias gebrauchen  
 die  Niasser  das  Wort  bela  sogar  für  Freund.  Der  
 Priester  ruft  für  die  Genesung  des  Leidenden  seinen bela und  
 trägt  ihm  auf,  den  bösen  Geist,  der  die  Krankheit  verursacht  
 h a t,  zu  suchen  und  diesem  das für die Genesung des  Kranken  
 dargebrachte  Opfer  zu  übergeben. 
 Es  giebt  aber  auch  Fälle,  in  denen  auch  die  bela den Menschen  
 Böses zufügen und sie krank machen; wenn die Menschen  
 z.  B.  nach  der  Meinung  der  bela  zu  viel  lachen und scherzen,  
 werden  sie  von  ihnen  mit Asche geworfen, woraus Hautkrankheiten  
 entstehen  :). 
 Nach Von Rosenberg sollen die bela auch manchmal Mädchen  
 und  Frauen vergewaltigen und schwanger machen, nachdem sie  
 sie  erst  auf  einen  verborgenen  Platz  gelockt  haben,  oder  sie  
 sollen  in  derselben  Absicht  die  Frauen  besuchen,  wenn  sie  
 schlafen  2). 
 Der Krankheits-adu scheint jedoch auch ein Medium zwischen  
 dem  Priester  und  der höheren Macht selbst, welche die Krankheit  
 verursacht  h a t,  bedeuten  zu  können.  Um den adu günstig  
 zu  stimmen,  sodass  er  zur  Vermittlung  bereit  is t, bringen die  
 Niasser  ihm  allerlei  Opfer.  „Die  Hauptsache  bei  den  opfern  
 im  Allgemeinen”  —  schreibt  Sundermänn  3)  —  „scheint  mir  
 die  zu  .sein,  den  Götzen  zur  Vermittlung  willig  zu  machen,  
 darum  nennt  man  dieselben  auch  vielfach  „ö  nadu  =   Götzenspeise.” 
   In  etwas  sind  sie  aber  auch  wohl  Lösungsopfer, 
 1)  Lett,  Aug.,  Im  Dienst  des  Evangeliums  auf  der W. Küste von  
 Nias.  Rhein.  Missionstraktat,  Barmen  1901. 
 2)  Nieuwenhuisen  en  von  Rosenberg,  Verslag  omtrent het eiland  
 Nias  en  deszelfs  bewoners.  Verh.  Batav.  Gen.  Dl.  30,  1863. 
 3)  Sundermann,  H.,  Der  Kultus  der  Niasser.  Globus  1891.