\ ou t. nterleutenant Wnstcrvul erfuhr ich, dass dio Niasser
cs als Liebkosung zu betrachten pflegen, sieb gegenseitig das
l ngezieter von den Köpfen zu suchen. Diese Liebesbeweise
dürfen aber n u r Mann und h rau sieh erzeigen, wenn sie nämlich
schon die Schlafstätte mit einander geteilt haben. Vorher gilt
es als ein Zeichen von Ehebruch. In Tete Zazuru sah Wastcr-
val zwei F rau en , die damit beschäftigt waren die Läuse auf
ihren Kopten auszutauschen; dies scheint ein besonderer
breundschaftsbeweis zu sein.
Nach Modigliani *) sind die Niasser ein keusches Volk. „Die
Badestellen von Männern und Frauen sind streng getrennt.
W enn sieh ein Mann der Stelle nähert, wo Frauen baden, so
machen die Badenden sich durch lautes Sprechen bemerkbar.
Es kommt wohl vor, dass ein Knabe badenden Frauen dreiste
Scherzworte zu ru ft, besonders wenn er glaubt nicht erkannt zu
werden, niemand wird jedoch wagen zu ihnen heran zu gehen ,
denn dafür würde er streng bestraft werden.”
Bei den Minangkabau-Maleien von Central-Sumatra lernten
wir seinerzeit analoge Auffassungen kennen. Wenn sie sich einer
Stelle n äh e rn , wo Frauen und Mädchen b ad en , so müssen sie
ihnen zurufen, damit die Badenden Gelegenheit haben sich zu
entfernen. Wenn die Leute es versäumen, so werden sie bestraft;
auch bei diesen Eingeborenen ist gemeinschaftliches Baden von
Männern und Frauen verboten. Bei den benachbarten Batak
finden wir ebenfalls das Verbot badende Frauen zu belauschen.
Männer und Frauen baden meistens ohne jede Bekleidung in
dem Fluss, der an dem Ivampong vorüber fliesst oder ihn durchschneidet.
Stromaufwärts hegt die Badestelle für die Frauen,
stromabwärts die für die Männer. Gemeinschaftliches Baden
würden die Batak sehr unsittlich finden. Wenn ein Mann an
der Badestelle der Frauen vorüber gehen muss, ist er verpflichtet
,.bo di aek” zu ru fen , wodurch die Badenden gewarnt
werden und Zeit haben sich anzuziehen; und erst, wenn die
Frauen geantwortet h a b e n : „ bo lu s ! ” d. h. Geh vorbei! darf
1) Modigliani, E., Un viaggio a Nias. Milano, 1890.
e r V o r b e i g e h e n . Ruft d e r Batak nicht „ b o d i aök19 o d e r wartet
er d i e Antwort nicht ab, s o w i r d e r bestraft i).
Dass aber die Niasser zweideutige Scherze heben, davon
habe ich mich selbst mehrmals überzeugen können.
1) Van Ophuysen, Kijkjes in het huiselijk leven der Bataks.
Leiden, 1910.